02. & 03. Mai / Litauen

02. Mai / An so einem Tag sollte man im Bett bleiben
 
Es fing schon ein paar Tage vorher an, meine rechte Pedale knackte. "Da sind Industrielager drin" dachte ich bei mir, da kann nichts knacken. Ein Griff an die Pedale zeigte, dass sie locker auf der Achse saß. Für sowas habe ich kein geeignetes Werkzeug mit. Hm.

Am nächsten Morgen fragte ich an der Rezeption ob es in der Stadt einen Fahrradladen gibt. Ich speicherte gleich die Adresse auf Maps und machte mich auf den Weg. Nach etwa 20 Metern fiel die Pedale einfach ab, herrlich.
 
Ok, die Adresse hatte ich, aber 11 km mit dem Fuß nur auf der Ache fahren strengt an, du musst immer aufpassen, dass du nicht abrutschst. 
Als ich angekommen war hatte der Laden gerade geöffnet. Ich entschloss mich mir gleich neue Pedalen zu kaufen, weil die andere jetzt auch Geräuche machte. Die hatten wohl den Regen und Dreck der letzten Tage nicht vertragen.

Neue Pedalen ran und weiter. Der Laden lag genau auf der Strecke und ich verlor nicht so viel Zeit.
Ich merkte nach etwas 20 Km, dass mein Hinterreifen mal wieder wenig Luft hatte, das war jetzt auch schon seit drei Tagen, einmal voll aufpumpen und dann hielt es den ganzen Tag. "Da muss irgendein winziges Loch sein, dass findest du so nicht, da brachst du Wasser wo du den Schlauch rein geben kannst, um zu sehen wo Blasen kommen" dachte ich die ganzen Tage und wollte den Schlauch ausbauen wenn ich das nächste Zimmer habe wo ich das Rad mit hinein nehmen kann.
Jetzt nervte mich das mit dem Loch, erst die Pedale und dann das. Mein Esel ist krank, ich muss was machen, damit wir uns wieder wohl fühlen.
Fahrrad auf die Seite Mantel eine Seite aus der Felge heben und Schlauch raus. GAADI - ich bin froh, dass wir uns gefunden haben. Leichter Schlach wechseln geht nicht. Das Loch habe ich natürlich ohne Wasser nicht gefunden, jetzt ist ein neuer schlauch drin.
 
Warum nicht drei Dinge an einem Tag die dich aufhalten? Mein alter, ist er Freund oder Feind?, mal so und mal so. Gerade so wie ich Fahre oder er kommt.
Feind, wenn er frontal angreift und Freund wenn er mich vorantreibt. Der Wind. Heute wollte er es wissen, wir standen auf Kriegsfuß.
 
Na am Ende des Tages hatte ich nur 80 km gemacht, das musst du die nächsten Tage wieder raus holen. Na dann viel Spaß.....
 
 

03. Mai / Ein Geschenk das ich gerne annehme
 
 
Als ich am Vorabend, wie jeden Tag, mit Annett telefonierte (früher war das alles schwerer, ich errinne mich noch an die Anfänge von Skype, das Pfeifen habe ich heute noch im Ohr, wenn ich daran denke) Heute gibt es so viele einfache Dienste ohne Anmelden und so. Einfach wählen und sprechen, ganz einfach, da stellten wir fest, dass ich ja jetzt schon eine Stunde voraus bin. Na besser kann es nicht sein, es ist am Abend länger hell. Heißt vor 21:30 Uhr ist es nicht dunkel. Ich schaute mir die Strecke an und wusste, ich konnte den ganzen Tag Europastraße fahren. "Die 160 angegebenen Kilometer sitzt du auf eine Arschbacke ab" dachte ich mir.
Wir so oft im Leben hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ein gutes Stück der Europastraße war auf einmal Autobahen. Mitten auf der Strecke ein Schild, fertig. Die Abfahrt verpasste ich, ich konnte es erst gar nicht glauben. Naja ich fuhr bis zur nächsten eben Autobahn.
 
Die Wege die ich jetzt nehmen musste, um im weiten Bogen wieder auf dei E67 zu kommen, kosteten mich zwei Stunden Zeit. Die Kilometer blieben am Ende fast gleich. 
 
Es wurde später und später, der immernoch anhaltende Feind tat sein übriges. Mir schlotterten schon die Beine als die Nacht einbrach. 
Jetzt wurde es dunkel, ich hasse das, meine Augen kommen nur ganz schlecht damit klar und ich muss sehr vorsichtig fahren. In dieser Situation fast nicht möglich, es war nur ein Randstreifen von 50 cm vorhanden, zum Glück wurde der Verkehr viel weniger. Ich hatte noch 18 km diese kosteten mich unter diesen Bedingungen etwas über zwei Stunden.
 
Das Telefon klingelt, ich ging ran, es konnte nur Annett sein, es war ihr schon zu spät, dann ruft sie immer an ob alles gut ist. Was jetzt kam kennen wir schon,
Ich sagte nur schnell dass ich noch unterwegs bin alles gut ist und sie ¨Alles ok, bis später¨.
 
Ich war fertig, die Steigungen konnte ich nicht mehr sehen weil es dunkel war, der Wind hasste mich und ich ihn. Und immer wenn ein Truck kam hiel ich verkrampft den Lenker fest um in der Spur zu bleiben oder an Einengungen, wegen Abbiegerspuren z.B., wartete ich bis kein Verkehr mehr war um weiter zu fahren. 
 
Ich weiß nicht was Busfahrer zum Frühstück bekommen, aber locker 80 % von ihnen essen das, das macht blöde.
Sie vergessen, dass so ein Bus eine tierische Druckwelle macht, und jemanden töten kann wenn es Scheiße läuft. Einer dieser gestörten 80 % fuhr so dicht an mir vorbei, dass ich vom Randstreifen in den Sand gelangte und beim Weg wieder schnell raus, um nicht zu stürzen, mit den Vorderrad an der Kante zum Asphalt hängen blieb. Ich kam ins straucheln, konnte mich aber noch fangen. Zum Glück hatte mein Schutzengel wieder beide Augen offen und es folgte kein weiteres Fahrzeug. Es hätte mich voll erwicht, weil ich mindestens einen Meter auf der Fahrbahn stand. Ich brüllte in die Nacht, etwas das ich hier nicht schreiben kann.
 
Danach war die Anspannung noch größer und meine Konzentration war maßlos. Gegen 23:00 Uhr kam ich am Hotel an, total fertig. So fühlte ich mich vor vielen Jahren mal als ich 450 Kilometer im strömenden Regen von Kroatien mit dem Motorrad nach Hause fuhr, völlig entkräftete. 
 
Ich meldete mich an, stellte den Junior in einem extra Raum ab und schleppte meine Taschen ins Zimmer, das war schwer wie Sau, ich konnte nicht mehr, ich musste zweimal laufen. 
 
Im Zimmer angekommen machte ich ein Bild von der Zeit, passend zu dem vom Tacho und telefonierte noch einmal kurz mit Annett.
Ich plante noch den nächsten Tag, ich versuchte es, beim Blick auf meine Handy vielen mir die Augen zu. Ich stellte schnell noch den Wecker und wollte mich ausziehen und fürs Bett klar machen.
Irgendwann wurde ich wach, hatte meine Sachen an und das Telefon in der Hand. Ich zog mich schnelll aus und kuschelte mich in die Decke.....

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Kommentar von Gerhard |

Mögen alle Schutzengel der Welt Dich begleiten.
Nur wer selbst fährt kann beschreiben wie gefährlich "Fahrradfahren" manchmal ist.

Antwort von Sven Marx

Ja so ein Schutzengel ist für vieles gut...
Gefährlich würde ich es nicht nennen, mact etwas Angst das Wort, eher ein ungutes Gefühl kann sich breit machen. In ungut ist gut drin - ist wie es halbvolles Glas. Hehe

Bitte addieren Sie 9 und 7.

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