02. - 05. Juni Russland / Auf in die Mongolei
Also, ich muss zu einer altbewährten Methode greifen wenn ich es nicht mehr richtig gebacken bekomme. Die letzten Tage ist so viel Kleinzeug passiert, dass ich es nicht mehr zusammen bekomme. Ich beschreibe mal die Highlights.
Der Weg hier zum Oasis Gasthaus in Ulaanbaata war mit herrlichen Übernachtungsplätzen übersät .
So ein Geländewagen ist einfach nur ein Hammer. Rein in die Steppe, die hier mit vielen Bergen um die 100 bis 200 Meter versehen ist und Zelt aufbauen. Der Blick runter zur Straße ist echt irre, irgendwo fahren die Autos. An allen Plätzen an denen wir jetzt waren musste man erst einmal die verschiedensten Arten von Kot beiseite räumen. Ziegen, Pferde, Kühe und selten ein paar Schafe, ich erkenne sie schon an ihren Überbleibseln.
Wenn hier im Blog jemand ist der Wert auf BIO legt der sollte hier einkaufen, das ist wirklich BIO. Die Tiere latschen hier den ganzen Tag durch die Gegend, wenn hier Autos hupen ist es meistens wegen der Kühe, diese haben echt die Ruhe weg und gehen spazieren auf der einzigen Verbindungsstraße in die Hauptstadt. Übrigens leben die Hälfte aller Einwohner der Mongolei in der Hauptstadt. Es sind knapp drei Millionen und 1,6 Millionen leben hier. Das merkt man auf den Straßen auch, es ist voll und ständig sind Unfälle, nicht schlimmes, es knallt nicht wirklich, aber die Autos schieben sich ständig in einander. Ich bin jetzt zwei Tage hier und habe schon drei Unfälle gesehen. Ich bin aber kaum außerhalb unseres Camps gewesen.
Das mit dem BIO ist echt scharf. Gleich in der ersten Nacht, dachte ich ich spinne. Ich lag im Zelt und habe versucht Bilder zu laden, wie immer mein größtes Problem auf Reisen. Es ging nicht wirklich gut, immer wieder gab es Abbrüche, und wieder von vorn. Ätzend...
Irgendwann dachte ich ich träume, ich hatte die Pferde schon beim Sonnenuntergang am Kamm des Berges gesehen, doch jetzt schienen sie ganz in der Nähe meiner Stoff Behausung zu sein. Ich musste doch mal rauss sehen, also Schlafsack auf und Zelt etwas öffnen. Boh ich glaubte es nicht, die Pferde waren so dicht an meinem Zelt, dass ich dachte, das glaubt dir keiner, davon musst du ein Bild machen. Kamera raus und Versuch eins starten. Der Mond war zur Hälfte am Himmel, ich versuchte mein Glück ohne Blitz, was war nichts, alles schwarz.
Ok, ok, dann eben mit Blitz, alles was zu sehen war, waren die Augen der Pferde die in meine Richtung schauten. Ich dachte sie werden bestimmt abhauen, du musst die Chance nutzen nach dem Blitz rennen sie bestimmt weg. Pah, keine Reaktion. Sie fraßen weiter.
Hm mehr Licht muss her. Ich setze meine Stirnlampe ein. Die Pferde waren jetzt noch besser zu sehen, Blitz, wieder nichts. Was für ein Mist. Ich wollte sie, ein Bild, ich hatte es schon Annett geschrieben und auf Facebook. Alle wollten Bilder. Nach drei weiteren Versuchen gab ich mich geschlagen, es waren immer nur die Augen zu sehen.
Ich hörte den Pferden noch eine Weile beim Fressen zu, sie kamen immer Näher, irgendwann machte ich das Zelt wieder auf und versuchte ein gutes Bild zu bekommen, wieder nur Augen, ohhhhh, ich hätte rasen können vor Wut...
Am nächsten Morgen bekam ich dann noch meine Bilder. Das hier ist wirklich BIO. He he
Am nächsten Abend ging es wieder in die Berge hoch, das gleiche Bild mit den Autos und den Tieren.
Als ich 2015 mit Karl die Inklusion braucht Aktion Tour zum Papst über die Alpen gestartet habe, da haben wir an jedem Gewässer halten müssen, Karl der Wasser Narr musste immer hinein. Jetzt habe ich einen anderen Verrückten eingefangen. Mein neuer Freund Didi ist nach Bergen verrückt. Immer wenn unser Camp für die Nacht fertig ist sucht er sie den nächst höheren Berg und rennt los um diesen zu besteigen. Mann, ziehe ich nur verrückte an, bin ich wirklich der einzige normale hier?
Es war bis jetzt jeden Abend so aber an dem Abend war es etwas anders und Didi hat wieder für einige Lacher gesorgt. Didi war oben auf dem Berg, es war sehr warm an dem Tag, also blieb sein Shirt gleich unten. Vor drei Tagen hatten wir die letzte Möglichkeit zu duschen. Nicht so wild, im Auto macht man sich ja nicht dreckig oder schwitzt wie wild. Wenn man jetzt aber auf einen Berg rennt dann schwitz man. Didi hat sich also überlegt, dass dort oben so und so kein Schwein ist und er seine Lauf Hose ruhig ausziehen kann damit sie trocken bleibt. Aber dann werden die Unterhosen trotzdem nass, schoss es ihm durch den Kopf. Ach hier ist niemand dachte er sich und auch, dass er noch nie nackt gerannt ist. Na ja, irgendwann ist immer das erste Mal. Mann haben wir wieder gelacht, er ist eine echte Stimmungskanone, jede Minute mit ihm ist toll. Aber ich muss sagen ich bin froh, dass ich nicht mehr rennen kann, auf das irgend wann ist immer das erste Mal kann ich verzichten.
An diesem Abend habe ich mein Zelt gut fest gemacht, eigentlich stelle ich es immer ohne Heringe auf. Es war windig und ich hatte eine gute Vorahnung, der Wind wurde stärker und es setzte auch Regen ein. In der Steppe kommt der Wind gut voran, kein Baum , kein Strauch der ihn stört.
Auf unserer letzten Etappe zur Hauptstadt hatten wir nur noch 80 km, ein Katzensprung in einem Auto, wir machten noch einen Stopp an einem Friedhof, vom weiten war es nicht als solcher zu erkennen. Ein riesiger Budda zierte die Anlage und ein paar Häuser die Tempeln ähnelten. Als wir beschlossen die Anlage zu besichtigen fiel mir sofort wieder ein wie sehr ich mich auf die Länder um Thailand freue mit ihren ganzen Tempel anlagen und Mönchen, es gab hier schon einen leichten Vorgeschmack.
Ach ich habe ja noch die Pointe von Didis Nackt tour in der ¨absoluten Einsamkeit vergessen¨. Am nächsten Morgen habe ich zu dem Kamm hoch gesehen, dort war ein Reiter. Ich rief Didi und sagte er solle mal hoch in die Einsamkeit schauen. In dem war der Reiter kurz nicht zu sehen aber eine ganze Herde Schafe kam zu uns runter. Plötzlich tauchte der Reiter wieder auf. Ich schaute Didi an und er mich. Ich sagte: ¨So viel zu deiner Einsamkeit, stelle dir vor der hätte dich gestern gesehen. Wir lachten wie wild. Oh Didi, du bist der Hammer.
Im Oasis Gasthaus trifft man ein Haufen ¨Verrückte¨ aus aller Welt. Na ja die meisten Blöden die sich hier rum treiben sind aus Deutschland. Es geht hier gut zur Sache, Motorradfahrer, ein paar Autos und ein Radfahrer. Man kommt schnell ins Gespräch aber es bilden sich auch schnelle Gruppen. Die Leute treffe sich und man findet zueinander.
Heute haben wir den Moser, ein Freund von Didi abgeholt vom Flughafen, er ist auch ein super Typ. Schön, dass er Didi schon so lange kennt, so kamen heute noch ein paar Missetaten von Didi auf den Tisch. Es wird nie langweilig.
Frank der andere Radfahrer hat hier einen guten Freund und mit dem habe ich heute telefoniert. Meine Route geht jetzt nicht auf dem kürzestem Weg zurück nach Russland sondern ich fahre jetzt erst einmal noch 650 km durch die Mongolei Richtung Osten und dann geht es nach Norden um wieder in den russischen Wäldern einzutauchen. Ich bin gespannt wie die nächsten Tage meine Schlafplätze´ aussehen werden. Ich kann mein Fahrrad nicht in die Berge schieben, zu schwer. Und in der Steppe kann man sich schlecht hinter Bäumen verstecken.
Morgen geht es in die Stadt, ich benötige ein neues Armband für meine Uhr und einen Sack für meine Zeltstangen, ich bin zuversichtlich, diese Stadt ist gut ausgerüstet.
Tja, und am 07. geht es dann endlich mit dem Fahrrad weiter.
Wladiwostok ich komme....
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Kommentar von Gerhard Finster |
Also für alle die das Fahrrad so lieben wie du und ich, bist du ganz normal. Aber wie oft müsstest Du schon hören "Du bist ja verrückt"?
Ich freu mich für jeden der es schafft dem grauen Alltag ein Schnippchen zu schlagen und am Ende des Tages für sich sagen kann, ja, es hat sich gelohnt.
Danke für die vielen wunderschönen Bilder und weiterhin gute Reise.
Antwort von Sven Marx
Ja, rausgehen und machen. Wichtig.
Ich freue mich, dass du so bei der Sache bist.
Viele Grüße aus der Mongolei
Icke
Kommentar von Benny |
Hi Sven,
wo man die ganzen Bilder sieht wird man schon irgendwie neidisch:
" bin ich wirklich der einzige normale hier?" .... Ich dachte ich wäre von uns beiden immer der, der die schlechten Witze raushaut ;)
Liebe Grüße
Benny
Antwort von Sven Marx
Na dann rauf auf dein neues Rad - hoffe hast es schon.
Sprüche habe ich schon geklopft da warst du noch Quark im Schaufenster.
Freue mich, dass du mich hier begleitest.
Kommentar von Karl |
>> Als ich 2015 mit Karl die Inklusion braucht Aktion Tour zum Papst über die Alpen gestartet habe, da haben wir an jedem Gewässer halten müssen, Karl der Wasser Narr musste immer hinein. Jetzt habe ich einen anderen Verrückten eingefangen.<<
WAS wäre die Welt OHNE "Verrückte".. ?
Langweilig und trostlos.. :-)
Beste Grüße und weiterhin gute Fahrt :-)
Antwort von Sven Marx
Da hast du voll Recht mein Freund, an sehr vielen Stellen wäre keine Farbe im Leben....