03. Dezember - 05. Dezember / Australien

Mit dem Fahrrad durch Australien

 

 

Hier seht ihr meine aktuelle Position.

 

Eine Leseprobe zu meinem Buch HIER

 

 

03. Dezember /Australien / Keine Fata Morgana

 

Einen 15.000 Hektar großen, also riesiger See sollte man sehen, der war aber nicht da. 
Ich wunderte mich erst nur, dass ich in einer absoluten Ebene einen riesigen Bogen entlang der Berge machen musste. Ich dachte mir nichts bei, hier laufen ja überall Zäune lang, wer weiß wem das Land wieder gehört, dachte ich nur. Als ich eine Pause einlegte da fiel mir wieder ein, dass hier ein Bergsee sein muss, ich hatte was von knapp 700 Meter über Null gelesen. Was ich nicht gelesen hatte, das dieser See schon viele Male ganz ausgetrocknet war, er war eigentlich nicht als See zu erkennen, es sah eher aus wie Weideland. Na nun bin ich schlauer, es ist doch immer besser wenn man mal schnell selber schauen geht. 
Also, der See mit dem Namen Lake George, der oft auch als Fata Morgana erscheint und dann voll ist, ist das in Wirklichkeit eher selten. Was aber auf jeden Fall da ist, das sind die Berge. Es ist gerade anstrengender als ich dachte, aus den anfänglichen Hügeln und dann langgezogene Anstiege sind kleine Berge geworden. Die alleine würden sogar noch gehen, das Schlimme ist der Wind, warum kommt Wind eigentlich fast immer aus der falschen Richtung? Wenn er wirklich mal von hinten kommt und es schön eben ist, dann schafft man mit einem vollbeladenem Fahrrad sogar fast 40 km/h. Das hatte ich mal in Texas als ich auf einer Straße zwischen zwei riesigen Ranges fuhr. Rinder ohne Ende, eine Straße und ein wie irre strampelnder Deutscher der dem Wind davon fahren will....

Ich habe schon einige Kängurus, gesehen, hier leben nur die kleinen. Die werden wohl bis 1,40 Meter hoch. Was mich daran total entsetzte, dass ich nicht ein lebendes zu Gesicht bekam, sie lagen allesamt überfahren am Straßenrand. Das ist so wie bei uns mit den Füchsen. Ich möchte mal wissen wie viele Tiere weltweit pro Jahr getötet werden. Es muss eine utopische Summe sein, ich sehe vom Pferd zum Adler bis zur Maus wirklich alles auf den Straßen der Welt. Traurige Sache...

Ich traue mich nicht wirklich weit von der Straße weg wenn ich mal pinkeln muss, hohes Gras meide ich wie die Pest. Da sitzen Schlangen zu gerne drin, gut versteckt können sie sich schön in der Sonne aufheizen. Den Tipp mit dem Gras habe ich damals kurz vor Kingman auf meiner Route 66 Tour bekommen, Ich traf einen Mann der nur ein Bein hatte der aber mit einem Planwagen seiner Frau, vier Pferden und zwei Hunden zwei Jahre in den USA unterwegs war. Man trift nur verrückte... Hier sprüht man die Warnungen vor den Schlangen auf die Wege an den Rastplätzen. Das Gras dort ist schön kurz gehalten, übersichtlich. 

In Cenberra angekommen habe ich mich gleich über eine Siedlung vor dem alten Parlamentsgebäude gewundert. Hier macht man auf die Probleme der Ureinwohner aufmerksam. Sie haben vor vielen Jahren ein eigenes Land gegründet. Und seit damals versuchen sie ihre Rechte durchzusetzen. Verrückt wie man mit den eigentlichen Einheimischen hier und auch in Amerika umgeht. Sie haben praktisch kaum Rechte. Verrückte Welt. 

 

 

04. Dezember /  Australien

 

Das Wetter ist eine echt harte Prüfung. Wetter das man keinem wünscht, Regen der waagerecht kommt und die Temperaturen sind auch stark gesunken, Nachts geht es bis 10 Grad runter. Die letzten Monate hatte ich Nachts nie unter 20 Grad, eher hoch bis 30. Was für eine Umstellung. Du wirst nicht richtig warm, selbst Radfahren hilft nicht. Die innere Heizung wird durch den kalten Wind nicht richtig auf Temperatur gebracht. Ich fange an Zwiebellook zu tragen. Es muss noch ein Shirt drüber, es macht keinen Spaß.

Toller Empfang, in der Botschaft hat man mich gleich am Tor schon freundlich empfangen. Der Mann in dem Häuschen am Tor kam gleich raus als er mich sah. Er sprach englisch und meinte ich solle das Fahrrad mit hinein nehmen. Schön, nicht wie damals in Phnom Penh, als der Junior auf der Straße voll beladen stehen musste. Ja es war genug Polizei da, mir war trotzdem nicht wohl. Ich wurde gleich weiter geleitet, nach der zweiten Schleuse wurde ich auch schon von der netten Dame in Empfang genommen mit der ich die ganze Zeit geschrieben hatte. Sie wollte alles über die Reise wissen. Wir waren schon voll am reden da kam die Vertreterin der Botschafterin und ein weiterer Mitarbeiter, er konnte mir gute Auskünfte über die Situation der behinderten Menschen in Australien geben.

Die Lage sieht so ähnlich aus wie es in den USA ist, wer viele Soldaten hat der hat auch viele Menschen mit einer Behinderung. Der Staat muss ran, aus dieser Nummer kommt er schlecht raus. Es ist an fast allen Bürgersteigen eine Rampe, aber eher eine die in den Himmel geht, sie sind echt zu steil. Leute die sowas machen müssten mal mit dem Rolli einen Tag durch die Stadt fahren. Mit dem Sport für behinderte Menschen sieht es wohl auch gut aus aber ob es auch gemischte Mannschaften gibt wusste er nicht. Na die Basis eine Inklusion ist gegeben, die Zugänglichkeit im öffentlichen Bereich ist ganz gut, etwas besser vielleicht als bei uns. Wobei man das auf die Städte begrenzen muss. Auf dem Land gibt es nicht einmal Bürgersteige.

Es wurde wieder das obligatorische Bild mit der Fackel dem Junior und natürlich dem Daumen hoch gemacht und danach gab es wieder Auskünfte über die Technik. Warum interessiert das eigentlich immer nur die Männer?? Noch vor Ort wurde mir Hilfe im Konsulat in Melbourn zugesichert. Man stellte am selben Tag noch einen Kontakt her. Super.

Regen, ich habe die Schnauze voll, ich werde nicht warm. Ich bin gerade in einem Tief, etwa so wie 2016 am Nordkap als es im Juni nur vier Grad war und es drei Tage Regen und Gegenwind gab bevor ich endlich den Globus sah. Ich wollte nur schnell mein Zelt aufbauen und in meinen Schlafsack. Auf meine Frage ob es noch einen Platz für mich und mein Zelt gibt gab es ein klares Nein. Ich fragte noch einmal nach. Es blieb beim Nein. Der Grund war, dass es auf dem Platz gar keine Zeltplätze gab. Ich fragte nach dem nächsten Zeltplatz. Dieser befand sich 10 km weiter. Ich fragte nach der preiswertesten Unterkunft. Die Unterkunft gab es für hundert Euro. Ich sagte der Frau, dass ich nichts besonderes will nur eine einfache Unterkunft, das war das einfachste. Ich sagte ihr, dass ich mir das kurz überlegen muss. Ich checkte im Netz den Weg zu dem anderen Zeltplatz und die Möglichkeiten eines Hotels das preiswerter war in der Nähe. Alles nicht so wie ich es mir wünschte. Ich war im Arsch und hatte echt keine Lust mehr.Ich ging wieder rein und schob meine Kreditkarte in den Schlitz und bestätigte das Ganze mit meinem Pin. Es schmerzte....

05. Dezember/ Australien / 

 

Mir fehlt die Kraft, bin ich am Ende meiner Reise? Ist hier Schluss? Die Hälfte der Strecke habe ich fast geschafft. Ich hatte mir mal ausgerechnet, dass ich etwas 29.000 Kilometer zurücklegen werde in den 18 Monaten. Seit ich mit Annett unterwegs war ist es schwer für mich, erst der Muskelkater weil ich fünf Wochen nicht auf dem Fahrrad saß und jetzt Berge, Kälte, Regen und Wind von vorne. Es läuft nicht mehr, die letzten drei Tage waren hart. Wenn der tolle Empfang in der Botschaft nicht gewesen wäre hätte es keinen Moment gegeben der einen Lichtblick zeigt. 
Dabei habe ich schon viel härtere Situationen gemeistert. Was ist los. Ich habe Zeit zum denken, viel Zeit. Das Beste am Radfahren ist, dass man Zeit zum denken und mit sich selbst reden hat. 
Ich habe kein Heimweh, daran liegt es auf keinen Fall, und es ist eigentlich auch nicht zu hart, es gab schon viel schlimmere Abschnitte auf meinen Touren. Wenn ich nur daran denke wie ich in Russland verzweifelt nach Schatten suchte oder mich in Nevada mit dem Kopf unter Büsche legte um wenigstens den Kopf etwas zu kühlen.
Ich habe lange gebraucht drauf zu kommen, aber am Ende war es klar. Ich hinke immer noch der tollen Zeit mit Annett hinterher. Die vier Wochen Thailand mit dem Rucksack waren ein paar der schönsten Momente mit dieser tollen Frau. Ja das ist es gewesen.

Gut, ich habe es erkannt. Ich kann es nicht ändern, es bleiben tolle Momente. Was ich ändern kann ist meine Position zu der Tour. Das ist es was ich wollte, ich wollte mir beweisen, dass ich das kann. Jetzt ist genau das passiert wo ich immer von gesprochen habe. Ich habe keine Angst es nicht körperlich zu schaffen. Brennende Muskeln sind blöd aber wenn man etwas ruhiger macht ist das nach ein paar Tagen weg. Der Kopf ist das Schlimme, wenn der nicht will,weil er zum Beispiel an tolle Tage mit deiner Frau denkt kann das das Ende sein. Denn nur was der Kopf will kann der Körper schaffen. 
Gut, ich habe das Problem erkannt, es ist der Kopf und dazu kommen wohl die schlechten Bedingungen. 
Ich muss mir selbst etwas Mut machen.Was wäre ein Mutmacher ohne Mut???? 

 

 

Am 06. Januar haben wir übrigens schon einen neuen Termin für eine live Übertragung gemacht. Es startet wieder um 14:00 Uhr. Im Internet zu hören unter www.rockradio.radio,de Ich hoffe ihr seid dabei.....

 

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Kommentar von Claudia Harfst |

Oje, so ein Wetter im Hochsommer erwartet man in Australien wirklich nicht. Da kann man schon einen "Moralischen" kriegen, zumal wenn der Abschied von der Liebsten erst so kurze Zeit zurückliegt! – Und ja, die Aborigines sind in Australien total übel "behandelt", fast ausgerottet worden. Das lag (teilweise) daran, dass sie keine gemeinsame "Regierung" hatten, jeder Stamm lebte autark, daher hatten die Weißen keine Verhandlungspartner. – Ganz anders bei den Maoris in Neuseeland: Sie waren kriegerisch und hatten einen starken "King", der mit den Weißen verhandeln konnte und die Wahl hatte, zwischen den konkurrierenden Engländern, Franzosen und Niederlänedern die besten Konditionen zu auszuhandeln. – In Australien merkt man viel deutlicher die "Convict"-Vergangenheit, der Umgang mit den Aboriginals, Tieren und Umwelt war und ist oft skrupellos. Sogar aktuell geht der Umgang mit Bootsflüchtlingen gegen jedes Menschen-/Asylrecht, einfach nur grausam, KZ-mäßig.

Antwort von Sven Marx

Danke für die Auskunft, hätte mich schon gefragt wie das hier lief.

Die Ureinwohner sind hier glaube ich auch  nicht ausgegrenzt, sie leben nicht in eigenen Vierteln. Das ist jedenfalls mein Eindruck, man lebt hier miteinander.

Oder liege ich da falsch?

Was ist die Summe aus 8 und 1?

Partner und Freunde