03. Oktober / DID Tour 2016 / Ungarn / Entweder ich bin zu blöd oder die Verkehrspolitik hier ist Scheiße

Das Navi zeigt mir 140 Kilometer bis zum nächsten Punkt den ich erreichen will, das Land ist flach, ich habe Rückenwind, es ist bedeckt, soll nur ein wenig regnen. Ideal für ein paar Kilometer Richtung Osten.

Doch bevor es los geht muss ich mich noch verabschieden. Ein herzlichen “Auf wiedersehen”, noch eine kurze Umarmung und schon sitze ich im Sattel, im Sattel Richtung Rumänien. Halt, halt, halt an Svente. Du wolltest noch Norbert besuchen. Stimmt – fast vergessen. Das war ja der andere Grund warum du doch in dem kleinen Hotel am Flughafen geblieben bist und gestern nicht noch ein paar Kilometer gemacht hast. Norbert ist der freundliche Typ von CARGO, er hatte mir im letzten Jahr ja so toll geholfen, dass die Ägypter es endlich auf die Reihe bekamen mein Bike nach Ungarn zu senden. Ihn musste ich besuchen.

Ich sende von meinen Touren immer Postkarten, Freunde von uns bekommen welche, mein Arzt, natürlich Annett und Norbert. Karten aus aller Welt. Nun hatte ich eine von Prag in der Tasche die ich nicht los geworden bin weil ich keine Briefmarken bekommen hatte in Tschechien. Ich dachte mir, fährst mal vorbei und spielst den Postboten, er wird sich freuen. Als ich eintrat in das Büro war er nicht zu sehen, ich befürchtete schon er sein heute nicht da. Ich fragte nach ihm, ein junges Mädel sah mich fragend an. Hattest du den Namen falsch ausgesprochen? Norbert klingt hier vielleicht anders als bei uns. Ich wiederholte den Namen – Nichts. Eine andere Frau hatte mitbekommen was ich wollte und sagte mir, dass Norbert nicht mehr hier arbeitet und wo er nun ist. Ich war geknickt, hatte mich doch so auf seinen Gesichtsausdruck gefreut. Na ich werde mal versuchen ihn ausfindig zu machen wenn ich in Berlin zurück bin. Vielleicht wird es ja was.

Also rauf aufs Pferd und der Sonne entgegen, also das was man am Himmel von der alten Dame erahnen konnte. Es war voll bedeckt. Die ersten Kilometer liefen sehr gut, sogar Radwege waren vorhanden. Hervorragend. Der Ort endete und eine Art Landstraße begann, breit genug um mir mit den Autos die Fahrbahn bequem zu teilen. Ich war etwa 4 km auf der Straße unterwegs, da kam aus dem Nichts eins dieser verhassten Schilder hier in Ungarn. Radfahren verboten. Es war wie immer, es gab keine Alternative. Ich suchte nach einer Lösung, das Navi zeigte mir auch nichts anderes an. Ich kotzte mich fast tot, die haben hier echt nichts für Radfahrer übrig…..

Zurück, irgendwo abbiegen und über die Dörfer eiern. Das kostet Zeit und bringt dir ein Drittel mehr Kilometer auf den Tacho. Ich war schon zweimal in Ungarn unterwegs, ich kenne dieses Spiel. Nein du färst, obwohl die mal jemand am Straßenrand gesagt hat, dass die Polizei da hohe Strafen drauf aussetzt. Ich forderte mein Glück, ich hasse Autorität. Gestern habe ich mit Frank so hin und her geschrieben und dabei geschrieben, dass das wohl die Schuld der DDR ist und dass ich sie dafür verklagen werde, sie haben mich zu dem gemacht was ich bin, ein Typ der sich sträubt es so zu nehmen wie es Vorschrift ist. Hehe, kleiner Scherz, es gibt sie ja nicht  mehr. Und wer weiß ob ich nicht auch ohne sie ein Problem mit der Obrigkeit hätte.

Ab und los. Die Straße war immer noch breit genug es kam aber eine Brücke, ich dachte, dass das der Grund für das Schild ist. Gleich danach kam der Ort. Ich war kaum drin, da fuhr die Polizei auch schon an mir vorbei. Puh, du hattest mal wieder Glück.

Der Ort war zu Ende – das gleiche Spiel. Ich dachte mir, dass es auch hier leider keine Möglichkeit gibt also musst du sehen, dass du hier weiter kommst und hoffen, dass dich die Bullen nicht kaschen. Ein Stück weiter fuhr ich wieder ab, es schien eine Möglichkeit neben der Straße zu geben.Kurz nachdem ich die Straße verlassen hatte um in eine Art Industriegebiet zu fahren, endete dieses auch schon wieder, es gab nur ein kurzes Stück Straße vor dem Gelände welche in einem ziemlich schlechtem Weg neben der Landtraße mündte. Der Weg hoch zur Straße  war mit ziemlich hohem Gras bewachsen, mein Glück, sonst wäre ich genau an der Stelle wieder zurück auf die Fahrbahn gegangen. Ich blieb also auf dem Weg der halb durchs Feld führte und nur eine Minute später fuhr die Polizei an mir vorbei. Jetzt müssen sie bemerkt haben, dass du verbotenerweise auf der Straße warst, wie bist du sonst auf diesen Weg gekommen. Sie haben dich zwar nicht erwischt, sind ja aber nicht blöd und können sich denken wie es gelaufen ist. Ich musste also zusehen hier weg zu kommen. Bin dann einen Weg gefahren der mich über die Dörfer führte, nicht lange Später stand ich wieder an der verbotenen Straße. Gerade als ich überlegte auf sie abzubiegen tauchte die Polizei wieder auf. Mein Gedanke war gleich >>Die haben dich auf dem Schirm<<. Und richtig! Die Frage >>Wohin und woher<< und Passkontrolle. Nach einigem Hin und Her bekam ich meinen Ausweis wieder und drehte schnell um.

So ging es nicht weiter, ich schaute auf die Karte, es geht nur umständlich über die Dörfer, du verlierst Zeit und hast 25 km extra. Nicht zu schaffen, es wird schon um 19:00 Uhr dunkel, ich entdeckte auf der Karte einen Bahnhof. Ok dann Zug – fertig.

Tja so fuhr ich mit dreimal umsteigen 120 km mit dem Zug. Ich kam bis kurz vor die Grenze. Und was soll ich euch sagen, schon die Frau am Schalter in dem Ort der noch ewig weit weg war wusste gleich, dass da auch ein Radweg über die Grenze führt. Radwege sind hier wohl so selten, dass sich das gleich im ganzen Land rum spricht. Hehe

Tja nun hatte ich etwa noch  45 km bis Oradea. Alles war gut, ich stieg aus dem Zug und es regnete. Oh Mann….

Also gut, Regensachen an und ab weiter nach Osten. Ab in ein Hotel und schlafen. Morgen hast du  dann noch 157 Kilometer durch die Berge, das wird eine heiße Nummer.
Karpaten macht euch frisch – Jetzt komm Ick…..

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