04.04. 2016 / Den Bock zum Gärtner machen / USA-Reise vom Team Marx
Vor sieben Jahren um die Zeit war ich in der Reha, die Ärzte im Krankenhaus gaben keinen Pfennig auf meine Entwicklung. Pflegefall sagten sie zu Annett und dass sie sich wieder eine Wohnung und Arbeit in Deutschland suchen soll. Ich werde immer ans Bett gefesselt sein und das Thema Reisen ist für uns gestorben.
HA!! Schaut her ihr lieben Götter in Weiß – Team Marx war gerade am Grand Canyon und wird heute etwas unglaubliches tun – wir fliegen mit einem Helikopter. Wir – die Frau mit der absoluten Flugangst und der Typ der nie mehr irgendwo hingehen wird. Glaubt nicht alles was man euch sagt – geht raus und lebt.
Als wir vor vielen Jahren nach Kuba geflogen sind, kamen wir in leichte Turbulenzen, das Flugzeug wackelte und man sollte sich anschnallen. Das schlimme waren nicht die Schwingungen, sondern, dass es nicht aufhören wollte. Es ging bestimmt fünf Minuten so, fünf Minuten in einem Flugzeug das die ganze Zeit wackelt ist für jemanden der Flugangst hat wie Annett bestimmt die Ewigkeit. Marc (unser Sohn) saß am Gang, Annett in der Mitte und ich am Fenster. Je länger es mit dem schaukeln ging umso mehr drückte Annett unsere Hände zusammen, Marc war damals gerade mal 12 Jahre und machte schon ganz große Augen wegen der Schmerzen die er verspürte. Ich für meinen Teil muss sagen >>Ich wusste nicht, dass meine Frau solche Kräfte hat<< Annett fing an zu sagen >>Ich habe Angst, ich habe Angst<< immer wieder sagte sie das gleiche. Das Ganze ging dahin, dass sie echt laut sagte >> ICH HABE ANGST<< oh Mann war das peinlich für Marc und mich, die Leute schauten schon zu uns rüber und die die auch Angst hatten wurden durch die Angst von Annett noch unsicherer und fingen an auch panisch zu schauen. Das schüttel nahm kein Ende, mit jeder Minute rutschte Annett weiter von ihrem Sitz runter. Wir saßen bestimmt nicht in der ersten Klasse, doch Annett schaffte es zwischen ihren Sitz und dem vom Vordermann zu rutschen. Das einzige was sie aufhielt total auf den Boden zu rutschen war ihre Brust. Der Gurt hing ihr unter selbiger und kam nicht dran vorbei, es ging nicht weiter runter, nur die Stimme konnte sich noch erheben, Marc und ich sahen uns und die anderen Leute an. Flugangst muss so schlimm sein, die arme Annett.
Tja, aber immer wieder steigt sie in so ein Flugzeug, tolle Ziele sind oft sehr weit weg und ohne ein Flugzeug könnte man die paar Tage Urlaub im Jahr nicht an fernen Orten verbringen. Also rein in den Flieger und Zähen zusammenbeißen, ja, und meine Hand zerdrücken. Ich bin es jetzt schon gewohnt. Aber als Annett mich mal irgendwo auf der Welt besucht hat, die ersten Jahre nach der Schließung unserer Firma war ich ja alleine als Tauchlehrer in der Welt unterwegs, da flog sie alleine. Als ich sie am Flughafen abholte gestand sie mir, dass sie dem Mann neben ihr die Hand zerdrückt hat als das Flugzeug in Turbulenzen kam. Er hatte wohl auch Angst, sagte Annett, er sah auf jeden Fall so aus meinte sie, und ließ sie machen….
Und jetzt komme ich mit der Idee um die Ecke, dass wir mit dem Hubschrauber fliegen müssen, in den Grand Canyon rein, ein Bekannter hat mir berichtet wie toll das sein soll. Ich wollte schon immer einmal mit so einem Ding fliegen und jetzt noch an so einem tollen Ort, das musste ich ihr wenigstens vorschlagen. Was man nicht versucht klappt auf jeden Fall nicht. Die Antwort war natürlich >>Nein – NIEMALS<< Ich hatte nichts anderes erwartet. Ich hatte genau ein Jahr Zeit sie zu bearbeiten, solange liefen die Vorbereitungen auf die Tour. In diesem Jahr bin ich wieder dran mir ein Reiseziel auszusuchen, wir wechseln uns jedes Jahr ab. Das ist cool, dadurch, dass wir so verschieden sind kommt, man in Gegenden wo man selbst nie hingefahren wäre. Wir lernen so Orte kennen ohne, dass wir das je aus eigenem Antrieb gemacht hätten.
Der Zufall half mir etwas Position zu dem Thema beziehen zu können. Ein Arbeitskollegin von Annett hat vor nicht allzu langer Zeit auch eine Reise durch die USA gemacht, sie hat genau die Nummer mit den Heli gemacht, sie war begeistert und meinte, dass man das mal gemacht haben muss. Meine Puppe wurde wohl etwas wankelmütig, denn wenn das Gespräch auf das Thema kam, kam nicht gleich ein >>NEIN<<. Und ich dachte ich habe ihr die Angst durch die vielen Gespräche nehmen können. Als ich sie vor drei Tagen fragte ob wir das mit dem Hubschrauber in den Canyon nun machen wollen sagte sie >>Ja<
Ich war glücklich und wollte buchen. Ich habe fast den Verstand verloren als ich feststellte, dass bis Anfang Mai keine Flüge einzeln angeboten werden, nur in Kombi mit einer Jeep Tour. Das Geld haben wir nicht, das wären für uns beide fast 700 € gewesen und außerdem waren wir schon mit dem Zug und zu Fuß am Canyon. So ein Mist…. Ich suchte und suchte und es machte sich schon langsam Verzweiflung breit. NICHTS.
Dann kam mir die rettende Idee – Sedona – wir machen unseren Flug dort!!!
Die Flüge gehen dort wohl fast das ganze Jahr, das Wetter ist milder, weiter oben am Grand Canyon ist es echt viel kälter, dass haben wir auch gemerkt, wir sind mit Jacken zum Zug gelaufen und auf unserem Auto war eine leichte Reifschicht.
Flug gebucht und ab nach Sedona. Den Flughafen haben wir auf dem Weg zum Hotel gleich einmal aufgesucht um Annett schon einmal die Gelegenheit zu geben sich das anzusehen.
Am nächsten Morgen um neun ging es los, wir mussten eine halbe Stunde vorher da sein. Kurz wiegen und eine Einweisung. Nach einer Ansprache des Bodenpersonals stand fest wer wo saß. Annett vorne!!! Das andere Pärchen hinten zusammen mit mir, wir waren also vier. Annett schaute mich mit großen Augen an – Es war zu spät, sie konnte schlecht wieder zurück. Man bin ich froh, dass ich ihr nicht sagen musste, dass die Gewichtsverteilung so am besten ist. Ich würde jetzt hier nicht schreiben, ich wäre tot.
Rein ins Auto und rüber zum Heli. Annett zuerst rein, dann das Paar und ich. Der Mann der die Einweisung machte, sagte noch, dass man alles was man sagt über alle Kopfhörer hört. Annett war glaube ich bedient. Niemand dem man die Hand zerdrücken kann und den Mund sollte man besser auch noch halten. Bin ich froh, dass das alles ein fremder Mann zu ihr gesagt hat.
Es ging los, Heli fliegen ist echt eine Sache die man mal gemacht haben muss, nicht wie im Flieger, der Schub der dich in den Sitz drückt sondern fast spielerisch abheben und leicht nach vorne gebeugt los. Wie meine Lieblings-Insekten – Hummeln.
Wir flogen eine halbe Stunde durch die Canyons von Sedona, IRRE. Einfach unbeschreiblich, der Hubschrauber hielt einfach so in der Luft und man konnte Leute beobachten die auf Wanderschaft waren und in den Höhlen Rast machten. Ein Erlebnis, welches alles was ich bis jetzt gemacht habe schlägt, na Fallschirmspringen ist glaube ich cooler, hm, ja, ist es. Die Geschwindigkeit im freien Fall ist nicht zu toppen.
Nach dem Flug konnte ich an Annetts Augen sehen, dass sie glücklich war, sie schaut dann immer wie ein kleines Mädchen das nicht weiß was es sagen soll. Sie war noch ganz platt, dass sie das Überlebt hat – ganz klar, das ist ja gefährlich. Aber das Erlebnis hat sie geplättet. Ich bin so froh, dass sie so neugierig ist.
Fakt ist, sie ist echt mutig. Und Fakt ist auch, dass ich sehr stolz bin auf sie!!!
Nach dem Flug sind wir gleich nach Phoenix gefahren, gut 180 km von denen wir nicht viel mitbekommen haben. Wir waren zu begeistert.
Man hatte den Bock zum Gärtner gemacht, aber das war glaube ich ganz gut so, sie saß dort vorne alleine und konnte sich nicht einfach so gehen lassen. Hochkonzentriert passte sie auf, dass sie bloß keine Instrumente die vor ihr waren anfasste oder auf die Pedalen trat die vor ihr waren. Sie hätte praktich auch selbst fliegen können.
Hahaha, meine Puppe ist so cool…..
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