07. - 09. Juli / Russland
Hier seht ihr meine aktuelle Position.
07. Bis 09. Juli / Russland / Es kommt mir vor als ob jeder Tag gleich ist....
Aufstehen Sachen packen und los...
Die Tage gleichen sich in vielem, auch wenn kleine Dinge natürlich anders sind. Wenn das nicht so spürbar wäre hätten wir wohl einen gravierenden Fehler in der Matrix.
Gleich ist natürlich, dass ich jeden Morgen zusammen packen muss und den Junior wieder belade. Der Unterschied liegt vielleicht darin ob ich mal eine Gastinitza genutzt habe um mich und meine Sache mal grünlich zu reinigen oder ob mein Zeltplatz etwas weiter von der Straße weg ist oder der Wald so dicht ist, dass ich nur 20 Meter von der Straße praktisch im Nichts bin. Da gibt es genug Stellen wo wohl noch nie ein Mensch seinen Fuß hingesetzt hat.
Was sich noch wiederholt ist die Hitze, die Temperaturen gehen von 30 bis 37 Grad im Schatten, das Problem; Schatten gibt es praktisch nicht. Neben der Straße läuft ein Standstreifen und dann ein Graben. Neben dem Graben sind die Bäume. Lange Schatten fallen nur morgens und abends. Wer braucht die dann?.
Wenn es zu extrem wird mit den Temperaturen dann steht der Junior am Straßenrand und ich sitze unten im Graben im Schatten auf meinem kleinen Stück Plane. Was für ein Bild..
Bei Standstreifen sind wir beim nächsten Punkt, seit drei Tagen ist er mehr weg als da. Zu 80 % existiert er nur als Sand oder Schotterpiste. Ich versuche den Autos also etwas von der Straße abzunehmen. Das klappt ganz gut, du musst nur Platz beanspruchen sonst düsen sie dicht an dir vorbei. Das ist aber überall auf der Welt so. Zwingst du den Autofahrer nicht die Spur zu wechseln oder zu bremsen. Hast du eine Tonne Stahl mit 100 km/h nur 50 cm neben dir. Blöd..
Was mich hier schon seit Wochen fertig macht, ist die Tatsache, dass hier fast alle gebrauchten Autos Rechtslenker aus Japan sind. Wenn man rechts sitzt kann man natürlich besser sehen wie viel Platz zu dem Radfahrer noch ist, der am rechten Fahrbahnrand fährt. Da kommen auch schnell mal 20 cm Abstand zustande. Ups.
Also echt weiter in der Mitte fahren. In drei Tagen hupt da mal einer. Gute Quote. Bei uns, wo alle viel gesitteter fahren als hier, so denkt man, würde wohl einer pro Stunde hupen, wenn ich mir meinen berechtigten Platz auf der Landstraße nehme. Denk mal drüber nach.
Gleichbleibend sind auch die Baustellen. Sie sind viel und lang, hat man den Eindruck. Ich habe mir das mal so ausgerechnet im Vergleich zu Deutschland. Auf einer Strecke von 300 km hatte ich hier bestimmt 60 km Baustelle. In Deutschland komme ich bei einer Strecke von Berlin Richtung München vielleicht auf die Hälfte, etwas mehr? Keine Ahnung. Fakt ist, dass ich dann schon bald die halbe Strecke geschafft habe. Hier bin ich unter Umständen nur zwei Städte weiter. Also eigentlich bauen sie für die Ausmaße hier wenig.
Wenn sie bauen ist das aber eine echte Hölle!!! Man leitet den Verkehr nicht um. Wohin?? Da ist nur eine Straße. Also ein Wagen fährt mit einer kleinen Sprühanlage, über die gerade verteilten und planierten Schottersteine, und sprüht nicht gerade wenig Bitumen darauf. Das soll die Steine verkleben und das Verdichtete, durch die Planierraupe, festigen. Die Autos die drüber scheppern tun ihren Beitrag dazu. Ein Haufen Steine fliegen durch die Gegend, es klimpert und scheppert überall und die anderen werden festgefahren. Für ein Auto sind diese ¨Klebestellen" in Kraft wohl schwer messbar, ich komme mir vor als ob ich Honig an den Reifen habe. Essss gehhhhttt niiiiicccchhhttttsss. Außer, dass dir die Steine der Autos um die Ohren fliegen, nicht schlimm, sind nicht groß, tut nicht weh, hast du den Mist aber an den Reifen und es ratscht zwischen Reifen und Schutzblech durch. Kleine so nach oben beförderte Steine landen in deinen Schuhen und an den Taschen. Tja, da bleiben sie dann auch, es ist ja überall dieser schwarze Honig dran. Eine Sauerei ohne gleichen.
Widrigkeiten gibt es überall auf der Welt, sie sind ätzend aber schaffen es nicht mir die Laune zu verderben. Natürlich ist es schwerer ein Lied zu trällern, von der Welt in der man so toll leben kann und der Biene die das zu dem Stachelschwein sagt, wenn nicht alles gut ist. Aber mir bleiben die tollen erhebenden Momente. Leute auf den Tankstellen sprechen dich an. Es ist für sie klar wo es hin geht, hier heißt das Ziel Wladiwostock. Aber erst steht die Frage aus was du hier willst und wo du her bist. Sie freuen sich darüber wenn sie Deutsche treffen und sie sind begeistert von der Idee mit dem Rad um die Welt zu fahren. Aber cool ist, dass ich ihnen erklären muss, dass ich keine Probleme in ihrem Land habe weil ich alleine fahre. Sie haben, wie eigentlich in den meisten Ländern, eine zu schlechte Meinung von den Mitmenschen in ihrem Land. Schlechte Leute gibt es leider überall auf der Welt aber sie sitzen wahrlich nicht an jeder Straßenecke.
Wie auch im letzten Jahr, auf meinem Weg zum Nordkap, hatte ich ein paar Mal das Gefühl was im Auge zu haben. Das passiert immer wenn voll beladene Motoradfahrer mir entgegen kommen oder überholen, dann hupen, grüßen oder den Daumen hochstrecken. Sie wissen noch am besten was die Freiheit auf zwei Rädern bedeutet und erkennen meine Leistung noch an. Schön, wenn da nur nicht immer das mit den Augen wär.
Eine Frau am Straßenrand blieb mir besonders in Erinnerung. Als sie hörte was ich mache und wo ich her bin kam sie sofort auf mich zu und wollte mir die Hand reichen, sie war vollkommen aufgeregt. Ihr Mann musste mir auf Anweisung sofort je eine Tüte Beeren und Erbsenschoten fertig machen. Was für nette Menschen!!!
Was mir erst die letzten Tage richtig bewusst wurde ist, dass das Klima hier schon fast tropisch ist, Asien. Die Luftfeuchtigkeit bewegt sich immer um 80 % und die Früchte die die Händler anbieten zeigen, dass der Sommer intensiv sein muss. Wenn man dann aber sein Kopfkino von Sibirien spielen lässt, denkt man hier stimmt was nicht. Macht es auch eigentlich nicht. Man muss sich mal die Temperaturunterschiede klar machen. Vierzig Grad Minus im Winter und fast vierzig Grad plus im Sommer. Wobei der Honorarkonsul mir heute gesagt hat, dass die letzten Tage nicht normal waren, so hat er es noch nicht erlebt.
Die Hitze war die letzten Tage ein echtes Problem und hat mir das Radfahren echt schwer gemacht. Ich habe keine Waage zur Hand aber ich habe bestimmt 4-6 Kilo in acht Tagen abgenommen. Meine Hose geht nicht mehr enger zu stellen und ich kann sie mir trotzdem über den Arsch ziehen.
Jeden Tag etwa 120 Km und wenig Kalorien zugeführt. Dazu kommt, dass ich am Tag mindestens 10 Liter getrunken habe. Trotz dieser Menge war ich kaum pinkeln, was auch nicht so gesund ist. Na ich habe hier einen ziemlichen Kampf abgeliefert zu dem manche auf Facebook geschrieben haben, dass ich auf dem veröffentlichtem Bild schlecht aussehe und was essen soll. Das ist gut gesagt wenn der Tag schon mit 23 Grad anfängt. Ich habe mir schon Morgens Schokolade eingeholfen und gegen 11:00 Uhr Burger, um was als Basis zu haben. Bis 20 Uhr ging dann nichts, einfach zu heiß, ich bekam keinen Bissen runter. Am Abend konnte ich dann mit viel Mühe noch einen Burger essen und Nüsse mit Trockenfrüchten. Aber auch nur schlecht als recht. Zum Glück ist das vorbei.....
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Kommentar von Karl aus Bergholz |
Ich glaube, Du brauchst eine Infusion gegen die Dehydration. DOch ich kann mir beim besten Willen keine Befestung am Fahrrad vorstellen:-)).
Daher weiter mit den Kräften haushalten und aus deiner Heimat viel Zuspruch!!! soll Dich lieb grüßen
Karl
Antwort von Sven Marx
Haha, eine Infusion wäre echt gut gewesen.
Von wem sollst du mich eigentlich grüßen?