08. & 09. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Russland / Es bleibt windig

Mein letzte Zeltplatz war hervorragend; eine Stelle wo früher oft Leute gezeltet haben müssen, man sah noch die alten Feuerstellen. Ich hatte mir die Stelle ausgesucht weil man von der Straße aus nicht gut ran kam, man hat die Zufahrt mit schwerem Gerät zusammengeschoben, mit dem Auto konnte man dort nicht mehr rein. Solche Stellen gibt es hier viele, für mich super, mit dem Rad kein Problem. Ich warte immer bis keine Autos mehr auf der Straße zu sehen sind, muss ja keiner wissen, dass ich hier im Wald verschwinde, und dann schiebe ich den Junior so schnell ich es hinbekomme die Böschung runter in den Wald. Ich denke sie machen die ganzen Zufahrten zu, damit da keiner mehr rein fährt, alle paar hundert Meter stehen Schilder, dass man kein Feuer machen soll, sie wollen dem so bestimmt vorbeugen. Der Platz war jedenfalls super, nicht einzusehen und an vielen Stellen der Boden schön eben, wie nen richtiger Zeltplatz. Spitze.

Die Straße war gut, der Randstreifen etwas schmal, aber die Befestigung der Piste neben der Straße war spitze, fast wie ein befestigter Weg, uneben aber kein loser Sand. Ich kam gut voran, die Kilometer jagten nur so unter mir durch. Und schon wurde ich wieder übermütig. Na wenn das so gut läuft dann machst du heute 150 km, dann hast du morgen nur noch 70 km und bist gegen 15:00 Uhr im Hotel.

Übermut tut selten gut. So pflegte meine alte Tante Trautchen immer zu sagen. Es fing an zu regnen, erst ein wenig, ich setzte meinen Hut wieder auf, als Sonnenschutz brauchte ich ihn nicht, der Himmel war dicht. Dann brauchte ich die Jacke, kurz darauf musste ich meine Hose zum Schutz anziehen. Ja und als es dann richtig zur Sache ging, soffen mir in kurzer Zeit die Stiefel ab, ich hatte nicht mehr die Zeit mir die Überzieher anzuziehen. Als ich sie endlich an hatte waren die Socken schon etwas nass. Mist.

Ich fuhr und fror, ich fror fürchterlich, die Temperaturen liegen um die 10 Grad, der Regen ist kälter. Telefon raus und schauen ob es ein Hotel in der Nähe gibt, so will ich kein Zelt aufbauen, du siehst die Autos kaum auf der Straße so regnet es. In acht Kilometern ist eins, ich hatte echt Schwein, meistens kommt hunderte von Kilometern nichts. Es ist bestimmt weil es an der Kreuzung zwei große Straßen gibt. Buchen, sofort buchen, noch im Internet. Jetzt sitze ich auf dem Bett, Berichte laden geht nicht, die haben hier nur im öffentlichen Bereich Netz. Ich gehe nicht noch einmal raus, meine Sache hängen zum trocknen.

Tja, da müsst ihr wohl noch einen Tag warten.

Gute Nacht Hermann

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Der Tag begann wie der vorherige endete, mit Regen. Regenzeug wieder an. Schei…..

Was anders war, als den Tag zuvor, es gab richtig Wind von vorne, saftig und zum Vergnüben hier und da mal Böhen.

Die Straße ist gut, von Zeit zu Zeit ne Baustelle, man ist hier echt ständig am werkeln, aber gut. Die machen das hier ganz schlau: Man fräßt die alte Fahrbahn ein paar Zentimeter runter, das etwa so über einen Kilometer, dann lässt man wieder so zwei Kilometer bis zur nächsten Stelle wo man das wiederholt. Danach kommen die mit dem neuen Belag und alles wird gleich planiert. Das clevere daran ist: Man muss die Straße nicht über einige Kilometer sperren oder eine Umleitung schaffen, was hier nicht möglich wäre, es gibt eine Straße über hunderte Kilometer, man lässt immer die Autos in den Raum dazwischen fahren, stoppt sie kurz um den Gegenverkehr durch zu lassen und dann fahren die anderen. Es gibt durch dieses System kaum Stau. Gute Idee.

Der Regen hörte zum Glück bald wieder auf, doch er kam immer mal wieder; Sachen an, Sachen aus. 

Heute bin ich über die Neva gefahren, sie mündet im größten See von Europa: Der Ladogasee ist ein Süßwassersee. Seine Wasserfläche beträgt 17.700 km², zusammen mit seinen weit über 500 Inseln umfasst er 18.135 km². Die Summe der Landflächen seiner Inseln übertrifft mit 687 km² die Wasserfläche des Bodensees. Der See erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über knapp 220 km und misst an seiner breitesten Stelle in West-Ost-Richtung 120 km; im Minimum ist er etwa 80 km breit. Die maximale Tiefe des Ladogasees beträgt 225 m, die durchschnittliche Seetiefe liegt bei etwa 52 m.

Eigentlich wollte ich mir den See auch noch ansehen, ich hatte aber keine Lust. Also Lust den See zu sehen schon, aber bei dem Wind noch einen Abstecher von 15 km, das wäre zuviel gewesen.

Ich habe den ganzen Tag immer mal wieder nach hinten gesehen, ob da nicht einer ist der mal vorne fahren kann, ich hätte gut einen Windschatten gebrauchen können, war nicht. So kamen Geschwindigkeiten von 7 km/h zustande. Zum heulen, du trittst in die Pedalen wie ein Irrer und wenn du auf den Tacho schaust, dann denkst du, du hast doch vor einer viertel Stunde schon die gleichen Angaben gehabt. Es ändert sich reichlich wenig.

So habe ich 14 Stunden dafür gebraucht um 135 km zurückzulegen, am Abend habe ich zum ersten Mal auf der Tour meine Beine gespürt. Und ich habe jetzt schon etwas über 2.400 km gemacht.

Na egal, am Ende des Tages habe ich um 23:30 Uhr dann doch noch mein Zimmer betreten und morgen geht es auf die Fähre nach Helsinki. Ich hoffe ich bekomme eine gute Zugverbindung um die ganzen verlorenen Kilometer wieder rein zu holen.

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