08. - 11. Juni Mongolei
11. Juni / Mongolei / Ein Tag Pause...
Ich liege auf dem Bett und schreibe diesen Bericht. Mir schmerzt der Rücken, eine alte Nummer aus meiner Zeit als Dachdecker. Meine Bandscheiben sind hinüber.
Der Grund dafür ist, dass ich heute mal eine Pause brauchte und einige Sachen im Hotel erledigen wollte, die man in der Steppe schlecht machen kann.
Ganz wichtig war Wäsche waschen und mich selbst, am 09. wurde ich echt eingesaut.
Meine eine Tasche hat sich schon in Estland an einer Brücke ein winziges Loch geholt, wird gleich mitgemacht. Dabei habe ich festgestellt, dass der Kleber von Ortlieb so ziemlich ausgetrocknet ist. Ich brauche unbedingt neuen.
Schläuche flicken war auch angesagt, beide die ich zum wechseln mitgenommen haben, haben ein Loch gehabt.
Und das schlimmste eine Decke ist gerissen. Als ich das Fahrrad in der Werkstatt des Hotels auf den Kopf drehte passierte es. Ein Hexenschuss, das muss ich bis morgen in den Griff bekommen. Übungen und Tabletten müssen helfen. Ich muss erst einmal aufs Rad und die Bedingungen müssen gut sein, dann ist alles überstanden...
08. Juni / Mongolei / ein echt tolles Land aber auch ziemlich rauh
Mongolen sind ein tolles Volk, sie sind ständig am Hupen und Winken, sie rufen mir mit freundlichen Gesichtern zu. Es sollte also etwas gut gemeintes sein.
Die Steppe ist wirklich etwas tolles, mal super Grün und an vielen Stellen einfach nur braun, die Pflanzen sind noch nicht so weit, wohl einer der Hauptgründe warum die riesigen Herden auch immer am durch die Gegend wandern sind. Was hier wohl im Winter abgeht wenn bis zu 40 Grad minus sind. Den Wind den ich jetzt gerade habe, möchte ich dann nicht erleben. Der Wind ist so stark, dass ich mich echt wundere wie leicht ich viele Steigungen hoch komme. Der Wind ist auf meiner Seite, er schiebt mich wie wild.
Anhalten darf ich nicht, die Sachen flattern an meinem Körper als wollten sie sich losreißen.
Bilder machen ist echt so eine Sache, ich traue mich kaum den Junior abzustellen weil der Wind ihn durchrüttelt. Der Randstreifen ist sehr schmall und so habe ich Angst er könnte umkippen und ein Auto rollt drüber, na das wärs.
Ich muss aber immer mal anhalten, ein paar Bilder kann ich mir nicht entgehen lassen.
Unter der Straße sind ganz oft Durchlässe, anfangs dachte ich noch das ist für Wasser, wenn es mal regnet. Aber die meisten sind für die Tiere gedacht. Da wo die Straße besonders hoch aufgeschüttet ist sind diese kleinen Durchgänge. Ich habe mal überlegt darin zu schlafen, in Nevada habe ich das auch gemacht, das Wetter ist gut es sollte also nicht regnen, dachte ich mir. Bis ich sah für was sie eigentlich gedacht sind, spielte ich mit dem Gedanken. Na ich hätte nicht blöd geschaut wenn eine Herde mich geweckt hätte, damit ich Platz mache.
Die Autofahrer sind sehr Rücksichtsvoll, es ist aber auch kaum Verkehr, die Straßen sind gut bis ok, ich habe duch die guten Bedingungen fast 130 km machen können ohne mich zu stressen. Gut so, ich muss am Tag mindestens 77 km machen um pünktlich in Wladiwostok zu sein....
09. Juni / Mongolei / was habe ich nur verbrochen...
Mein Zeltplatz war cool, mitten auf dem Berg, was für eine Aussicht. Die Stelle musste ich aber auch ewig suchen, es dauerte fast zwei Stunden bis ich sie hatte.
Wie versteckst du dich in der Steppe, eine Nummer die fast gar nicht geht. Du musst irgendwie hinter eine Anhöhe, die aber nicht ewig weit von der Straße weg ist, das vollbeladene Rad schiebst du nur mit größter Mühe da durch.
Ich hatte einen Platz auf einem Berg und von der Straße aus konnte man nur ein paar Sekunden mein Zelt sehen. Ich habe hier keine Angst, dass etwas passiert, die Leute sind wirklich freundlich. Aber Vorsicht ist mein oberstes Gebot, wer weiß was passieren kann. Stellt euch vor einer nimmt den Junior mit. Nicht auszumalen. Ich lege ihn immer hin, so sieht man ihn nicht gleich, schließe ihn an Vorderrad und Rahmen an und mache meine Alarmanlage drum. Schöner wäre wenn man ihn irgendwo fest machen könnte. Kein Baum, kein Strauch.
Ich strampelte mir die Seele aus dem Laib, der Wind hatte in der Nacht gedreht und kam nun von rechts vorn. Die ersten 50 km bekam ich auch noch ¨gut¨ hin, dann der Horror.
Ich kenne diese Sandstraßen noch aus meiner Zeit als Tauchlehrer in Ägypten, Staub und Holper ohne Ende. Ein Schild kündigte an, dass die nächsten 40 km an der Straße gebaut wird. Ab in die Steppe. Die Autos fuhren echt schnell, sie wollten das Waschbrett, dass der Sand bot, so ausgleichen. Zum Glück stand der Wind dafür günstig, er trug den meisten Dreck gleich seitlich weg. Nur selten stand ich voll in einer Wolke in der ich mich nicht wohl fühlte. Nicht nur weil mir die Zähne knirschten, nein, weil mich ankommende Autos im Leben nicht sehen würden.
Tja, so holperte ich vor mich hin. SO EIN MIST !!
Die Strecke war zu Ende, endlich wieder Asphalt. Ich glaubte es nicht. Ich hatte noch 50 km bis zum nächsten Ort, ich wollte eine Dusche. Mein hinteres Rad eierte, eine Acht konnte es zum Glück nicht sein, das hätte an der Bremse geschliffen. ¨Es muss die Decke sein¨ schoss es mir durch den Kopf. Anhalten und nachsehen, es war so.
Auf der Sandpiste waren auch Stellen an denen es groben Schotter gab. An einer dieser Stelle bin ich so unglücklich über einen Stein abgerollt, dass ich das Rad gerade noch so abfangen konnte und mich dabei aber über das wahnsinnige Geräusch, was entstand, fast erschrocken habe. Der Stein rutschte wohl so blöd weg, dass er mir die Flanke des Reifens zerstörte. Gut, dass ich zwei zum Ersatz habe, dass ich die aber schon so früh brauche war echt nicht mein Plan. Mal wieder ist es anders als man denkt.
Wie ich so weiter fuhr merkte ich wie die Luft auch noch aus dem Reifen entwich, es konnte nur ein kleines Loch sein, es ging ganz langsam. Ich pumpte auf und fuhr wieder ein Stück, das Spiel wiederholte sich. Jetzt hielt es nur noch fünf Minuten. Ich wollte jetzt nicht flicken, ich war fix und fertig. Bis in den Ort sind es noch 35 Kilometer, eigentlich kein Ding, aber unter den Bedingungen unmöglich. Ich überlegte echt mich einfach an die Straße zu stellen mit dem Zelt.
NEIN, das machst du nicht !!
Reifen raus aus der Felge und schnell den Schlauch wechseln, ich hoffte dass es nichts mit dem Schaden am Mantel zu tun hatte, dass sich was in den Schlauch bohrte, fühlen konnte ich an der Stelle nichts.
Ich fuhr noch fünf Kilometer dann sah ich einen kleinen Fluss, dort musste ich eine Stelle finden.
Der Platz den ich gefunden hatte war schlecht einzusehen von der Straße aber der Wind stand voll drauf. Zum Glück habe ich mal ein Video gesehen, wie man ein Zelt auch bei Sturm aufstellen kann. Irgendwann stand das Zelt, ich war zuversichtlich, der Typ im Video hat es auch geschafft.
Der Wind zerrte an den Verspannungen und man konnte deutlich hören wie der Sand auf der Zelt haut landete. Ich war drin, hatte mich notdürftig mit etwas Wasser, einem Lappen und Feuchttücher gereinigt und musste mich erst einmal kurz hinlegen. Ich lag auf dem blanken Zelt Boden und ruhte mich etwas aus. Nach etwa 20 Minuten tat mir alles weh, ich blies meine Isomatte auf. Als ich fertig war legte ich mich drauf und wurde erst nach zwei Stunden wach, mir war kalt.....
10. Juni / Mongolei / Alles unverändert
In der Nacht bekam ich mit, dass der Wind nach lies, ich hatte Hoffnung, das Internet kann sich auch irren, es irrte nicht. Gegen Morgen ging es wieder los.
Ich hatte keine Lust aufzustehen, aber die Tiere würden bald kommen. Am Abend sah ich noch einen Mongolen der auf dem Motorrad alle zusammen trieb. Sie würden bestimmt irgendwann wiederkehren, dann wollte ich weg sein. Das Zelt sah aus, ich habe jetzt bestimmt ein Kilo Sand mit in dem Zeltsack. Es war mir egal, ich war fertig und wollte nur noch ins Hotel.
Nach fünf Kilometern kam ein Ort, der auf der Karte kleiner aussah als er war. Eine Möglichkeit zu schlafen gab es nicht, aber ich konnte meine Getränke auffüllen. Meine anfänglichen Befürchtungen, dass das hier schwierig wird haben sich bis jetzt nicht bestätigt.
Nach fünf Stunden gegen den Wind und ständigen Pausen war ich am Hotel. Rezeption im zweiten Stock. Ich bat ein paar Leute die vor der Tür saßen auf das Rad zu achten und checkte ein.
Das Rad in den Keller, gut abgeschlossen, und ich musste mit dem ganzen Zeug in die fünfte Etage, kein Fahrstuhl. Zum Glück half mir die Dame von der Anmeldung. Duschen, Annett mein Leid klagen, schlafen ......
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Kommentar von Ines Lischewsky |
Lieber Sven, grüße aus der Trifstraße von Deinen zbF- Ingo und Ines
Antwort von Sven Marx
Na meene Jute. Ich freu na, dass de jeschrieben hast.
Schön, dass ihr mich auf meiner Reise begleitet.
Schönen Gruß an Ingo und bis bald mal wieder bei unseren ziemlich besten Freunden