12. - 13. Juli / Russland

 

 

Hier seht ihr meine aktuelle Position.

 

 

12. Juli / Russland / Ich beschloss die Zeit zu nutzen

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Unsere Reise bis hier ging nicht spurlos an uns vorbei. Einige Ausrüstungsteile hat es schon beschädigt, sogar unbrauchbar gemacht. Ich hatte zwei Faltreifen dabei. Eigentlich hatte ich die mehr dafür gedacht, nach 15.000 bis 20.000 km mal komplett neue Reifen drauf zu machen. Tja, einen Reifen hatte ich auf den Schotterpisten der Mongolen und Russen zerlegt, sodass ich ihn ersetzen musste und den anderen musste ich in Russland wechseln. Ohne erkennbaren Grund war die Flanke gerissen. Ich habe echt nichts bemerkt, beim ersten gab es einen tierischen Schlag als ich über einen Stein auf der Piste seitlich wegrutschte. Aber beim zweiten habe ich nichts bemerkt. 
Ich mache mir etwas Sorgen; ich habe mal irgendwo hier im Netz gelesen, dass einer auf einer Tour mit mehreren Leuten zehnmal das Problem hatte, dass aus heiterem Himmel die Flanken rissen. Ich dachte mir damals, dass das nicht normal ist und die Reifen vielleicht auch schon alt waren. Bei meinem Reifen weiß ich auch, dass er schon mindestens drei Jahre, als Faltreifen, in meinem Besitz ist und davor wird er bestimmt nicht direkt aus dem Werk zu mir gekommen sein. Ich hoffe es ist des Rätsels Lösung, die Contis fahre ich super gerne und hatte vorher auf über 40.000 km nie Probleme. 
Ich brauche also Ersatzreifen. 
Meinen Spiegel muss ich auch ersetzen. Eines tages da ging an einer Ecke eine Folie ab und ich entfernte sie komplett, das hätte ich wohl nicht machen sollen, war wohl eher ein wichtiger Schutz als nur so ein Transportmist der heute überall drauf ist. Die heile Plastikwelt...
Na ja, jedenfalls ist er nach dem Putzen blind geworden. Da war auf dem Kunststoff einfach nur eine hauchdünne Schicht die gut reflektierte drauf. Also nicht wie ein üblicher Spiegel, eine Glasplatte mit einer reflektierenden Schicht dahinter. China bestimmt. Fakt ist ich benötige einen neuen.
Eine Zeltstange ist mir auch gebrochen, ich habe da jetzt so eine Hülse drüber die man für solche Fälle mitliefert, es ist aber nur eine, zwei für eventuell weitere Fälle wären gut. Imprägnierspray fürs Zelt oder noch besser Nahtabdichtung sind auch nötig. Ich hatte also eine Einkaufsliste abzuarbeiten.

Eigentlich machte ich mir nicht viel Hoffnung hier in Russland Teile für das Rad zu bekommen, Radfahren ist hier nicht gefragt. Und hier in Wladiwostok mit seinen ganzen Bergen in der Stadt schon gar nicht. Ich fragte den Konsul ob er Zeit hat mit mir die Stadt zu durchkämmen. Er willigte ein und zusammen mit seinem Sohn zogen wir los.

Wir versuchten es in großen Sportgeschäften, keine reinen Fahrradläden. Gibt es so etwas hier nicht, oder kennen die beiden es nicht, fragte ich mich. Das waren große Läden, die sollten das beste Sortiment haben. Reifen gab es, aber leider nicht zum falten, war das der Grund warum die beiden Russen die ich mit Fahrrädern traf, altmodisch Reifen über ihre Ausrüstung hinten gespannt hatten. Oder gab es ihre Reifen grundsätzlich nicht faltbar.   

Reifen gab es also nicht und so einen kleinen Spiegel wie ich ihn wollte auch nicht. Egal ich fahre nach Japan, da wird es ja wohl was geben. Im Land von Shimano wo tausende Räder unterwegs sind werde ich bestimmt fündig.

Imprägnierspray gab es aber Nahtabdichter nicht. Das kennen sie aber auch bei uns nur in guten Läden. Für die Zeltstangen gab es nichts. Die Russen verwenden ein anderes System. Unsere Stangen sind einzeln und durch den inneren Hohlraum läuft ein Gummiband. Man kann sie so gut zusammenstecken. In Russland gibt es das Band nicht alle Stangen sind einzeln. Wenn mal eine Stange bricht, wie bei mir, dann kann man die einzeln nachkaufen. Ich wollte nur eine Hülse die ich drüber machen kann, das gab es so nicht. 

Na ja, wir haben mit Wechsel Kontakt aufgenommen, sieht so aus als würden sie mir Ersatz nach Japan senden, schauen wir mal.

Unsere Einkaufstour war also nichts so richtig. Egal ich habe es versucht. Hier ist eben nicht Zuhause, andere Länder andere Sitten. 

Für die Hülsen suchten wir Ersatz, es gibt in Baumärkten bestimmt etwas das man zweckentfremden kann, dachten wir uns und durchkämmten sämtliche Läden, auf der Suche nach einem Rohr mit der richtigen Stärke. Schließlich kam Yaruslav auf eine gute Idee. Ich habe mir jetzt drei Metalldübel gekauft, sie haben genau den richtigen Durchmesser und die richtige Länge. Russen sind wie wir aus dem Osten, es wird einfach improvisiert, es gab ja nichts, oder besser nicht immer dann wann man wollte. Das wichtigste hatte ich, mein Dach über den Kopf war gerettet und die Reifen bekomme ich ganz bestimmt in Japan, ach und den Spiegel.

Jetzt war Freizeit angesagt. Wir drei machten uns auf den Weg zu einer Aussichtsplattform hoch über der Stadt. Die Aussicht war nicht so toll, es war wieder eine Luftfeuchtigkeit von 90 % zugange. Aber egal wir konnten das sehen was wir wollten. Der Honorarkonsul zeigte mir von oben die Stadt, den Platz wo einst die stolze Schwarzmeerflotte lag. Dort liegen jetzt noch vier Boote. Man hat ein paar andere an anderen Plätzen an der vorgelagerten Insel. Aber die einztige Riesenflotte gibt es schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Yaruslav hatte bei der Flotte seinen Dienst gemacht und später dann als Ingenieur auf anderen Booten gearbeitet, er zeigte mir von hier oben alles. Wir redeten über Begegnungen von Menschen und dass doch niemand Krieg will, keiner will sterben. Aber man wird losgeschickt zum kämpfen. Er schilderte mir die Situation als der Krieg in Afghanistan begann und er gerade mit seinem Boot unterwegs war. Bis zu diesem Tag hatte man die Russen in den verschiedenen Häfen freundlich empfangen. Als der Krieg ausgebrochen war betrachtete man sie argwöhnisch. Er empfand das damals als ein grausiges Gefühl. Wir sprachen lange über die Politik und darüber, dass der normale Bürger auf der Straße nur seine Ruhe haben will und miteinander auskommt. Nur die Spinner da oben in jedem bescheuerten Land der Welt müssen mit den Säbeln rasseln. Warum muss das so sein?

Die beiden setzten mich wieder in meinem Hotel ab und ich hatte mal Zeit mich zu sortieren. Ich dachte so bei mir, dass es eigentlich toll ist, dass ich hier noch eine Woche bleiben muss und dass ich bis jetzt nur tolle Leute auf meiner Reise getroffen habe..... 

 

13.Juli / Russland / Ein Bluthund findet immer was er sucht, egal wo....

 

Ich hatte mich gestern noch mit dem Sohn von Yaruslav verabredet, er selbst konnte nicht. Sein Sohn kam mit seiner Freundin. Wir hatten uns verabredet in die Shishabar zu gehen, ja ihr habt richtig gelesen. Ich habe echt in Fern Ost eine ausfindig gemacht. Das ist so cool. 
Die beiden holten mich ab und wir saßen Mittags in der Bar und pafften, Ich liebe das Leben. 

Seit ich in Ägypten war gehört das zu meinem Leben. Ich liebe es zu sitzen, zu paffen und bei dem beruhigendem Blubbern zu reden. Zu reden über jeden Mist der so in unserer kranken und doch so tollen Welt passiert. Wir vertrödelten zwei Stunden unseres Lebens damit nichts zu tun, nur reden und sich austauschen.

Eigentlich haben wir doch sehr viel getan, ja. Wir haben was für die Völkerverständigung gemacht. Das Englisch von Irina ist echt gut, sie ist Englischlehrerin. Ich bin so eine Null in Englisch, das wurde mir da echt klar.

Die zwei hatten sich noch etwas überlegt für den Nachmittag. Sie zeigten mir einfach einen echt tollen Platz mit einem kleinen Leuchtturm. Hierher flüchten sich viele Leute aus Wladiwostok um den kurzen Sommer zu genießen.

Wie schon an anderer Stelle dieses riesen Areals Sibirien sagt man mir, dass der Sommer leider viel zu kurz ist und der Winter hart und lange. Ein richtiges Frühjahr gibt es nicht, irgendwie ist der Sommer gleich da. Genau diesen Eindruck hatte ich in den letzten Jahren in Russland auch gewonnen. Immer wenn ich hier startete war es eigentlich Frühling. Das gab es aber irgendwie nicht es war schon im Mai wie im Sommer. Wir kamen drauf weil ich erzählte, dass das Frühjahr für mich die tollste Jahreszeit ist. Wenn alles zum Leben erwacht und die Blumen sprießen.

Artur schaute mich an und fragte: ¨Welche Blumen?¨ Stimmt es gibt nur Wiesen. Dort sind Blumen aber nur Feldblumen. So wie bei uns ist das nicht. Das war mir so bewusst noch gar nicht aufgefallen....

 

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