12. Februar - 14. Februar / Mexiko

Mit dem Fahrrad durch Mexiko

 

 

Hier seht ihr meine aktuelle Position.

 

Noch immer nicht das passende Geburtstagsgeschenk? - Eine Leseprobe zu meinem Buch HIER

 

12. Februar  / USA / Manchmal ist die ganze Welt gegen einen

 

 

Ich habe kein Geld mehr in der Tasche, für meine letzten Dollar habe ich mir was zu Trinken besorgt, nun hoffe ich, dass ich einen Laden finde der meine Karte nimmt und ich auch noch was zum Essen bekomme. Zum Glück hab ich mal wieder nicht aufs Internet gehört, es hieß dass man nichts Essbares mit über die Grenze nehmen darf. Es hat echt keinen interessiert. Bei der Einreise hätte ich bestimmt auch meine Sporen und meine Colts tragen können ohne dass jemand etwas gesagt hätte.  

Die schlechte Straße sorgt nicht gerade für gute Laune, anfangs, so bis 10 km hinter der Grenze war ich erstaunt über die Straßen in Mexiko, naja das Staunen blieb mir ja erhalten. Hm, verarschst du dich jetzt hier selbst Svente? Bist du schon zu lange alleine unterwegs? 

Das Schlimme ist aber nicht die schlechte Straße, schlimm ist, dass sie keinen Standstreifen hat und mich die kleinen Sombrero tragenden, nein haben sie nicht, Fahrer sehr knapp überholen nur  manche bremsen wenn Verkehr von vorne entgegen kommt. Ein ungutes Gefühl sitzt im Nacken und beisst sich auch noch fest.  
Was ganz schlimm ist, dass man keine Ahnung hat wo man schläft, es ist auch hier überall Stacheldraht und Geld für ein Hotel habe ich nicht. Ich fühle mich wie ein Hund den man ausgesetzt hat, nichts passt um zu sagen das ist aber gut. Nein der Wind ist auch noch stark gegen mich unterwegs und so schaffe ich maximal 15 km/h und das aber auch nur weil es wieder mal einen Berg runter geht. Den muss man aber erst einmal hoch....

70 Kilometer in acht Stunden ist eine satte Leistung, na eigentlich schon bei den Bedingungen, naja, zum Glück habe ich den Tumor. Es ist mal wieder so ein Tag an dem ich froh bin ihn zu haben. Er erinnert mich daran, dass es Schlimmeres gibt........ 

 

13. Februar  / USA / Schweinekalt

 

Habe die halbe Nacht wach gelegen, ab drei Uhr war es so kalt, dass ich dann Sachen anziehen musst um nicht zu unterkühlen. Bis dahin ging es, es war ok, ich schlafe ja immer nackt, mit Sachen finde ich keine Ruhe, man schwitzt so furchtbar. Für die Füsse hatte ich mir meine Jacke so zurecht gemacht, dass ich den Reißverschluss geschlossen habe und sie mir über die Beine zog, aufpassen dass die Füsse nicht durch die Öffnung am Hals wieder raus gehen. Ich stecke meine Füsse dann meist in die Ärmel. Geht gut, ist wie ein Fußschlafsack im Schlafsack. Wenn es so kalt ist, dann ist der Schlafsack irgendwann außen kalt und nach und nach dringt die Kälte nach innen. Wenn man sich öfter dreht wärmt man die kalte Seite an indem man sich drauf legt. Die Warme Seite ist dann oben und kühlt langsam wieder aus. Du bist am ständigen Wenden. Wie ein Schwein am Spieß. 
Irgendwann half es nicht mehr, mein Kopf war schon seit Stunden mit im Schlafsack und ich war fast besoffen vom vielen Drehen. Ich musste mich anziehen.
Mein Versuch zu schlafen schlug fehl. Wenn ich nicht schon etwas geschlafen hätte wäre es vielleicht gegangen. Aber so, ich lag wach. 

Um sechs kannst du anfangen zu packen, es ist noch dunkel draußen aber bis du fertig bist ist es so hell, dass du das Zelt einpacken kannst. 

Im nächsten Ort soll eine Bank sein, sagte man mir gestern. Ich erreichte den Ort nicht mehr ganz und musste darum hinter einem alten Haus Deckung suchen, zum Glück war hundert Meter vorher der Stacheldraht defekt. Danach hatte ich zuerst gesucht, das Haus war Zufall. Vor der Bank lungerten drei Typen rum, sie fragten alle die raus kamen nach Geld, ich hatte Bauchschmerzen bei dem Gedanken dort Geld zu holen. Nicht wegen der Tatsache selbst sondern weil ich hätte dann das Rad mit allen Taschen da abstellen müssen. Ich schaute mir die Sache etwas an und beschloss kein Geld dort zu holen. Na wenigstens hatte ich schon zu Essen und Trinken. Das bekommst du in fast allen Läden auf Karte.

Wenn ich in kleinere Orte komme gehe ich immer in den dortigen Supermarkt in der Hoffnung einen Geldautomaten zu finden. In vielen Ländern ist das so üblich, hier in Mexiko nicht.
Als ich wieder raus kam sprach mich ein Mann an. Ich hatte meinen ersten Radfahrer getroffen, sein Rad lag zwar hinten im Auto aber er fühlte sich mit mir verbunden. Er fragte ob ich Hilfe brauche und ob er was für mich tun kann, er fragt wo ich lang fahre und ob er Freunden Bescheid geben soll, dass ich da lang komme. Er wollte mir seine Nummer geben falls was ist. Das war mir alles zu viel. Man hört so viel Schlechtes über Mexiko, ich lehnte alles ab, ich war übervorsichtig. Ist so etwas nun gut oder nicht? 

Eine fette Baustelle muss noch mit rein, ja wenn man es einem so richtig schwer machen möchte darf das nicht fehlen. Sandpiste mit einem festgefahrenem Waschbrett. Dazu viele Trucks und Autos die im vollen Tempo über die Piste rasen um das Waschbrett nicht so zu spüren. Dreck, Lärm - HORROR.

Die Straße war im Bau, große Teile schon fertig. Ich machte es wie immer wenn es so ist, ich fuhr auf der noch nicht freigegebenen Straße ganz alleine. Irgendwann sah ich die ersten Arbeiter, einige schauen als ob sie dich fressen wollen und andere grüßen wenn du grüßt den Daumen in die Luft streckst, freundlich lächelst und in Fahrtrichtung zeigst. Bis jetzt hat es immer geklappt, ich hoffe, dass das auch immer so bleibt. Die paar Meter die ich vor den Trucks her eierte hatten mir gereicht und denen bestimmt auch....  

 

 

14. Februar / USA - Mexiko /  Zum Glück ist Mexiko nicht so teuer

 

Endlich habe ich Geld, gleich morgens ran an den Automaten und Peso besorgt. Es war noch kaum einer auf der Straße weil ich wieder sehr früh los bin um meine Tagesetappe zu schaffen. Ich weiß nicht wo ich hier schlafen soll, es ist zum heulen mit diesem verdammten Stacheldraht. Ich hetze von Ort zu Ort um nicht irgendwo in den Bergen nach einem Platz für die Nacht am Straßenrand suchen zu müssen. Annett hat gleich besorgt gefragt ob mich auch niemand gesehen hat als ich das Geld geholt habe. Wir Menschen sind komisch. Kaum macht eine schlechte Meldung und noch eine, ein Land gefährlich so sagen alle da ist es schlimm. Überall auf der Welt gibt es Schatten. Einem Freund von mir wurden in kurzer Zeit sein Auto und drei Fahrräder gestohlen. Er traut sich kaum noch bei der Versicherung anzurufen. Ich würde sagen in Berlin ist es nicht sicher sein Rad abzustellen, da ist es ja in Polen besser. Fahrt bloß nie in eurem Leben mit dem Fahrrad nach Berlin. Ach übrigens gab es vor kurzem am Alexanderplatz mal wieder eine Schlägerei mit der Folge, dass auch Messer zum Einsatz kamen. Und in der U-Bahn wurde eine Frau die Treppe runter getreten. Wer nicht unbedingt in Berlin leben muss sollte dort wegziehen. Es leben fast vier Millionen Menschen dort. Wo viel Licht ist entsteht auch immer Schatten....

Was mir mehr Sorgen macht ist der größte Feind des Radfahrers, der Wind. Berge sind da wo sie sind,  man kann sie mit einplanen, weniger Kilometer am Tag planen. Oder sogar weiträumig umfahren. Als Karl und ich über die Alpen nach Rom sind haben wir einen Umweg von über 300 km gemacht um nur über den Rechenpass zu müssen. Eigentlich geht es über zwei Pässe. Ja wie ist der Name gewesen, keine Ahnung, ich und Namen. Ich hoffe ich vergesse nicht mal wie meine Frau heißt. Ich habe eine Frau? Mann bin ich vergesslich.... Wind hat eine ungefähre Richtung, das war es aber auch. Er kommt mal von da und mal von da. Stark oder nicht und hier in den Bergen dreht er ständig. Man kann ihn nicht voraus planen. Eine gute Hilfe, die na sagen wir mal zu 80 % genau ist,ist Windy, eine gute App. Ich nutze sie immer beim Planen um eine ungefähre Vorstellung zu haben ob mich der Wind auch mal einen Berg hochschiebt.

Ich schaue immer nach Plätzen zum Zelten, die Hotels hier sind eher was zum abgewöhnen, mir ist mein eigenes Zeug echt noch am liebsten, da weiß ich wer drin lag. Aber es ist wirklich kaum was zu machen, selbst auf kleineren Straßen ist überall Stacheldraht. Manchmal ist er etwas zurück versetzt und ein paar Sträucher sind am Wegesrand, solche Plätze wären nicht ideal aber im Schutze der Dunkelheit annehmbar..

Nachdem ich nun endlich Geld hatte war meine Telefonkarte alle, es sind nur etwas über 100 MB drauf, die kosten 100 Peso, nicht teuer aber auch schnell weg. Man kann die Karte aber echt in jedem kleinen Shop aufladen. Das klappt super, selbst in der Apotheke geht das. Man sagt seine Nummer an und schon laden sie dir Geld drauf, es folgt gleich eine SMS die dir sagt du bist wieder im Spiel. Es sind echt nur wenige die Englisch sprechen aber jeder hilft wenn ich in einem Shop nach der Aufladung der Karte frage. Heute wurde gleich ein Mexikaner einbezogen der eher wie ein Deutscher aussah, es war auch einer. Hier in der Gegend wo ich jetzt bin leben viele Deutsche die über Russland, ja Russland. Man hatte den Deutschen Mitte des 1900 Jahrhunderts Land versprochen und Geld wenn sie die Ländereien Richtung Sibirien besiedeln. Als die Absprachen sich änderten zogen viele nach Kanada weiter. Dass ist das was ich wusste. Das ist etwa 150 Jahre her. Heute habe ich mit einem deutsch gesprochen dessen Großeltern vor hundert Jahren mit vielen anderen von Kanada nach Mexiko gegangen sind. Gestern habe ich in einem Dorf geschlafen wo fast alle aussahen wie Deutsche. Im Supermarkt an der Kasse sprach ich mit der jungen Kassiererin deutsch. Sie hat mich gefragt warum ich auch deutsch spreche. Na weil ich aus Deutschland bin. Der Mann hier sagte mir, dass er besser Hochdeutsch versteht als sprechen kann, die Leute hier sprechen Plattdeutsch. Wie irre, da fährst du nach Mexiko und denkst über die Wörter nach die du mal gelernt hast und dabei hättest du lieber mal im Urlaub an der Küste besser aufpassen sollen.
Wir haben uns danach noch etwas unterhalten und ich Trottel habe vergessen ein Bild zu machen. Immer wenn ich von einer Sache geplättet bin passiert mir das....

 

Am 10. März haben wir übrigens schon einen neuen Termin für eine live Übertragung gemacht. Es startet wieder um 14:00 Uhr. Im Internet zu hören unter www.rockradio.radio,de Ich hoffe ihr seid dabei.....

Und für alle die lieber Schlager hören bin ich am 03. März auf B2, dem Schlagersänder schlechthin zwischen 11 und 12 bei dagmar und micha  zu hören.  https://www.radiob2.de

 

 

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Kommentar von Claudia Harfst |

Abenteuerlich! Gut zu wissen, dass du Mexiko inzwischen heil überstanden hast! (Und du deinen wärmeren Schlafsack in Austin bekommen hast ;-)

Antwort von Sven Marx

Ja, das mit dem schlfsack war wichtig, gut, dass du überall leute kennst die mir helfen....  super !!!!!

Bitte rechnen Sie 7 plus 2.

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