14. - 15. Juli / Russland

 

 

Hier seht ihr meine aktuelle Position.

 

 

10. Juli / Russland / Man behandelt mich wie einen Staatsgast.....

 

Die Russki-Brücke (russisch Мост на остров Русский) ist eine im Juli 2012 an den Verkehr übergebene Schrägseilbrücke, die mit 1104 m die weltweit größte Stützweite aufweist, die Chinesen haben vor kurzem eine noch etwas längere eingeweiht. Die Straßenbrücke mit einer Gesamtlänge von 3100 m überspannt in Wladiwostok den Östlichen Bosporus und verbindet die Stadt mit der Insel Russki.Die Brücke und zwei andere bemerkenswerte Baueinheiten wurde anlässlich des vom 2. bis 9. September 2012 auf der Insel stattgefundenen asiatisch-pazifischen Wirtschaftsgipfels errichtet, es trafen sich also die Pazifik-Anrainerstaaten (APEC).

Man holte mich um 09:30 Uhr am Hotel ab und fuhr mit mir über genau diese Brücke, es kam ein Gefühl auf als sei ich in San Francisco. Ich hoffe, dass ich dort auf meiner Weltreise auch noch hinkomme, da war ich ja noch nie. Du kommst aus den Bergen und fährst auf diese Brücke. Ein großer Unterschied zur Golden Gate ist, dass man hier nicht zu Fuß drüber darf. Sie ist für Fußgänger gesperrt, es wollten sich wohl ein paar Leute runter stürzen, jetzt ist zu, fertig.

Die Brücke ist weithin sichtbar, wenn mal die Luft nicht ganz so feucht ist dann liegt auch kein Nebel drüber. Ich habe sie in fünf Tagen einmal ganz sehen können. Erinnert mich an meine Tour durch Japan, den Fujiyama habe ich drei Tage in der Ferne gesehen, doch nie ganz. Manche die dort waren berichteten davon, dass sie ihn in einer Woche nicht einmal gesehen haben. Es gibt schon tolle Sachen in unserer Natur.

Die erste Station meines ¨Staatsbesuches¨ war die Fernöstliche Föderale Universität in Wladiwosto, sie ist aus vier Hochschulen hervorgegangen und vereint die Fernöstliche Staatliche Universität Wladiwostok, die die Fernöstliche Staatliche Technische Universität Wladiwostok, die Pazifische Staatliche Universität für Wirtschaft Wladiwostok sowie das Staatliche Pädagogische Institut Ussurijsk unter einem Dach. Sie befindet sich auf einem neuen Campus auf der Insel Russki und zählt mit 43.000 Studierenden zu den größten Hochschulen Russlands. 
Die ganze Anlage wurde auch zu dem Treffen 2012 fertiggestellt und für das Treffen genutzt. 
Bei der Pressekonferenz die man mit mir veranstaltete waren ja auch Sportler der Paralympischen Mannschaft dabei, einer von ihnen Studiert hier. Er will Anwalt werden. Herzlich wurde ich von ihm begrüßt, er und drei weitere Sportler im Rolli warteten auf mich. Da sie alle nur Russisch sprachen wurde kurzer Hand eine Führung nur für mich organisiert. Ich bekam echt einen Mann an die Seite der mir alles auf englisch erklärte. 

Mir wurde der ganze Campus gezeigt und stolz die Konferenzräume wo Putin und die anderen APEC Vorsitzenden sich unterhielten präsentiert. Eine riesige Anlage. Man wies darauf hin, dass alles sehr Barrierefrei angelegt ist. Ja, bis auf Kleinigkeiten war es echt gut gemacht. Es studieren wohl derzeit 143 Leute mit einer Behinderung an der Uni. Schön zu hören. Mein Guide übersetze auch immer die Fragen der anderen und anders herum meine an sie. Ein lockerer Vormittag der mich aber ganz schön schlauchte. Ich habe immer noch nicht genug Muskeln zum lange Laufen. Obwohl ich echt im letzten halben Jahr viel dafür getan habe. 

Nachdem wir im Stadion waren, was zum Campus gehört, ging es runter zum Strand und dann zum Essen. Im Durchgang zum Stadioninneren hing ein Schwalbennest. Es hing so tief, dass man hätte die Jungen rausnehmen können. Die machten einen Alarm als wir passierten. Keine Angst aber wohl mächtigen Hunger. 

Nach dem Essen wollte man mir das größte Ozeanarium der Welt zeigen. Einen Augenblick nicht aufgepasst und schon hat man etwas blödes gesagt. Ich wand sofort ein, dass ich so etwas nicht mag, eingesperrte Tiere sind mir ein Graus, auch wenn es noch so gut gemacht ist. Ich bekam mit wie die Sportler und der Honorarkonsul aufgeregt sprachen. Ich bin ein Idiot. Sie redeten wohl über eine Alternative, ich hatte gerade alles platt gemacht, sie geben sich alle Mühe mir Wladiwostok mit all seinen Besonderheiten näher zu bringen und ich platze voll rein mit meiner Aussage. 
Ich ruderte zurück und versuchte den Faden an der richtigen Stelle wieder aufzunehmen. Ich konnte diese freundlichen Menschen nicht so an die Wand drücken. Ich erklärte, dass ich Fische und speziell Säugetiere sehr oft im Meer gesehen habe und schon mit Haien und Delfinen schwimmen war, dass diese doch große Distanzen zurücklegen und selbst ein großes Becken nicht den Lebensraum dieser Tiere ersetzen kann. Ich erklärte auch weiter, dass ich mir die Anlage aber gerne ansehe, schließlich ist sie ja auch baulich etwas Besonderes.

Puh da hatte ich gerade noch mal die Kurve bekommen. Gut war aber, dass ich meinen Standpunkt weiter vertrat und sie so vielleicht etwas auf das Thema aufmerksam gemacht habe. Sie redeten darüber und geben mir sogar Recht. So hatten sie es noch nicht gesehen. Schön, ich werde eine Anlage sehen die einmalig ist und sie sind etwas sensibilisiert für die Unterwasserwelt.
Die Anlage ist wirklich schön gemacht, man hat sich auch mit Kleinigkeiten liebevoll befasst. Also im Vergleich zu anderen Einrichtungen die ich kenne ist es schon etwas besonderes. Aber die Tiere sind auch hier auf engstem Raum eingesperrt. Etwas ¨Gutes¨ hatte es; ich habe noch die Baikalrobbe gesehen auf die ich mich so am Baikalsee gefreut hatte, die aber soweit im Norden lebt, dass ich dort nicht hingekommen wäre. 

Ein wundervoller Tag, ich war aber am Ende echt platt, noch zu mal ich am frühen Morgen/Nacht noch bis um drei mit Annett telefoniert hatte.
Wir tauschten noch Adressen aus und sie fragten nach einem Austausch mit Sportlern in Berlin, eine Art Städtepartnerschaft der behinderten Sportler. Ich hatte gleich eine Idee. Ein zwei Leute habe ich ja jetzt kennengelernt die da dichter dran sind als ich und die bestimmt was organisieren können in Berlin....... 

 

Russland ließ im Fernen Osten bis 2012 das weltweit größte Ozeanarium bauen. Die Anlage mit 435 Wasserbecken und Aquarien solle vor allem einer besseren Erforschung der Meeresbiologie im nordwestlichen Pazifik dienen, sagte Dmitri Pitruk von der russischen Akademie der Wissenschaften.

 

 

04 Juli / Russland / Zum Konzert in einer Kirche war ich schon mal aber Bach und Vivaldi waren da nicht im Programm

 

Pfarrer Brockmann hatte mich ja zum Konzert eingeladen und ich folgte seiner Einladung gerne. Ich musste mich auf eine Bustour durch die Stadt vorbereiten. Ich hätte auch mit der Taxe fahren können aber das wären pro Richtung fünf Euro gewesen. Ja, das ist nicht viel, aber ich gebe gerade für neun Tage 39 Euro am Tag alleine für meine Unterkunft aus. Geld was ich beim zelten im Wald gut hätte sparen können. Aber dadurch, dass ich die Fähre gleich zwei Tage nach meiner Ankunft nicht nehmen konnte sitze ich jetzt auf diesen Kosten. Vorher habe ich im Zentrum gewohnt, da konnte ich überall zu Fuß hin, Die waren aber total ausgebucht und so musste ich etwas an den Rand der Stadt. Alle anderen Hotels im Zentrum kosteten über 50 Euro die Nacht.

Bus fahren hingegen ist billig wie damals im Osten. Dreißig Cent, egal ob du eine Stadttour machst oder nur eine Station fährst: Bezahlt wird beim aussteigen beim Fahrer. So war das in Japan vor zwei Jahren auch. 

Auch heute hatte ich wieder dieses Gefühl nicht los zu wollen, ich habe echt ¨Angst¨ loszugehen. Aber ich habe mich jetzt schon durch Nagasaki und Rio zu Fuß und mit Bus und Bahn bewegt. Es geht, ich muss mir immer nur selbst sagen, dass es geht.

Das Konzert war gut, hätte ich nicht gedacht aber die Akustik in einer Kirche ist ja echt super und ich kannte aus der Schule sogar ein paar Sachen noch. Bach hatte ich echt lange nicht gehört, ja in der Schule zuletzt. Vivaldi läuft dir auch mal so über den Weg, die Sachen kann man hören. Insgesamt war ich überrascht, dass ich es so gut überstanden habe. 

Nach dem Konzert fragte mich Manfred Brockmann ob wir noch ein Bier zusammen trinken wollen. Manfred ist der Pfarrer der Kirche und ich hatte mit ihm schon tolle Gespräche. Er wollte noch etwas mit mir reden. Er ist jetzt achtzig und echt noch fit. Es ist mein Wunsch mal so zu sein, ein Wunsch der hoffentlich mal in Erfüllung geht. 
Er findet es bemerkenswert was ich so alles erlebt habe, so bemerkenswert, dass er mich gebeten hat am Sonntag zum Gottesdienst zu kommen. Ich sollte den Menschen dort davon erzählen wie ich es empfunden habe, dass die Leute um so weiter man nach Osten kommt immer freundlichen werden. Er meinte das wird sie freuen. Sie haben hier kein einfaches Leben und viele hatten eine echt harte Kindheit. Sie sind bestimmt glücklich über diese Aussage. 

Wir saßen und Manfred wollte sich immer weiter unterhalten. Wir sprachen über mein Buch und die weiteren Ziele meiner Reise, er erzählte mir einige Anekdoten aus seiner Jugend als Pfarrer, wo ich dachte; Holla. 

Wir verstanden uns so gut, dass er mich für Montag zum Essen zu sich nach Hause eingeladen hat. COOl. Ja und weil die Zeit nicht still steht, ich aber ins Hotel musste, das Restaurant schließt schon um neun, sagte er, er würde mir das Geld für eine Taxe geben. So könnten wir noch wenigstens 30 Minuten sitzen und reden. Ich nahm das Angebot gerne an. Wir redeten und redeten, ein interessanter Mensch. Ja, irgendwann musste ich aber los. Der Pfarrer hielt ein Taxi an bezahlte die 300 Rubel (etwa 5 Euro) setzte mich rein und wir verabschiedeten uns bis Sonntag zum Gottesdienst.

Der Fahrer war putzig, er wollte mir unbedingt noch etwas von der Stadt zeigen und fuhr mit mir auf die Aussichtsplattform wo ich schon mit dem Honorarkonsul über die Weltpolitik sprach. Er verstand mich nicht, ich sagte ihm immer wieder dass ich dort oben schon war. Er versuchte mir zu erklären, dass das nichts kostet, dass es ein Geschenk von ihm ist. Ok, ich ließ es geschehen, dann ist das Restaurant eben zu.

Es war noch nicht zu, ich hatte Glück. Beim Essen ging mir so durch den Kopf was alleine die letzten Tage alles passiert ist und was ich doch schon für tolle Menschen getroffen habe. Die Welt bietet jeden Tag etwas Aufregendes..... 

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