14. Dezember - 16. Dezember / Neuseeland

Mit dem Fahrrad durch Neuseeland

 

 

 

Hier seht ihr meine aktuelle Position.

 

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14. Dezember /Neuseeland / Ich bleibe noch

 

Ein Crazy Guy, ein verrückter Kerl, so bezeichnete mich die nette, sehr übergewichtige Dame an der Passkontrolle. Sie hatte mich gefragt, wo es denn hin geht und ich sagte ihr, dass ich ihr Land auf gut 1.400 Kilometer durchqueren werde. Für sie war wohl schon die Vorstellung morgens Schrippen zu holen vom Bäcker an der Ecke und das mit dem Rad etwas unvorstellbares. Sie war echt etwas zu schwer. 
Sie fragte mich wo ich die letzten Monate so unterwegs war und machte dann einen Vermerk mit einem roten Stift auf meiner Karte die du zur Einreise brauchst. Nur ein Kringel mit einem Buchstaben drin. Ich wusste schon, dass das noch folgen haben wird.
Ich hatte mein Gepäck echt schnell, gute Arbeit hier auf dem Flughafen. Was weniger gut war, dass man durch eine Schleusen aus diesen typischen Absperrungen am Flughafen musste die im Zickzack verlief. Ich konnte das Rad also nicht mehr auf dem Wagen transportieren. Ich musste mich in die Reihe begeben und zusehen wie ich meine Tasche und das Rad bis zur Kontrolle bekomme. Ein Mann schaut sich den Schein an den man zur Einreise braucht. Er fragte was ich für ein Rad dort drin habe und ich sagte ihm, dass es ein Straßenrad ist. Bloß nicht das Wort Mountainbike erwähnen. 
Dort an der Stelle sortieren sie schon die Leute die etwas mithaben was kontrolliert werden muss und die , die einfach so durch können. Die, die durch können müssen ihre Sachen noch einmal auf ein Förderband legen um es durchleuchten zu lassen. Die anderen müssen die angegebenen Sachen zeigen und dann wird entschieden was passiert. In meiner Tasche waren die Stangen fürs Zelt, die musste ich auspacken. Ein Mann fragte ob ich ein Zelt dabei hätte. Ich tat so als ob ich ihn nicht verstand. Ich musste Zeit gewinnen, was bezweckte er mit der Frage? Er zeigte mir die Stangen und deutete immer ein Zelt an, wie ein Dach über dem Kopf. Ich dachte, was soll es, was willst du erzählen warum du diese Stangen mit hast. Also nahm ich die Verpackung vom Junior auseinander. Das Zelt steckte in der Mitte vom Rahmen. Ich gab ihm mein Zelt und jetzt fuchtelte er mit dem Zettel rum. 
Ich hatte im Flugzeug ganz übersehen, dass beim Punkt Outdoor Ausrüstung auch irgendwann nach einem Zelt gefragt wird. Diese kleine Schrift, das schlechte Licht im Flugzeug wenn nur noch die Leselampen gehen und meine Augen, es war mir einfach zu viel. Überall ein nein ran und gut. 
Naja, die Kiwis sehen das anders, falsche Angaben können 400 Dollar kosten. 
Der Mann verschwand mit meinem Zelt und kam mit seinem Chef wieder. Der erklärte mir, dass mein Zelt sehr dreckig ist und ich auf dem Zettel falsche Angaben gemachte hatte. Ich machte weiter auf blöd und erklärte, dass ich das Wort Tend zum ersten Mal höre. Ich sagte, wo er Recht hat, dann hätte ich fragen müssen, wenn ich was nicht weiß.  

Aus der Nummer war schwer wieder raus zu kommen. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, das ist echt in jedem Land so. 
Ich musste mit ihm mit, er nahm meine Personalien auf, ich sollte mich setzten. Er sagte mir, wir müssen mal reden, aber jetzt ist keine Zeit es kommen gerade zu viele Flugzeuge an. Ich müsse 30 Minuten warten.
Ich denke das war ein gutes Zeichen, er hätte mir auch die 400 Dollar abnehmen können und tschüss. 

Nach etwa einer halben Stunde kam er wieder. Ich hatte in der Zeit beobachtet, dass die Leute die in die andere Schlange mussten ihre Schuhe und Zelte auspackten. Es wurde alles kontrolliert, wenn es verschmutzt war wurde es vom Personal des Flughafens gereinigt und man konnte es dann so nach etwas einer Stunde mit einem Zettel im Flughafen an einer extra Ausgabe wieder abholen. 

Wir gingen in den Raum wo alle Sachen behandelt wurden. Da standen echt fünf Leute und reinigten Schuhe und Zelte und so. Mein Zelt lag auf einem großen Tisch und war total auseinander genommen. Man erklärte und zeigte mit, dass sich Samen von irgendeiner Pflanze in den Nähten verfangen hatten. Und was jetzt? fragte ich. Die Antwort war klar, das Zelt kann so nicht einreisen. Man erklärte mir, dass ich es in eine spezielle Behandlung geben muss, das sollte 150 Dollar kosten und 14 Tage dauern. Ich fragte wo ich die 14 Tage bleiben soll. Vielleicht wäre es leichter für mich ein neues Zelt zu kaufen. Dieses Zelt sieht vielleicht nicht mehr so aus aber es hat fast 700 Euro gekostet, sagte ich daraufhin.

 Hin und her, ich fragte ob ich nicht das Zelt reinigen könnte. Wir einigten uns darauf und ich bekam einen Beamten an die Seite. Er zog das Zelt auseinander und ich versuchte mit einem Staubsauger die kleinen Samen aufzusaugen. Eine Arbeit für jemanden der Vater und Mutter erschlagen hat.

Als ich fertig war kam der Chef noch mal vorbei, er schaute sich alles an und verschwand. Dann kam er wieder und sagte ich könne alles einpacken. Er hielt mir den Zettel unter die Nase wo ich das Zelt nicht angegeben hatte. Und er zeigte mir den fett geduckten Satz mit den 400 NZD. Werde ich jetzt echt noch das Geld los, hatte ich heute nicht schon in Australien genug Geld für diesen blöden Flug aus Neuseeland raus verloren?

Er hielt mir einen Zettel unter die Nase der eine Art Verwarnung war und erklärte mir, dass es das nur einmal gibt. Beim nächsten mal würde ich zahlen, ich bedankte mich und er schrieb mir noch einmal das Wort Tend auf den Zettel wiederholte das Wort noch dreimal und alle im Raum lachten. 

Raus nichts wie raus, das Rad zusammen bauen  und zum Zeltplatz. Als ich dort ankam war es schon drei Uhr durch. Was für eine Begrüßung. Zum Glück hatte ich für diese Nacht einen Bungalow gemietet, mein Zelt war zerlegt und ich hätte ewig gebraucht es im dunkeln aufzustellen.

Um vier war ich im Bett und um Sieben klingelte der Wecker. Ich dachte mir dass ich ja erst um 10 aus dem Bungalow raus muss und drehte mich noch einmal um. Das reichte aber auch nicht, die Zeitverschiebung war drei Stunden, die fehlten mir jetzt auch noch. Ich ging vor zur Rezeption und fragte ob der Bungalow noch eine Nacht frei wäre, mit etwas schieben musste ich nicht wechseln und konnte wieder ins Bett. 

Irgendwann am Nachmittag machte ich mich bereit was zum Essen zu besorgen, kaufte eine Telefonkarte und setzte mich an den Blog.... 

 

 

15. Dezember / Neuseeland / Post vom Botschafter 

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Da der Zeitraum zwischen der Botschaft in Canberra und der in Wellington so knapp war dachte ich mir, ich frage mal in der Botschaft in Singapur an ob sie mir nicht eine E-Mailadresse geben können wo ich gleich bei der Person lande die die Termine für den Botschafter macht. So würde ich nicht erst auf irgendwelche Praktikanten stoßen und einige Tage verlieren mit hin und her schreiben. Es dauerte zwei Tage bis eine Antwort kam, ich war schon nervös. Dann kam eine Antwort, die ich nie erwartet hätte. Man schrieb mir, dass man ausnahmsweise die persönliche Mailadresse des Botschafters weiterreichen darf, man hatte ihn gefragt. Ich war platt, ich schrieb ihm gleich und bekam noch am gleichen Tag ein Antwort vom Botschafter persönlich. 

Er schrieb mir, dass ich mir wegen der Feiertage und der knappen Zeit mal keine Sorgen machen soll und dass ich einfach anrufen soll wenn ich genau weiß wann ich da bin. Wir könnten dann erst einmal irgendwo Essen gehen. 

Was für eine coole Antwort: Etwa so als wenn man einem alten Freund schreibt. Im Anhang war seine Telefonnummer, besser geht es ja schon gar nicht mehr. Eine tolle Ehrung meiner Arbeit. 

Die Radwege sind da, aber sie sind schlecht.Irgendwie kann man wohl froh sein, dass es ein Erdbeben gab vor etwa einem Jahr. Das was man neu gemacht hat,hat man auch gleich verbessert. Das war aber auch nur ein ganz kleiner Bereich. 

Die Radwege waren auch schnell zu Ende, es ging ab auf den Highway 1. Der zieht sich durch das ganze Land von Nord nach Süd. Der Randstreifen war anfangs echt gut, schön breit, ein Radweg für mich alleine. Von Zeit zu Zeit wurde er schmaler und an Brücken war er gar nicht vorhanden. Brücken bis locker 70 Meter waren gerade einmal so breit, dass zwei Trucks passieren können. Ich war völlig fehl am Platz, die erlaubte Geschwindigkeit war 100 km/h. Ich hielt den Verkehr auf, trotzdem blieb man locker. In meinem geliebten Heimatland hätten sich sicher ein paar ganz schlaue gefunden die ihre Hupe dafür benutzt hätten, dass mein Fahrrad schneller wird oder die Brücke breiter, dass ich etwas an den Rand rutschen kann. Ich frage mich echt was sie erreichen wollen wenn sie hupen wie blöd. 

Ich war gerade wieder 30 Meter vor so einer Brücke, die Baujahre sind übrigens alle Anfang der 50er angegeben an den Pfeilern. Dachte man damals, dass es nur noch Autos geben wird die das Land durchqueren, oder hatte man damals so wenig Geld in Neuseeland, dass man sparen musste? Ich holte Schwung, wollte da so schnell wie möglich rüber sein. Ich war schön in Fahrt und wechselte gerade vom so und so schon schmalen Seitenstreifen auf die Fahrbahn. Ich war gut in Fahrt, es würde einigermaßen schnell rüber gehen. Etwa 5 Sekunden später hörte ich schon einen Truck, ich dachte noch, ¨Sorry aber du musst etwas runterbremsen und mir folgen¨. Jetzt ging alles sehr schnell: Ich hörte wie der Irre hupte wie verrückt, ich zeigte ihm, dass er die Spur wechseln soll wenn er vorbei will, er hupte weiter, er wollte es echt wissen, so ein irrer Penner. Was geht in so einem Kopf vor. Ich rutschte auf den weißen Streifen, mehr Platz war so und so nicht. Dieser, das kann ich nicht schreiben, zog voll durch, der Wind den er machte brachte mich voll ins schlingern. 

Ich flippe völlig aus, fuchtelte mit den Armen und schrie aus voller Kehle ¨Scheiß Trucker¨.

Sind 50 Sekunden schneller am Ziel es wirklich wert einen anderen wenn es schlechter läuft zu töten. Selbst wenn er mich nicht erwischte. Wenn einer hinter ihm kommt, der mich natürlich nicht sieht, weil der Truck nicht rutscht, hätte der mich vielleicht erwischt weil ich ins trudeln kam. 
HIER MAL EIN AUFRUF AN ALLE AUTOFAHRER, BREMST EINFACH MAL AB, IHR WÜRDET EUCH DAS AUCH WÜNSCHEN - VERTRAUT MIR. 

Ach in der Nacht meiner Landung habe ich dann auch noch den bitteren Geschmack einer Unstimmigkeiten am Junior gehabt. Es war nichts kappt aber das Trettlager macht üble Geräusche. Wenn du nachts um 03:30 Uhr fast alleine auf der Straße bist verstärkt sich das noch mal um einige Dezibel.

Es war Abend, der Zeltplatz erreicht und ich nahm das Trettlager raus und fettete es. Es es war überall Rost, das könnte nur vom vielen ragen in Asien sein. Das ist eigentlich alles geschlossen. ABER eine alte Dachdeckerregel sagt schon "Wasser sucht sich seinen Weg". 

 

 

16. Dezember / Neuseeland / Ich kann sie nicht verstehen

 

Man hatte mir gut deutlich gemacht, dass man sein Land schützen will vor anderen Pflanzen und Tieren, das geht auf so einer Insel wahrscheinlich auch ganz gut. Das ist sogar ok, oft zerstören ¨Einwanderer¨ die vorhandenen Pflanzen oder Tiere. Es ist etwas blauäugig aber man hält den Prozess etwas auf. In einer globalen Welt ist es nicht mehr möglich sich alles vom Hals zu halten.

Die Landschaft ist öde, Ich achtete jetzt natürlich besonders darauf. Dass alles vertrocknet war, dafür konnte keiner: Es gab in der letzten Wochen eine Hitzewelle, also bestimmt wenig Wasser das die unendlichen Weiden grün erscheinen lassen konnte. Weiden schön und gut, aber es war alles abgeholzt, kein Baum kein Strauch. Was für ein verbrechen an der Natur wurde hier die letzten Jahre, Jahrzehnte? betrieben?

Ein Radfahrer aus Bremen, er grüßte mich gleich mit Hallo, ich fragte wie er darauf kommt, dass ich aus Deutschland bin. Na ganz einfach meinte er nur ¨Du hast Taschen von ORTLIEB. Naja, sagte ich und schmunzelte, die Sache war nicht soweit daher geholt. Ich erzählte ihm, dass durch die Globalisierung auch das verrutscht ist. Der Koreaner den ich ein paar Kilometer vor Wladiwostock getroffen hatte und auch Joel, ¨mein Australier¨ den ich in Japan traf und dann wieder in Sydney, hatten diese Taschen die ursprünglich mal in Nürnberg hergestellt wurden.
Wir unterhielten uns etwas über die kommenden Kilometer und er erzählte mir, dass ich mit einer besonderen Person spreche, ich fragte warum. Er erklärte mir, dass er der erste Radfahrer auf der neu angelegten Straße der Highway 1 war. Es sprachen ihn auf Rastplätzen und so alle Leute darauf an. Ja, wenn so eine Straße ewig geschlossen ist, dann fällt es natürlich auf wenn die ersten Fahrzeuge wieder rollen und auch noch ein Fahrrad dabei ist. Cool. Wir verabschiedeten uns machten noch ein Bild und schon ging es weiter.

Mein Zeltplatz war toll, er war voll mit Tieren. Esel, Pferde, Schafe, Gänse, Fasane und und. Ich war glücklich und musste Annett gleich ein paar Bilder senden. Wir hätten bestimmt alle möglichen Tiere wenn wir Land und ein Haus hätten. Reisen wäre dann gestorben, also besser nicht. Tiere findet man überall am Straßenrand und wenn man sich etwas Mühe gibt gewinnt man ihr Vertrauen.....

 

Am 06. Januar haben wir übrigens schon einen neuen Termin für eine live Übertragung gemacht. Es startet wieder um 14:00 Uhr. Im Internet zu hören unter www.rockradio.radio,de Ich hoffe ihr seid dabei.....

 

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Kommentar von Claudia Harfst |

Wow, das ist ja echt abenteuerlich! Zumindest weißt du jetzt, warum alle davon abraten, mit dem Rad auf den Highways zu fahren ;-) Aber ist ja nochmal gutgegangen! Wünsch dir gutes Wetter und weiterhin sichere Fahrt!

Antwort von Sven Marx

Mit dem Wetter, das ist gut. Hier geht grade eine Sturmwarnung rum.

Das mit dem Truck hatte ich schon oft, zum Glück immer Glück. Es müssen mehr Radfahrer auf die Straßen der Welt, Autofahrer müssen sich einfach an uns gewöhnen......

Was ist die Summe aus 5 und 1?

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