16. Mai / Route 66 / So hatte ich mir das nicht gedacht.
Neun Uhr aufstehen, man was für ein Luxus. Boh.
Alles zusammenpacken und überlegen was aus der Lenkertasche alles raus muss, weil sie dir das sonst am Flughafen abnehmen.
Mückenspray, Messer, Sonnenschutz, davon habe ich einen Liter in den 40 Tagen verbraucht; aber muss sein ist mein Schutz wegen des Hautkrebses, und das Pfefferspray nicht vergessen. Ich weiß nicht für was ich das eigentlich immer mitschleppe. Gegen Hunde währe ich mich nicht damit und gegen Menschen, die dir was Böses wollen, würdst du es nicht einfach mal schnell aus der Lenkertasche holen können. Na ich habe es mit, und als ich in der Wüste unter dem Interstate lag, hat es mich, unter meiner Isomatte, beim Einschlafen beruhigt.
Wichtig ist mir immer, dass ich mein Messer im Gepäck habe und nicht am Mann, sonnst ist dieses sehr schnell weg. Abgenommen
Als ich 2012 von London zurück bin hat man mir in Dover ein sehr gutes Messer abgenommen. Du musst da durch ein Labyrinth von Wegen und Stationen zur Fähre. Unter anderem kommst du an einer Kontrolle vorbei die von Zeit zu Zeit jemanden herauszieht. ¨Heute nehmen wir uns mal nen Radfahrer vor¨ – war wohl der Gedanke der Frau im Dienst. Naja, du musst da in eine extra Halle wo sie alles haben um Autos zu durchsuchen. Hebebühnen, Werkzeug und nen Haufen Zeug, das ich nicht kannte.
Die Frage war: >>Haben Sie Drogen oder Waffen<< Ich verneinte das. >>Kein Messer oder so<< Ich antwortete >>Ja, ein Messer habe ich<< Sie wieder >>Dann zeigen Sie das mal bitte<< Messer raus und ihre Augen leuchteten. >>Das Messer können sie nicht mit auf die Fähre nehmen.<< Aha, dachte ich und nun. Sie erklärte mir, dass das verboten ist. Ich wiederum versuchte ihr zu erklären, dass ich auf meiner Tour jeden Tag Zelte und mit dem Messer mein Essen zubereite. Hm, warten Sie mal hier, meinte sie.
Mit ihrem Chef im Schlepptau kam sie zurück. Er erklärte mir das Messer über eine gewisse Zollgröße in England verboten sind, und ich mich eigentlich strafbar gemacht habe. Ok, das verstehe ich. Brot und Schinken schneiden sich aber mit einem Schweizer Taschenmesser mehr als schlecht. Das verstand er wiederum.
Kurz und knapp: es half auch nicht, dass ich ihm sagte es sei ein sehr teures Messer und ein Geburtstagsgeschenk meiner Frau. Das Messer geht nicht aufs Schiff. Ich hätte es noch mit der Post senden können, so freundlich war er dann doch. Die Fähre fuhr 30 min später; keine Chance für mich noch schnelle rauszugehen und das Messer zu versenden. Habe noch nen Zettel bekommen und meine Tränen ergossen sich über die Rehling in den Atlantik .
Hey, wir sind in Chicago. Ups, ja, äh.
Der Weg war nicht weit, 6,4 km, die machst de schnell und gut. Pünktlich zur Abfahrt fing der Regen an, da ich meine Sachen zum Spielen nicht an hatte – ich war ja flugbereit – zog ich kurzerhand meine Regensachen an. Schlüssel abgeben und eine Nebenstraße aufsuchen. Die Straße zum Flughafen war sehr befahren. Diese war auch schön ruhig, so ruhig, dass an den Bahnübergängen nichts ging. Die Züge standen mitten auf der Strecke weil auch andere passieren mussten. Zug für Zug, in beider Richtungen. Das machte man aber so, dass nicht alle Übergänge blockiert waren. Es blieb also immer einer offen und die Züge rückten irgendwie nach um dann einen andern zu schließen und den einen freizugeben.
Die Einheimischen kennen dieses Spiel natürlich und haben auf der Stelle umgedreht und sind einen Übergang weiter. Ich brauchte nen Moment um das zu erkennen. Ah, ok. Ich fahre mal einen weiter da hinten ist offen und die Richtung stimmt noch. Als ich um die Ecke bog war ich so glücklich das Spiel erkannt zu haben. Als im selben Augenblick die Schranken zugingen kochte ich. Das ist doch nicht ihr Ernst. Oh doch – ich wartete. Nach 15 min im Regen stehen, war ich dann drüber.
Meine Nebenstraße führte mich noch nen gutes Stück zum Flughafen; jetzt hieß es aber rauf auf diese Straße. Es gibt nichts Schlimmeres als bei Regen auf ner Straße unterwegs zu sein wo es alle eilig haben. Das Gefühl hier fehl zu sein war doch ziemlich stark. Ich verfluche solche Situationen immer. Das ging zwei Kilometer so, dann kam eine Baustelle. NEEE, dadurch wird der Spaß hier noch enger. Ich musste dadurch es gibt keine andere Möglichkeit. Was für ein Tag!!. Da, das Schild, du musst hier links, da geht´s zu Terminal 1; das ist deine Rettung. Nach dem Abbiegen wurde es ruhiger. Ein Polizeiwagen der an mir vorbei fuhr, stoppte 50m weiter und machte Blau-Rotlicht an. Na der meint dich. Tja, hier können sie nicht weiter, das ist die Auffahrt zu einem Expressway. Leuchtet mir ein, sagte ich ihm. Ich muß zu dem Terminal dahinter. Wie komme ich dahin? So nicht, war die klare Antwort. Die Alternative lag etwas zurück an der Straße die ich eben mit Hochgenuss verlassen habe. Er versuchte mir zu erklären wie ich zum Zug komme. Ich verstand nur Bahnhof. Er sagte mir ich soll zurück zu der großen Straße und da warten. Hinter ihm standen schon einige Autos und Busse. Ich fragte ob ich wirklich auf dem Seitenstreifen entgegen der Fahrtrichtung fahren soll. >>Ja, mach das, ich fahre einmal herum und komme denn da hin.<< waren seine Worte.
Ich stand dort und mir wurde kalt; nasse Regensache kühlen schnell aus finde ich. Auf die Toilette musste ich auch – wo bleibt der?
Ich suchte den Horizont nach Bahngleisen ab. Oftmals fahren die Zubringerzüge ja oberhalb. Da machten meine Augen erst einmal schlapp solche Momente sind dann nicht so schön. Na ein Auge zu machen und suchen. Ja, dahinten ist etwas.
Wieder auf die verkehrsreiche Straße und in die Richtung wo die Trasse ist, so wird das was.
Auf dem Weg zur Trasse endete meine Reise auf einem riesigen Parkplatz.
Dort fragte ich nach einem Bahnhof. Ich musste noch weiter auf der Straße mit dem starken Verkehr fahren.
Am Bahnhof angekommen, zog ich mir die Regensachen aus verstaute sie und setzte mich erst mal hin, trank etwas und aß Kekse. Nervennahrung!! Ein Mann kam auf mich zu und meinte, dass ich schon ein verrückter Hund bin, da so mit meinem Rad auf der Straße. Ich bin gar nicht so verrückt, versuchte ich zu erklären. Leider gibt es keinen anderen Weg. Ich erzählte von meiner Reise, und, dass das nun meine letzte ¨verrückte¨ Aktion hier war. Er war wie alle Menschen mit denen ich auf der Tour sprach begeistert, freute sich und meinte zum Abschied >>take care<<
Fahrstuhl rein und raus, hier lang, da lang. Du bist da. Jetzt noch den guten, treuen Donkey flugbereit machen und die Taschen in deinem IKEA Beutel verstauen. Frischhaltefolie um alles drum und einchecken. Die ganze Aktion habe ich gefilmt; was haben die andern Passagiere nur wieder gedacht. Egal!!
Ich musste den Donkey nicht alleine weg bringen, er bekam wie immer einen Aufkleber und dann übernahme ihn ein Angestellter. Guter Service, hatte ich in noch keinem andern Land. Ab durch die Kontrolle, du musst hier auch die Schuhe ausziehen. Gab es in Deutschland auch mal ne Weile, ist aber nicht mehr.
Tja, jetzt bist du drin und dein Flieger geht in drei Stunden.
Als ich dann in Flugzeug saß, und mir überlegte das hier aufzuschreiben, wusste ich, jetzt ist es vorbei. Die Route 66 ist jetzt auch für dich Geschichte. Hm, du bist nun ein Teil dieser Straße, nur ein Staubkorn, aber immerhin. Da wir in der Geschichte des Universums doch eher nicht mal ein Staubkorn sind ist das doch schon mal etwas.
Ich bin nun im Bett und kann nicht schlafen. Die elende Zeitverschiebung, aber in diese Richtung geht es. Nicht schlimm so kannst du den Bericht fertig machen.
Annett liegt neben mir und schläft, sie ist auch sehr froh, dass wir uns wiederhaben. Bis zum nächsten Abenteuer ist etwas Zeit und die werden wir wieder gemeinsam genießen.
Guten Morgen Deutschland!!
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