25. - 26. Juni / Russland

Hier seht ihr meine aktuelle Position.


25. Juni / Russland / Ein Tag mit vielen tollen Leuten

Kurz vor 10:00 Uhr ging es los. Auf dem Sportplatz sollte eine kleine Veranstaltung mit behinderten und nicht behinderten Menschen sein. Als ich eintrudelte waren die Vorbereitungen fast abgeschlossen,
Ein Typ viel mir gleich auf, ich hatte ihn und seinen Freund bei meiner Ankunft in Tschernytschawsk getroffen. Sie halfen mir eine Brücke zu überqueren die auf einer Hälfte geschlossen war.
Eduard der mir half die Sprachschwierigkeiten zu überwinden kam genau im richtigen Moment, es sollte ein Interview geben.
Es wurden viele Fragen gestellt, Bilder gemacht und wieder viel gelacht.
Das kleine Sportfest war nicht lange nach dem Interview auch zu Ende und ich half noch schnell beim einpacken. Ein Auto sollte mich wieder am Hotel absetzen aber vorher gab es noch eine andere Station für mich.
Der örtliche Behinderten Verein wollte mich noch begrüßen, also lud man mich kurzerhand dort ab. Es gab nur ein Problem, die Sprache war nicht die gleiche. Wir kramten alle Wörter raus die wir in der jeweils anderen Sprache konnten. Für guten Tag und wie man heißt reichte es sogar aus.Man telefonierte rum, es musste jemand her der Deutsch oder Englisch spricht. Es dauerte nicht lange und Eduard tauchte wieder auf. Er, seine deutsche Frau und die drei älteren, in Berlin geborenen, Kinder sind im Ort die deutschen obwohl er Russe ist. Er spricht sehr gut deutsch. Die gesamte Familie spricht zu Hause auch nur deutsch, so wachsen die Kinder mit zwei Sprachen auf, besser geht es nicht.
Jetzt konnte es los gehen, die Fragen überschlugen sich und Eduard konnte schon fast alles beantworten was sie fragten, er hatte ja nur eine Stunde vorher das Interview übersetzt. Er kennt meine Geschichte jetzt wohl besser als manch ein anderer. Man fragte ob ich noch die Zeit hätte mit ihnen zu essen und erklärte mir gleich was es gab. Es war eine kalte Gemüsesuppe die etwas säuerlich angemacht war. Einfach perfekt für einen Tag mit 35°.
Die tolle Mittagszeit verging wie im Flug und Eduard nahm mich gleich mit zum Hotel als er los musste. Der arme Kerl hatte die letzten beiden Tag fast nur mit mir zu tun. Aber ganz witzig so, ich erfuhr so mehr über ihn und seine Familie. Er ist Missionar und baut hier gerade eine christliche Gemeinde auf. Eigentlich ist er Russe der in der Ukraine aufgewachsen ist als das noch die Sowjetunion war. Er und seine Frau kamen mit ihren Kindern nach Tschernytschewsk und adoptierten hier drei weitere Kinder. Weil wir uns auf Anhieb gut verstanden lud er mich schon nach dem Interview zu sich nach Hause ein, ich nahm dankend an.
Da ich erst um 17 Uhr mit der Familie von Eduard verabredet war legte ich mich noch einmal kurz hin. Das brauchte ich, die letzten Tage mit ihren Sandpisten und der Affenhitze steckten mir in den Knochen. Es dauerte keine fünf Minuten und ich war weg.
Pünktlich war ich bei Eduard am Tisch und bin bestimmt einer der wenigen Menschen weltweit der von einer deutschen in Sibirien bekocht wurde. Das Essen war super eine tolle Suppe, die eigentlich nicht zu dem heißen Tag passte worüber sich auch alle amüsierten. Das Rezept habe ich mir gemerkt, ganz einfach aber echt köstlich. Salat, Hühnchen und Kekse rundeten das ganze ab. Schade, dass ich nicht öfter in Sibirien bei den deutschen zu Gast bin. Eine wirklich tolle Familie.
Als Eduard seine Frau und ich noch saßen und uns über die vielen ¨verrückten¨ Leute die sie schon im Haus hatten, irgendwie landen alle Weltenbumler bei ihnen, da hörte ich die sechs Kinder draußen vor dem Haus im Hof musizieren. Einfach nur schön....
Um sieben musste ich im Hotel sein, meine Schläuche wurden geliefert. Eine herzliche Verbschiedung und der Ausspruch, man sieht sich immer zweimal im Leben beendeten diese tolle Begegnung.
Im Hotel angekommen ließen die Schläuche auch nicht lange auf sich warten, gut, dass die Mitglieder vom Behindertenverband mir so gut helfen.
Schläuche einbauen, wieder einmal ein Hotelzimmer das auf die schnelle umfunktioniert wird zur Fahrradwerkstatt, und der Montag kann kommen. Wladiwostok wir sehen uns....


26.Juni / Russland / So schnell dachte ich nicht, dass man sich wieder sieht

Ich hatte mir überlegt gegen acht im Sattel zu sitzen, also bin ich früh aufgestanden. Als ich so gerade die Toilette zu meinem Thron gemacht hatte, da klopfte es an der Tür. Was ist denn jetzt los, ich rief, dass ich auf der Toilette bin und lies mich nicht stören. Nach etwa fünf Minuten hörte ich vor der Tür eine Frau husten. Hm, da musst du wohl doch einmal zur Tür, nur mit dem Handtuch bekleidet öffnete ich. Eine Frau die aufgeregt auf englische fragte ob man mir mal ein paar Fragen stellen kann, ein Polizist und ein Mann der auf jeden Fall aussah als ob er auch von der Polizei ist. Ich sagte ihr, dass ich etwa noch 30 Minuten brauche und verabredete mich mit ihnen im Cafe im Erdgeschoss.
Dieses Mal ist die Polizei wohl doch wegen dir da, ging es mir durch den Kopf. Na prima, was wollen die denn.
Das Rad war schon gepackt, ich machte mich fertig und lies den Junior die Treppen runter hoppeln.
Unten wartete der Mann in zivil vor der Tür des Cafes, ich stellte das Rad ab und ging mit hinein. Man stellte mir ein paar Fragen zu meinem Visum und schnell stellte sich heraus, dass der Zivilist vom russischen FSB ist. Die Dame war die Englisch Lehrerin und der Polizist eben ein Polizist. Die Frau war total aufgeregt und wollte offensichtlich nicht vor Ort sein. Der Polizist hörte zu und die Leute die an den anderen Tischen saßen auch. Der Mann in zivil meinte es ist besser wir gehen auf das Revier. Ich fragte warum, sie würden mir alles dort erklären. Pah, na das war mir nichts. Die Frau sollte mit und übersetzen. Mein englisch ist schon schlecht aber das der Lehrerin war nicht besser. Ich lehnte es ab mit ihr als Übersetzerin zur Polizei zu gehen. Ich fragte ob es ok ist wenn ich Eduard anrufe. Ich erreichte ihn zum Glück und noch mehr Glück, er würde mir helfen.
20 Minuten später war er da, ich bedankte mich. Auf zum Revier. Der Mann in zivil kam nicht mit. Der Polizist stellte viele Fragen, das alles aufzuschreiben dauert zu lange. Nach zwei Stunden stand fest ich muss eine Strafe zahlen, weil ich ein falsches Visum habe, ich bin als Tourist im Land und mein Visum ist eins für Geschäfte. Jetzt musste das alles noch an höhere Stelle weitergereicht werden und in etwas zwei Stunden würde man mich anrufen ob es bei der Strafe bleibt oder ich vielleicht drum herum komme weil dieses Visa auch für sportliche und kulturelle Zwecke genutzt werden kann. Na ja, Rad fahren ist nicht sportlich genug und meine Arbeit mit dem Behindertenverband nicht kulturell genug. Ich muss 2000 Rubel Strafe zahlen. Dabei habe ich aber noch Glück, dass ist das Mindeste. Man hat berücksichtigt, dass ich Schwerbehindert bin und mich für die Belange von behinderten Menschen einsetze. Mich vollkommen laufen zu lassen hat sich wohl keiner getraut.
Die zwei Stunden verbrachte ich bei Eduard und seiner Familie, Wir sahen uns ein zweites Mal. Aber viel schneller als gedacht. Es gab wieder etwas zu essen und jetzt bin ich mir sicher, dass ich bestimmt auch der einzige deutsche Rad reisende durch Sibirien bin der jemals zweimal von einer Deutschen bekocht wurde.
Irgendwann kam der Anruf, auf zum Revier. Der Oberste musste jetzt noch unterzeichnen, erledigt. In spätestens 60 Tagen muss es bezahlt sein. Na ja....
Der Tag war futsch, die vielen verlorenen Stunden würde ich schlecht wieder rein holen. Es waren zwar noch 2700 Kilometer und ich musste nur 77 Kilometer am Tag machen, aber hier sind Berge die dich schnell mal absteigen und eine viertel Stunde schieben lassen. Und vier Wochen durchfahren ist auch kein Spaß, ich wollt wenigstens drei Tage Pause raus fahren. Ich überlegte den Zug zu nehmen. Eduard rief an. Keine Abteile für Fahrräder.
Er entschloss sich mich ein Stück zu bringen, ich sollte ihm einfach das Geld für den Sprit geben und gut. Oh man wie geil ist das denn. Ich kannte den Mann jetzt drei Tage und er half mir immer wieder. Mal wieder eine Verabschiedung von der tollen Familie, dieses Mal aber hoffentlich etwas länger, und schon waren wir unterwegs.
Eduard brachte mich 220 Kilometer, er meinte so sind die drei Tage Pause auch draußen. Eigentlich wollten wir nur hundert machen. Ich fuhr an dem Tag noch 40 Kilometer weiter bevor ich im russischen Wald verschwand. Ich hatte voll Zeit gut gemacht.
Der Tag fing voll beschissen an, aber am Ende hatte ich eine tolle Familie dadurch noch einmal gesehen und gute Freunde gefunden die ich hoffentlich mal in Berlin wiedersehe, sie sind von Zeit zu Zeit mal da......

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Kommentar von Axel Döhring |

Hahaha Polizei und Staatssicherheit..
Wie im früheren Leben, die gleichen Leute die einen verhören... Gott sei Dank biste da heil durchgekommen

Antwort von Sven Marx

Ja, hatte auch kurz Erinnerungen im Kopfkino von Nächten mit ungewollten Freunden. Hier war aber alles cool. Ich bin eben Ausländern mit nicht korrekten Papieren. Würde bei uns nicht anders laufen.

Ätzend diese ganzen Staatsapperate ......

Bitte rechnen Sie 6 plus 8.

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