22. - 24. Juni / Russland
Hier seht ihr meine aktuelle Position.
22. Juni / Russland / Wieder einen tollen Menschen getroffen
Mit dem letzten Schlafplatz hatte ich echt Glück. Ein toller Ausblick auf die Straße und doch konnte man mich nicht sehen.
Bei Straße fällt mir gleich wieder ein, dass diese einfach nicht endend immer über Schotter oder durch Sand ging. Der einzige Unterschied zur Mongolei war jetzt, dass ich Wasser aufnehmen konnte wenn ein Fluß auch mal da war wo er auf der Karte eingezeichnet wurde.
Einer dieser Flüsse sollte mir helfen die Löcher zu finden in meinen Schläuchen. Sie haben einen Flicken neben dem anderen und die Flicken haben auch schon wieder Flicken. Die Belastung ist einfach zu hoch. Das Rad und ich zusammen wiegen bestimmt 150 Kilo.
Das grausige an den Straßen ist dass es bei jeder Abwechslung des schlechten Untergrunds schlimm ist. Waschbrett geht drei Minuten dann tut dir alles weh, im Sand bleibst du stecken und wenn sie wieder Schotter der Faustgroß und größer ist festgefahren haben dann springst du von Stein zu Stein und wenn du Pech hast schlägt es durch und der Reifen ist platt. Eigentlich bist du die meiste Zeit am schieben.
Auch dieser Fluß war nicht da, nur eine Pfütze war übrig. Für Trinkwasser nichts aber zum flicken reichte es. Der Schlauch hatte wieder einen Flicken mehr und ich wollte ihn gerade wieder einbauen da hörte ich wie ein Motorrad vorbei rauschte und gleich danach erschien das zweite. Auf dem zweiten saß vorne ein Mann und hinten eine Frau. Als er mich entdeckte steuerte er direkt auf mich zu, voll die Böschung runter. Der Typ war völlig blau, er stammelte etwas, dass ich bestimmt auch nicht verstanden hätte wenn es auf deutsch gewesen wäre. Sie hielt die Wodka Flasche und ihr Knie. Da war ein frischer Verband drum, na die beiden hatten wohl eine Katze gemacht.
Weil ich ihn nicht verstand stieg er ab und deutete mir an, dass er mir helfen will. Ich erklärte, dass alles ok ist und zeigte ihm er könne weiter fahren, als er den geteilten Schlauch von GAADI sah, da dachte er wohl der sei zerschnitten und wollte schon an mein Werkzeug und mein Hinterrad ausbauen. Er lies nicht locker, ich musste ihn bei Seite schieben und erklären, dass der Schlauch zwei Enden hat und nur eingelegt wird. Na jetzt wollte er erst recht helfen, das hatte die Welt noch nicht gesehen, ein Schlauch der geteilt ist.
Wieder erklärte ich mit einem leicht verärgertem Gesichtsausdruck, dass er nicht helfen soll und ich seine Hilfe nicht brauche. Körpersprache ist zum Glück fast überall gleich. Er stieg auf sein Motorrad und erzählte noch etwas, dann bot er mir erst den Wodka an und dann die Frau. Als ich beides ablehnte und ihm zeigte, dass alles ok ist, da düste er in Schlängellinien davon.
Ich war wieder unterwegs, das gleiche Bild. Was sich änderte war, dass meine Wasservorräte zur Neige gingen. Ich hatte zwar am Morgen noch in einem Dorf, etwas Wasser kaufen können aber bei 37 Grad schiebend durch die Steppe geht einiges durch die Kehle und die Flüsse führten alle kein Wasser. Ich entschloss mich mal wieder Autofahrer anzuhalten.
Es lief ganz gut, fast alle hielten und einige hatten sogar etwas Wasser über. Ich hatte noch zwei Liter aber rechtzeitig sammeln bedeutet nicht dursten.
Irgendwann hielt ein Mann mit einem Wagen der Firma Catterpillar, die fahren hier ganz viel rum. Vom Pick-up bis zu schwerem Gerät. Er hielt und nutzte den Stopp gleich für eine Pause mit einer Zigarette. Leider hatte er nur eine halbe Flasche Wasser, aber wer weiß für was es gut ist.
Wir kamen ins Gespräch, er sprach englisch, und kamen so auf die ätzende Straße. Sie würde mich noch 130 km begleiten. Das waren für mich drei Tage bei den Bedingungen. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck, ich sah genau was er dachte und wusste auch schon wie ich reagieren werde. Er schaute auf die Ladefläche des Pick-up´s und bevor er ausgesprochen hatte sagte ich schon ja und der Junior war verladen.
Wir düsten los, nur raus aus dieser Hölle, und wenn es auch nur ein paar Kilometer waren bis er zu seinem Kunden abbiegen musste. Er ist Inspektor für die riesigen Maschinen von Cat, er checkt praktisch alles und sagt was mal gemacht werden müsste dann werden Teams gesendet die Teile ersetzen.
Er erklärte mir das diese Region dort voll mit Gold ist, überall Goldminen.
Wir fuhren einige Kilometer, ich denke mal so um die 50 bis wir einen Mann trafen auf einem Motorrad, er war zum Glück nüchtern. He he.
Auf die Frage nach dem Ort wo er hin musste und dem wo ich hin wollte gab es eine ernüchternde Antwort für Dmitri. Er hätte vor 60 km abbiegen müssen und mein Ort war etwa noch 70 Kilometer weiter. Ups, ok dann geht es ab hier wohl weiter auf dem Rad.
Ich sagte ihm, dass es mir leid tut, dass er seine Ausfahrt verpasst hat ich aber trotzdem froh bin, dass es so war, so habe ich mit ihm mitfahren können und wir haben uns getroffen. Er überlegte kurz was zu tun ist und traf einen Entschluss. Die Aufträge die er bekommt müssen in einen gewissen Zeit erledigt sein, er kann sich das einteilen und sein nächster Kunde war etwas hinter dem Ort wo ich hin wollte. COOOL es ging weiter. Ich bin ein echtes Glücksschwein. Immer lande ich im größten Mist und mein Schutzengel steuert mich da raus. Danke mal wieder Alterchen...
In dem Ort angekommen nahmen wir uns ein Hotel und gingen etwas essen, ich lud ihn ein, das hatte er sich verdient, hier wäre ich erst drei Tage später, wahrscheinlich vollkommen entkräftet angekommen....
23. Juni / Russland / Man sieht sich immer zweimal im Leben...
Eine herzliche Verabschiedung. Ich hatte den Junior über Nacht auf dem Auto gelassen, es war ein geschlossenes Hardtop. Als ich den Junior beladen hatte merkte ich, dass schon wieder Luft fehlte; ich brauche Schläuche...
Tja, 30 Kilometer waren es noch bis zur Kreuzung an der ich endlich wieder auf die Straße nach Wladiwostock komme. Und um erste einmal wach zu werden ging es voll in die Berge, ich schwitze nach einer Stunde fahrt wie ein Schwein, die Dusche vom Vortag war für die Katz.
Oben angekommen sah ich auf der dritten Anhöhe einen Abzweig, ich wollte schon mal wissen wo ich lang musste und bemühte Mapsi. Tja, die zweite Route die sie mir vorgeschlagen hatte ging nach links weg. Aber halt mal, das war die Route die ich eigentlich nicht nehmen wollte, wein Weg hätte mich im Tal nach links geführt, ich studierte Maps und beschloss den anderen Weg zu nehmen. Die letzte Stunde war wohl nur zum wach werden. Es schmerzte als ich den Berg wieder runter fuhr, Mist. Der andere Weg war aber kürzer.
Von oben vom Berg sah ich schon die Sand Wolken aufsteigen, die mussten von der Straße kommen wo ich lang muss. Na einen schönen Tag noch.
Jetzt im Tal angekommen bemerkte ich den Fehler, es gingen zwei Straßen nach links ab, nur die eine war derzeit kaum als Straße zu erkennen weil sie in eine Baustelle mündete. Ok, also es ging hier zu der Tankstelle rum und dann im großen Bogen weiter, na so weißt du es fürs nächste mal, schwacher Trost.
Rauf auf den Sand und schon merkte ich, dass meine Luft schon wieder raus war. Ich werde gleich mal auf die Tankstelle rollen und nach einem Eimer mit Wasser fragen. Die beiden Frauen dort erklärten, dass sie mir nicht helfen können, oder vielleicht wollten.
Gleich im selben Gebäude war eine Werkstatt, ich ging dorthin aber es war keiner drin, ich klopfte und rief - nichts. Im Regal stand ein Eimer und ein Waschbecken entdeckte ich auch gleich. Ich nahm was ich brauchte, was sollte ich machen. Mit Hilfe des Wassers war das Loch schnell gefunden. Es war wieder auf der Innenseite, also ein Durchschlag, das war klar. Hätte ich weiter gedacht hätte ich auch gleich noch das zweite Loch geflickt. Bei einem Durchschlag hast du einen sogenannten Schlangenbiss, zwei Löcher auf einer Höhe nebeneinander. Na so hatte ich eben alles wieder eingebaut, Taschen dran und denn Eimer zurück gebracht.
Es ging von vorne los, heimlich in die Werkstatt, Eimer mit Wasser und und.
Jetzt konnte ich endlich weiter. Die Straße wurde gerade komplett erneuert, mein Glück. Es lief die alte daneben und so konnte ich mich etwas abseits vom totalen Staub bewegen. Der Staub war so dicht wie Nebel, man hätte mich dort bestimmt übersehen mit dem Rad.
Was nicht so prickelnd war, dass die Straße auch hier voll in die Berge führte. Auf der anderen Seite war eine Straße aber hier mal wieder nur Sand und Geröll. Es hieß schieben und da bald Mittag war, schieben bei 47 Grad in der Sonne. Ich war wieder in der Hölle angekommen.
Nach zwei Stunden harter Arbeit war ich oben, da standen Bäume, die einzigen weit und breit. Mir war schon unten klar, dass ich dort eine Pause machen werde.
Der einzige Baum weit und breit ist natürlich begehrt, so war ich nicht er einzige mit einer tollen Idee. Die Rinder der Umgebung standen auch unter den Bäumen, Schatten ist für jeden gut. Schon vom Weiten überlegte ich wie ich die Viecher dazu bewege mir etwas Platz abzugeben. Als ich endlich angekommen war, stellte ich fest, dass sie alles voll geschissen hatten, da konnte man nicht sitzen. Also weiter. Als ich auf dem Berg stand und zum nächsten schaute entdeckte ich den nächsten Baum, ich hoffte, dass es dort besser war. Gut 30 min später saß ich im Schatten hatte mein Handy und eine Flasche Wasser dabei und wollte einfach nur nichts machen.
Ich saß, ich saß einfach. Plötzlich hupte ein Idiot wie blöde. Spinnt der das Rad steht voll am Rand mehr geht nicht dann fällt es die Böschung runter.
Ich blickte hoch zur Straße, irre mein neuer Freund Dmitri - man sieht sich immer zweimal im Leben. Ich kletterte mit Mühe wieder rauf zur Straße und fragte was er hier macht. Er war auf dem Weg nach Hause, er hatte einen anderen Kunden abgearbeitet und nun beschlossen zu Frau und Kinder zu fahren, schließlich hatte er sie schon die ganze Woche nicht gesehen. Wir überlegten kurz und schon war das Rad wieder drauf. Wir freuten uns und ich erzählte ihm von meinem Start in den neuen Tag, aber dass das jetzt wohl wieder die Belohnung für den Mist war. Nach 20 km war die Reise dann auch schon vorbei. Er hatte mich gefragt ob ich mit ihn kommen möchte nach Tschita. Leider ging das nicht, das wäre für mich wieder ein Umweg von gut 330 km gewesen, das konnte ich mir nicht leisten weil ich Sonntag einen Termin mit den Leuten vom Behindertenverband hatte. Ein erneuter herzlicher Abschied und ich strampelte wie irre los. Eine Straße so glatt wie ein Kinderpopo. Hammer.
Die Straße war endlich mal wieder gut aber die Berge bleiben mir erhalten, an zweien musste ich auch hier schieben aber es ging wenigstens voran, und bergab konnte man fahren, es rollte ich schrie vor Freude laut. Sibirien hatte mich auf seine beste Straße zurück geführt....
24. Juni / Russland / Ich hatte das nicht bedacht.
Ich bedenke bei jedem Mist den ich mache die Vor- und Nachteile einer Sache, so auch bei meinen Ventilen. Ich bin nach langem Überlegen bei französischen Ventilen geblieben. Jetzt sollte sich das rechen.
Es mussten unbedingt neue Schläuche her das stand fest, die alten sind durch, sie haben ganze Arbeit geleistet. Ich hatte das schon bei dem Vertreter des Behinderten Verbands in Tschita angekündigt. Victor sendete mir auch promt einen Vertreter des Vereins in Tschernytschewsk. Wir fuhren durch die Stadt und liefen sämtliche Läden an die Schläuche führten, es gab nur welche mit Auto Ventil. Ich war schon bereit meine Felge etwas aufzubohren, sie soll dadurch zwar instabil werden aber ich habe bis jetzt noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, und ich habe schon einige Felgen aufgebohrt. Na der Gedanke war auch ganz schnell wieder weg, alle Schläuche die es gab, die gab es auch nur in einem zu großen Durchmesser.
Gut wenn man Menschen kennt die einem Helfen. Victor sitzt für denn VOI in Tschitaund das ist eine größere Stadt, über tausend Ecken wurde ein Mensch gefunden der deutsch spricht und über die Webseite eines Ladens suchten wir die Schläuche raus. Da wusste ich noch nicht, dass ich Eduard noch oft in den nächsten Tagen treffen werde und er mir sogar in einer echt miesen Lage helfen wird. Die Schläuche waren bestellt, aber wie sollen sie die 320 Kilometer zu mir kommen. Es fährt täglich ein Taxi zwischen den beiden Orten und bringt für etwas 5 Euro genau solche Sachen mit.
Das kenne ich noch aus Ägypten, Dinge die es nicht in Hurghada gab kamen auch immer aus Kairo. Man zahlte ein paar Pfund und schon waren die Sachen zwei Tage später da. Na dieses Mal waren es Rubel und die Sachen waren am nächsten Tag da aber das Prinzip war das gleiche.
Die Schläuche werden also Sonntag eintrudeln; perfekt, Montag geht es weiter nach Wladiwostok....
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