23.09. / Italien-Griechenland-Türkei-Bulgarien-Rumänien/ 21. Tag

Wann werde ich endlich wach

Nur noch 65km bis Bukarest, da kannst du dir Zeit lassen, schön.

Morgens hatte ich noch mal nach dem Wetter geschaut, es wurde Gewitter angezeigt. Es war nichts zu sehen, im Gegenteil es sah aus als ob die Sonne rauskommen würde. Na, schmier dich erst einmal mit Sonnenschutz ein und dann sehen wir ja was wirklich aus dem Tag wird.

Schnell noch alles einpacken und los.

Mein Fahrrad wurde auf der Rückseite des Hotels in einem extra Raum abgestellt. War die ganze Nacht bewacht, dem Donkey ging es also gut. Es ging etwas hoch und auch wieder runter, nichts was Kraft kostete.

Wie ich so fuhr stieg mir ein Geruch in die Nase. Es war aber nicht das was du auf allen Straßen der Welt hast. Nicht der Geruch nach Tod. Hier waren keine Tiere gestorben deren Leiber sich nun auflösten und dabei einen bestialischen Gestank freisetzten, so dass ich schon immer die Luft anhalte wenn ich vom weiten  einen Körper dieser armen Wesen sehe. Ich kam einfach nicht drauf. Doch, doch, du hast es.

Einige von euch kennen es bestimmt noch wie es war als man noch alleine heizen musste und nicht einfach am Ventiel die Temperatur einstellte. Ja, als man noch in den dunklen Keller musste und Holz und Kohlen nach oben schleppte. Was nach dem Verbrennen übrig blieb war Asche. Diese landete in einem Eimer und dann in der Mülltonne im Müllhaus. Ja Müllhaus den es waren mal kleine Häuser mit einem Dach drauf. Von Zeit zu Zeit brannte es mal in diesen Tonnen weil einer wieder zu blöd war nur Asche in die Tonne zu geben die keine Glut mehr enthielt. Meist fand sich schnell einer der die Tonne löschte mit einem Eimer Wasser war das schnell gemacht.

Nun kam die Wende und mit ihr diese Unmengen von Verpackungsmüll, Kunststoffe und Kartons in riesigen Mengen. Die Tonnen quollen über und die Glut hatte es sehr leicht richtige kleine Brände zu verursachen. Bei uns ging es soweit, dass das Dach eines schönen Tages in Flammen stand und die Feuerwehr kam. Das habe ich an einigen Stellen gesehen. Das überdachte Müllhäusschen hatte glaube das Zeitliche gesegnet. Heute sieht man nur noch wenige Müllhäuser mit Dach. Eigentlich sind es ja gar keine Häuser mehr. Na der Geruch war jedenfalls da, weil einer seinen Müll am Feldrand verbrannte – wie lange sich solche Erinnerungen im Gedächtnis halten.

Nur noch 25km bis Bukarest, du bist gerade dabei die dritte Hauptstadt auf deiner Tour anzufahren, dachte ich mir und ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Das hielt aber nur kurz, denn der angekündigte Regen setzte ein. Nicht schon wieder, ich will nicht. Stoppen und Regensachen an.

Ich versuchte es wie immer erst einmal nur mit der Jacke, nach 30min sah ich ein, dass ich auch die Hose und die Füßlinge brauche. Ich will das nicht, meine Abneigung dagegen ist sehr groß. Du wirst trotz dieser Kleidung von innen nass weil sie ja das Wasser was du ausschwitzt nicht nach außen lässt,dies ist natürlich viel weniger als das was vom Himmel kommt aber es ist da.

Der Regen nahm stark zu und die Gullis schafften es nicht die großen Mengen an Wasser zu schlucken, die Straßen wurden zu kleinen Seen. Ich bekomme jetzt nicht nur Wasser von oben sondern auch von der Seite.

Beim halten an den Kreuzungen stand ich im Wasser,und da ich nur Überzieher als Spritzschutz habe, diese sind nach unten offen. Waren meine Schuhe schnell durch. Ich ging auf den Bürgersteig und dabei sah ich, dass hier eher halbherzig Radwege auf den Weg gepinselt waren. Na besser als an den Kreuzungen im Wasser zu stehen. Die Wege waren mit Autos zu geparkt und ich musste immer mal wieder auf die Straße ausweichen. Wenn es nicht so traurig gewesen wäre hätte ich mich vor lachen gebogen. Wasser von der Seite gab es immer noch. Die Fußgänger waren genauso betroffen wie ich, sie rannten schnell an den Pfützen vorbei wenn kein Auto kam.

Zu alle dem kam noch, dass ich durch das viele Auf und Ab schnell merkte, dass ich hinten Luft verlor. Donkey halte durch, dachte ich und pumpte mit meine Luftpumpe, die irgendwie dabei war nicht mehr richtig zu funktionieren , wieder etwas Luft in den Reifen. Halte durch Junge, halte durch.

Ich war auf dem Weg ins Zentrum und musste nun auf dem Bürgersteig auch noch geballten Wasserladungen ausweichen die von oben kamen. Es gab an ganz vielen Häusern, nicht wie bei uns üblich Fallrohre die das Wasser in die Kanalisation befördern, sondern kurze Speier die das Wasser etwas vom Haus weg aus der Dachrinne in einem fetten Strahl auf den Bürgersteig befördern. Was habe ich verbrochen.

Mit der Zeit hatte ich keine Lust mehr auf Sehenswürdigkeiten, ich wollte nur noch zum Bahnhof und hoffte, dass ich einen Zug bekomme der früher geht als der den mir Alexa im Netz vor ein paar Tagen raus suchte.

Nach vielem fragen nach dem Weg hatte ich den Bahnhof endlich. Er ist sehr groß und der Wind pfeift durch. Ich zog mir erst einmal das Regenzeug aus. Mein Shirt war etwas nass und die Hose so und so. Ich hatte ja die Regenhose etwas später angezogen. Mir war kalt und ich zog mir oben erstmal trockene Sachen an. Meine Schuhe kippte ich aus, das Wasser stand drin.

Ne Fahrkarte, du braust ne Fahrkarte, schnell zu den Schaltern. Super die erste Frau am Schalter konnte englisch reden. Kurz geschildert was ich möchte und schon war ein Zug um 18:30 Uhr auf dem Plan. Nun war noch die Frage offen ob das Rad da mit kann. NEIN, war die Antwort. Na dann geht der Zug nicht. Ich frage nach einem Zug der auch Fahrräder transportiert, Nein, nein, nein das gibt es nicht, Ups ist die unfreundlich, das muss es geben du hast das doch gelesen. Na vielleicht geht es ihr nicht so gut, versuche es mal an einem anderen Schalter.

Ein Mann der mit bekam, dass ich Ausländer bin sprach mich auf englisch an und erklärte mir, dass ihn das ärgert, dass man auf diesem Bahnhof so unfreundlich ist. Er sagte mir, er wird mir helfen.

Den Zug um 18:30 könnte ich nehmen sagte die Frau am anderen Schalter, ich solle mit dem Schaffner reden und ihm notfalls etwas Geld geben. Hm. Ein anderer Zug sei erst morgen um 5:52Uhr möglich, dieser hat aber auch Stellplätze für Räder. Ich nehme den, dass ist mir sicherer.Na wenigstens hast du ein Ticket für den Zug und musst nicht wieder raus in den Regen nach einem Bus oder so suchen der dich mitnimmt weil im Zug keine Fahrräder erlaubt sind. Ich war froh, dass ich die Aussage nicht einfach so hingenommen habe.

Ich fühlte mich elendig, als ich das große M sah. Jetzt isst du erstmal was und versuchst dich etwas aufzuwärmen. Der Typ am Schalter war sehr nett und interessiert an dem Rad und der Tour wir redeten kurz und ich gab ihm meine Karte.

Als ich begann zu essen zitterte ich wie ein Kleinkind, das nicht aus dem Wasser wollte und schon blaue Lippen hat.

Jetzt musst du Trost bei der Liebsten holen, irgendwer muss von dem Leid erfahren und dir Beistand geben. Ich hoffte, dass ich Annett erreichen würde, da sie ja auf der Arbeit war.

Ich wollte nach meinem Handy greifen, es war nicht da. Im selben Moment viel mir wieder ein, dass ich es auch nicht einsteckte, ja du hast es vergessen, es liegt im Bett.

Ich hatte am Morgen den Wecken noch zweimal auf fünf Minuten später gestellt um noch etwas liegen zu können. DEIN TELEFON LIEGT NOCH IM BETT. AAAHHHHHHH.

Du musst jetzt wach werden sonst treibt dieser Traum dich noch in den Wahnsinn. Ich wurde nicht wach, das hier ist das Leben und du stehst mit beiden Beinen hier auf diesem Bahnhof.

Was jetzt Plan B muss schnell her, fasse mal schnell zusammen. Dein Zug geht erst morgen früh – gut. Du weißt nicht ob das Telefon gefunden wurde – das muss geklärt werden. Ich nahm mein Tablet und ging ins Netz von McDonalds. Das Hotel war schnell gefunden und eine Nummer auch. Ich ging zurück zu dem netten Kerl von vorhin. Als ich ihm schilderte worum es ging und ihn fragte ob er da mal anrufen könne sagte er gleich ja,ich soll ihm aber mal 5-10 min Zeit geben. Das bekam ein anderer mit und meinte er kann das erledigen. Hey, super, Dankeschön.

Das Handy war da, es liegt an der Rezeption. Schön ein Teil von Plan B hat gegriffen. Jetzt musst du nur noch an das Telefon ran. Es waren 65km. Wenn du die Strecke zurück fährst hast du 130km auf dem Tacho und musst dann auch wieder zum Bahnhof. Das sind fast 200km, es regnet und du bist jetzt schon dabei deinem Körper einiges abzuverlangen. Er heizt gerade auf höchster Stufe. Du zitterst schon, ein Zeichen dafür, dass hier gerade ein paar extra Kohlen aufgelegt werden.

Was machst du mit dem Rad?? Der Mann der beim Hotel angerufen hatte, sagte ich solle mal um die Ecke gehen da ist eine Gepäckaufbewahrung. Ja, ja kein Problem der Donkey kann hier stehen. Ich zahlte als wenn ich einen Koffer aufgegeben hätte und bekam einen Zettel. So, das war auch geklärt, nun blieb noch das Taxi.

Ich hatte mit dem Mann der für mich telefonierte über den Preise fürs Taxi geredet. Dann würden etwa 50 Euro auf mich zukommen. Sch….. Ich sollte aber den Preis vorher klar machen. Pro Kilometer zahlt man 1,40 Lev.

Draußen schnappte ich mir das erste Taxi mit nen Fahrer der verstand was ich wollte. Der Preis musste nicht verhandelt werden er zeigte auf den Taxameter und meinte der macht den Preis. Na also geht es jetzt etwa wieder bergauf.

Die Fahrt ging los, es hörte nicht auf zu regnen. Mir war kalt und meine Hose und die Schuhe noch nass. Ich bat den Fahrer die Heizung an zu machen und auf die Füsse zu stellen, es wurde wohlig.

Der Fahrer macht auf seiner Seite das Fenster auf, ihm wurde es zu heiß, ich taute langsam auf.

Wir fuhren an dem Palast von Tschautschesku vorbei, unglaublich, was für ein Größenwahn. So ein Gebäude hatte ich noch nicht gesehen. Ich kann es auch gar nicht beschreiben. Ein Palast der im Viereck steht und jede Front ist eigentlich schon ein riesiger Palast. Das muss man selber gesehen haben. Auf dem Weg bin ich immer eingeschlafen, der Fahrer meinte ich solle es mir doch bequem machen, den Sitz verstellen. Nein, nein, vielleicht, auf dem Rückweg. Ich war zu sehr unter Spannung.

Im Hotel angekommen gab es mein Telefon zurück, ich lies etwas Geld für das Zimmermädchen da. Eigentlich wollte ich mich persönlich bedanken doch sie hatte schon Feierabend.

Rein ins Taxi und zurück – ich schlief etwas.

Die ausgerechneten 50 Euro kamen fast genau hin. Teures etwas länger liegen mein lieber Sven. Ich könnte mich selber schlagen.

Schnell wieder zum großen M und berichten wie es lief, die Freude über meinen Erfolg war groß.

Jeden Tag eine gute Tat ist meine Devise, es kommt irgendwann was zurück, davon bin ich überzeugt. Hier haben sich gleich mehrere Menschen bereit erklärt einen ganz fremden auf nem Fahrrad zu helfen.

DANKESCHÖN.

Der Abend endete mit dem Versuch auf den Sitzen irgendwie zum schlafen zu kommen. Zwei Stunden habe ich auch erwischt. Das hat mir mein Rücken aber übel genommen.

Ich will euch jetzt nicht langweilen, der Text ist schon ziemlich lang geworden. Über Mera und dem Grund warum man helfen soll schreibe ich morgen noch etwas…

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