23. & 24. Mai / Russland

23. Mai / Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben...

 

Ich war glücklich; der Junior war an Bord, der Allrussische Behindertenverband (VOI) hatte volle Arbeit geleistet. Ich musste mich echt um nichts kümmern. Wenn ich daran denke wie ich 2014 mal in Bukarest zu tun hatte mit dem Zug mitzukommen, da gab es auch kein Abteil für Fahrräder, dann bin ich froh die Hilfe hier gehabt zu haben. (DID Tour 2014, nachzulesen in meinem Blog)

Damals lief es etwa so wie jetzt, alle Absprachen gingen über den Schaffner. Der Unterschied hier war, dass es ein Ticket für das Rad gibt, wenn auch kein extra Abteil, in Rumänien gab es dafür eine extra Bezahlung. Hihi...

Ich schlief, der Junior hatte noch nie auf unseren Reisen einen Schlafplatz und mein Abteilgenosse war echt cool. 
Stellt euch mal in Deutschland vor, euer Abteil ist mit einem Fahrrad im Schlafwagen bestückt und der Gegenüber bleibt dabei noch gelassen....

Irgendwann in der Nacht wurde ich geweckt, die genaue Zeit kann ich nicht mehr sagen, es ist auch sehr schwer. In den Zügen in Russland herrscht immer Moskauer Zeit. Im Zug wird dir die immer angezeigt und so sind auch die Stopps. Da muss man sich erst einmal dran gewöhnen.
Ich komme zum Beispiel um 08:45 Uhr in Irkutsk an, anfangs dachte ich noch, dass das cool ist, ich habe noch den ganzenTag zum radeln. Als mir dann wieder eingefallen ist, dass das ja Moskauer Zeit ist habe ich mir schon mal ein Zimmer in Irkutsk gesuchet denn es ist dann schon 13:45 Uhr. Und wie es aussieht wird mich wohl VOI wieder in Empfang nehmen. Die Presse ist woh wieder dabei. 

Aber ich bin schon wieder ganz woanders. Ich wurde wach und wusste gar nicht was los ist. Schnell war klar, dass da zwei zugestiegen sind die jetzt einen Platz zum schlafen benötigten. Tja und nun?

Ich zuckte mit den Schultern, erkläre mal, dass du das Rad da nicht einfach hingelegt hast sondern man dir das gesagt hat. 
Die Schaffnerin kam, es war eine andere als beim Einsteigen. Die sind pro Abteil immer zwei. Sie steigen an jeder Station aus, machen die Kontrolle der Fahrkarten, verkaufen im Abteil alles mögliche an Getränken und Essen, sie machen sauber und sorgen dafür, dass alles seine Richtigkeit hat. Tja, eine schläft die andere arbeitet. Nun hatten sie die Schicht getauscht. Die die mir den Platz zugewiesen hat für den Junior war im Bett. Die andere schaute mit großen Augen. 

Das Rad musste weg, aber wohin? Ich zeigte auf den Gang. Die beiden Männer und ich befanden das als eine gute Idee. Wir wollten das Rad schon festschnallen. Das fand die Schaffnerin nicht so toll, die Gänge sind nicht besonders breit. Und selbst mit dem verdrehten Lenker in Fahrtrichtung nimmt das Bike noch genung Platz ein. Oh Mann, du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben, was nun??

Wir einigten uns darauf das Rad in den Bereich zu stellen wo die Wagons miteinander verbunden sind, hochkannt vor die Tür, so sind die Durchgänge zwischen den Wagons frei. Die geblockte Tür ist ok, es wird immer nur eine Tür pro Wagon zum Ein-und Aussteigen genutzt. Keine Ahnung wofür die andere ist.

Ich war wie besoffen, aufgesprungen aus dem Tiefschlaf, T-Shirt drüber und dann begreifen was los ist und das in einen anderen Sprache. 
 
Die beiden waren nicht lange mit uns unterwegs, als ich aufstand waren sie schon wieder weg. Schade, dass das Rad nicht noch im Abteil war dann hätte ich es als blöden Traum abtuen können. 

Nun war ich wach und hatte echt Befürchtungen, dass das in Omsk ein Problem wird mit dem Umsteigen. Jetzt war das Rad im Zug und ich hatte eine Fahrkarte. Was wenn die in Omsk Probleme machen?

Ich fragte in Berlin bei Andre vom Bundestag und Georgij seinem Praktikanten nach ob sie wissen ob mich dort jemand empfangen wird und auch bei den netten Leuten in Sankt Petersburg die mich so gekonnt in den Zug verfrachteten.   
Eine Antwort bekam ich relative schnell. Es war alles vorbereitet und man würde mir auch dort helfen....
 

24. Mai / Heute muss alles klappen dann bist du durch
 

Im Zug ist es nicht besonders spannend, ich kenne das alles ja schon, von meiner Reise mit Annett in der Transsib (den Blog findet ihr hier auch, spannende Tour vom Moskau nach Peking).

Ich hoffte den ganzen Tag darauf dass es keine Probleme geben wird. 

Eine Stunde bevor wir ankamen sagte mir die Schaffnerin Bescheid. Sie wusste bestimmt nicht, dass ich wusste wie das mit der Zeit funktioniert, ich war schon bereit. Wir verabredeten, dass der Junior dort raus kommt wo er jetzt gerade ist, er musste nicht wieder durch das ganze Abteil, dahin wo alle austeigen. Gut das war geregelt. 
 
Ich brachte meine Taschen auch dort hin, als die Schaffnerin das sah konnte ich alles zur anderen Tür tragen. Ich würde mit meinem Gepäck dort aussteigen wo alle aussteigen, gab sie mir zu verstehen. Ich verstand was sie wollte, aber nicht warum wir mein Gepäck nicht auch dort raus geben können. 

Wir waren am Bahnhof. Draußen stand schon ein keines Empfangskomitee. Ein Schild mit ¨Herzlich Willkommen¨ vier Frauen/Mädels und Beschäftigte der Bahn warteten.

Ich wusste nicht wo ich zuerst hin sollte: Taschen raus und dann das Rad oder andersherum? Ok, ich reichte die Taschen raus zu den viele Helfern und ging schnell zum Rad, es war ja noch festgemacht mit dem Spanngurt an der Tür. Ich machte das Rad ab und es wurde nach draußen gereicht.
Jetzt musste ich erst einmal die Damen begrüßen.

Man erklärte mir, dass man mit mir eine Radtour machen würde und in der Zeit alles organisiert wird. Man wollte mir Essen besorgen und sich darum kümmern, dass das mit dem Rad im Zug klappt.

Ich war etwas besorgt, dass das auch was wird. 
Ok, ich setzte mich aufs Rad, meine Sachen kamen ins Auto und die nette Frau vom VOI (ich und mein schlechtes Namensgedächnis) kümmerte sich um etwas zu Essen für die lange Zugreise. 

Wir fuhren kreuz und quer über die Bürgersteige, ich hatte zwei Mädels als Stastführer bekommen denen ich nur folgen musste. Ich sah immer wie sie mit ihren Mountainbikes hoch und runter hopsten. Zum Glück hatte ich kein Gepäck dabei. 
Dabei viel mir aber auch auf, dass die ganze Stadt an vielen Stellen noch nachbessern muss für Rollifahrer. Wobei ich wiederum sagen muss, dass bei einem Fußgängertunnel ein Wandlift für Rollstühle da war. Hm, man scheint was zu machen aber wohl nicht genung. 

Omsk im Schnelldurchlauf. 
Zurück am Auto wurden schnell von drei Bahnbeamten die Taschen geschnappt und wir gingen zum Zug. 
Die beiden Mädels die mir die Stadt zeigten veranschiedeten sich und wir haben noch viel gelacht beim Bilder machen. 

Am Zug gab es wieder die Sache mit dem Rad, mir wurde wieder komisch, ich zeigte schnell die Bilder wo der Junior im Gang hochkannt festgemacht ist. 
Man fragte nach der Fahrkarte für das Rad, ich hatte nur eine bis Omsk, wir hatten noch keine neue. Boh. 
Die nette Frau vom Behindertenverband sagte, dass das alles gut geht, keine Sorge. 
 
Es wurde viel geredet, meine Sachen waren schon im Abteil und das Rad wurde gerade verladen. Ich sprang schnell in den Zug und machte den Junior fest. Ich sah durch die nun wieder geschlossene Tür wie ein Bahnbeamter das Rad hochkannt versuchte zu platzieren. Schnell hin und ihm den Spanngur zeigen, bevor er es irgendwie geschafft hat das Rad so zu verkeilen, dass es von alleine hält. 
Jetzt wieder raus, du musst dich verabschieden. Keiner mehr da, wo waren sie, Mist, ich wollte mich doch noch bedanken.

Sie waren nicht weg, sie waren in meinem Abteil. Drei Tüten mit Essen und Trinken waren auch da. Mir wurde noch schnell erklärt, was ich zuerst essen muss und was süss und was mit Fleisch ist. Ein paar Kühlschrankmagneten als Souvenir und eine gute Reise, dann waren sie schon auf dem Weg nach draußen. Ich ging noch schnell mit, ein Selfi noch und schon kam das Signal dass es weiter geht. 

Pah, das war auch geschafft; gut, dass ich über drei Ecken Andre vom Bundestag getroffen habe und er sich so da rein hängt.....
 

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Kommentar von Frank Schulze |

Mann oh Mann es ist ja schon ein Abenteuer :-). Super das es helfende Hände gibt!!! Das mit dem eigenen Schlafplatz für den Junior wird wohl legendär :-). Die besten Wünsche für die weitere Reise

Antwort von Sven Marx

Ja so ein Fahrradschlafplatz gibt es auch nicht in jedem Zug in Richtung Sibirien.

Bitte addieren Sie 9 und 2.

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