24. & 25. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Finnland / Pause. …

Jetzt stehe ich hier auf dem Bahnhof in Helsinki und es ist so gut wie kein Mensch zu sehen, alle Geschäfte sind geschlossen und man hat das Gefühl als sei etwas ganz schreckliches passiert und alle Einwohner sind geflüchtet. Nach Flucht sieht es aber nicht aus, zu ordentlich ist alles, aber ich kenne keine andere Stadt auf dieser Welt wo ich dieses Gefühl hatte.

Handy raus und los mit der Navigation, du musst zu Peter in die Wohnung, er wartet auf dich und will später noch zu seinem Bruder fahren, es sind Feiertage, der Grund warum die Stadt leer ist, alle sind Außerhalb.

Ein paar Mal nach rechts und links, eine Brücke, nen Tunnel und schon bin ich da, kurze Nachricht, dass ich vor der Tür stehe und die Antwort, dass Peter auch vor der Tür steht. Hm, du bist wohl falsch. Aber es ist doch die Straße und Nummer 7A. Ein, zwei Nachrichten hin und her, nen Bild hinterher, toll die moderne Technik, und schon war klar, ich muss eine Ecke weiter.

Ein großes Hallo und schon ging der Austausch der Informationen los. Beim Essen haben wir uns dann erst einmal näher bekannt gemacht, wir hatten bis jetzt vielleicht 10 Minuten an der Grenze von Finnland nach Norwegen gesprochen. Verrückt aber die Chemie stimme von Beginn an, die beiden hatten mich gleich eingeladen bei ihnen zu wohnen, nachdem im Gespräch heraus kam, dass ich über Helsinki nach Stockholm mit der Fähre fahren werde. >>Kein Problem, wenn du zurückfährst kannst du die beiden Feiertage bei uns bleiben<<

Ja, jetzt sitzen wir hier und ich erfahre erst einmal, dass die Freundin von Peter ein ganz besonderer Mensch ist, sie rennt so durch die Gegend und stellt dabei die schärfsten Rekorde auf. Sie rennt, ja rennt, kein Marathon oder so, sie rennt 50 km, 50 KILOMETER und ist dabei die Rekordhalterin, und weil das so gut ging, und sie noch mehr drauf hat, geht es jetzt einen Schritt weiter, sie will auch noch den Rekord in 100 km haben, 100 km RENNEN.

Es stehen einige Trophäen in dem kleinen Zimmer in dem ich schlafen werde auf dem Regal, was für eine Frau.

Dies ist auch der Grund warum Sanna nicht da ist, sie trainiert irgendwo in Spanien und kommt erst in 14 Tagen wieder. Sie ist immer mal wieder irgendwo unterwegs, an Orte wo die Bedingungen anders sind und der Körper lernt anders zu reagieren. So war sie auch schon in Kenia, da kommen wohl die besten ¨Renner¨ her. Dort gibt es einen Ort, der etwas höher liegt und so muss der Körper sich umstellen, soweit ich das kenne geht es dort um den Sauerstoffanteil in höheren Lagen, dies war auch ein wichtiges Thema beim Tauchen, speziell beim Tauchen in Höhlen, aber es bestehen da keine wirklichen Zusammenhänge. Die einen wollen mehr Sauerstoff im Blut und die anderen müssen darauf achten, dass es nicht zu viel wird.

Gegen Mittag musste Peter aufs Fahrrad und auf zu seinem Bruder, 40 km. Die beiden haben kein Auto, sie machen alles auf die sportliche Art oder mit dem Öffentlichen. Ich machte darum auch den Witz, dass Sanna bei uns am Wochenende zur Ostsee rennen könnte, das sind nur 260 km, kein Problem. Peter lachte und meinte, dass sie nach 50 oder 100 km dann aber auch ziemlich fertig ist. Ich verstehe das gar nicht. Wer hundert Kilometer RENNT der kann bestimmt auch zur Ostsee rennen.   WAHNSINN.

Peter war weg, ich in der Dusche und bevor ich Annett anrief, lag ich auch schon im Bett, das Gespräch war kurz, Mann bzw, Frau ist einkaufen. Und zwar ganz wichtig, IKEA und Baumarkt und so. Ihre Schwester hat eine neue Wohnung und da muss gemalert werden und eingerichtet. Auch gut, ich hatte so und so eine Mütze voll Schlaf nötig, im Zug war das ja durch die unbequemen Sitze nicht möglich. Als ich gegen Mitternacht wach wurde war es draußen fast mal wieder dunkel, komisch wenn das dann mal wieder ist wie immer, die Sonne geht jetzt und hier im Süden schon wieder fast ganz unter.

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Ich habe früher immer nicht verstanden wie man am Wochenende nur bis um sieben oder acht schlafen kann und dann aufsteht. Ich habe immer bis mittags im Bett gelegen wenn es nichts zu tun gab, meist nur schnell gegessen und mich dann wieder hingelegt, vorschlafen. Am Abend musste man ja fit sein für Party, schließlich gibt es in unserer herrlichen Stadt keine Polizeistunde. Du kannst von einem Laden in den anderen fallen und Leute treffen die auch ihren Spaß haben wollen.

Heute bin ich spätestens um neun auf den Beinen, ich kann nicht mehr schlafen, obwohl ich erst spät ins Bett gehe, sechs Stunden Schlaf reichen mir. Hm.

Aber heute habe ich mal bis zehn geschlafen und hätte eigenlich noch etwas liegen können. Ich wollte meine Freizeit aber nutzen um meinem treuen Begleiter mal etwas Gutes zu tun, er arbeitet immer nur und bekommt gerade viel zu wenig Zuwendung. Ich stellte die Bremsen etwas nach, durch den Regen sind die Bremsbeläge ziemlich schnell runter gegangen. Einen Bremsklotz musste ich neu justieren, der hat sich irgenwie verstellt und nun nur noch auf der halben Felgenflanke gebremst und ich musste zwei Minniachten aus beiden Rädern machen. Alles ganz kleine Dinge, ein tolles Rad. Früher hätte ich bestimmt noch die Kette gereinigt und geölt, doch Dank Jochen Kleinebenne, dem Chef von Patria, er hat mir den Junior spendiert, habe ich jetzt wieder einen Riemenantrieb. Warum wieder? Ich hatte das schon an meinem Moped, es gibt nichts besseres, der Rieben ist jetzt schon über 12.000 km gelaufen, ich habe noch nichts daran gemacht. Jeder der ein Rad hat und dieses auch pflegt, und nicht nur tritt, weiß was er an Zeit hätte investieren müssen bei einer Kette, ja, und auch schon ein paar neue kaufen müssen. Ich liebe es….

Irgendwann gegen Mittag kam eine Nachricht von Peter, er war auf dem Weg zurück, dann kam eine zweite, dass es noch dauern wird, er hat schon den zweiten Platten. Naja, letztendlich kam er dann mit seinem Freund zusammen zurück, er ist Journalist und wollte ein Interview mit mir machen. Die beiden hatten mich gefragt ob ich dabei bin. Natürlich !!! Die Fackel und die Tour brauchen Presse…

Sie haben das Fahrrad ins Auto geladen und gut. Ich stand Rede und Antwort und staunte wie weit mein Englisch doch reichte. Es ist wirklich nicht gut, aber es muss wohl besser sein als ich denke.

Noch ein paar Bilder, die Fackel zusammenbauen und an machen, natürlich auch noch Bilder mit brennender Fackel und ein herzliches auf Wiedersehen.

Jetzt schnell Wäsche waschen und ab in die Stadt. Es gibt nichts besseres als mit einem Einheimischen in die Gegenden einzutauchen wo das Leben ist, naja eigentlich ist. Wir fuhren ein gutes Stück und Peter gab mir gleich noch ein paar Informationen über die Stadt. Die Russen hatten sie mal ausgebaut, es war eigentlich nur ein Dorf, so als Vorposten gegen die Schweden, und im ersten Weltkrieg wurden riesige Bunkeranlagen von den Russen in dem RIESIGEN Park der sich durch die Stadt zieht gebaut, oder besser von Chinesen die sie dazu einsetzten. Sie dachten wohl, wer so eine Mauer bauen kann der kann auch gut Bunker anlegen.

Da die Stadt echt wie ausgestorben ist, war auch das Viertel wo sonst die Luft brennt fast tot. Ein paar Touris liefen verloren rum. Ich sagte zu Peter, dass die nie wieder kommen wenn sie nicht wissen, dass gerade die Sommersonnenwende gefeiert wird. Die denken hier sagen sich Fuchs und Elster gute Nacht.

Ich selbst finde das ganze hier sehr angenehm, wo hat man so etwas schon mal. Selbst zu den beschaulichen Tagen im Winter wo alle vom Fest der Liebe und Ruhe sprechen ist überall noch treiben. Hier fahren alle weg und die Läden sind zu. Fast, ein paar haben offen, es gibt seit diesem Jahr ein neues Gesetz, man darf auf machen. Es wird also wie bei uns alles gekippt. Warum muss man rund um die Uhr einkaufen können?

Gemütlich Pizza essen und zurück, kann mich nicht beruhigen, beim letzten Mal als ich hier war, war ein Treiben vom feinsten. Jetzt bewegt sich nur der Wind durch die Straßen….

Wäsche schnell noch in den Trockner, noch etwas plaudern und Wäsche wieder holen. Peter nutzt einen Gemeinschaftsraum zum Wäsche waschen, der ist zwei Blocks weiter. Alles wieder sauber. Bis auf mein ¨ Inklusion braucht Aktion¨ Shirt, Weiß ist nicht die richtige Farbe für eine Radtour. Und ich trage es nun schon nur für die Presse, also der Transport ist für diesen Farbton schon zu viel. Da lobe ich mir mein hart erprobtes Schwarz.

Gute Nacht und danke für alles, bis morgen.

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