25. & 26. Mai / Russland / Baikalsee

 

25. Mai / Ein Tag in der Bahn

 

Ein Tag in der Bahn in Russland ist sehr interessant, aber ich würde hier noch einmal über etwas berichten, dass ich schon in meinem Blog beschrieben habe als ich mit Annett in der Transsib von Moskau nach Peking gefahren bin. Schaut euch das mal an, warn ein paar echt witzige Tage und eine gute Vorbereitung auf das was jetzt war. 
Man lernt wie man sich verhalten sollte in so einmal Zug, man ist schließlich ein paar Tage auf engsten Raum mit vielen anderen Menschen.
Gut war, dass ich damals auch ein Buch über die Benimmregeln gelesen habe. Man zieht sich nämlich um und wenn es zur Nachtruhe geht oder Frauen neu ankommen gibt man ihnen die Möglichkeit, durch Rückzug auf den Gang zum Beispiel, sich umzuziehen. 

Ach und man sollte den Fahrplan studieren bevor man auf die Toilette geht, sonst stehst du da unter Umständen eine halbe Stunde. In den Zügen landen die Reste unserer Verdauung auf den Gleisen wie das früher auch bei uns war. Und wenn du auf dem Klo bist und gerade in einen Bahnhof einrollst dann kann es sein, dass der Zug dort etwas länger hält und du musst warten bis er wieder aus der Stadt raus ist, Spülen sollte man nie am Bahnhof, das haben wir früher noch gelernt, dass man da nicht aufs Klo darf....

 


26. Mai / Heute muss alles klappen dann bist du durch
 
 
Die Reise im Zug war gut, du wirst immer schön hin und her geschaukelt, es schläft sich wie in einer Babywiege. Ich hatte zweimal eine Frau als Begleiterin, die eine hat sich nicht getraut etwas zu sagen, vielleicht weil ihr die ganze untere Reihe Zähne fehlte und die andere war so voller Energie, dass sie mir ständig etwas zum Essen angeboten hat. Sie isst bestimmt gerne, sie sah jedenfalls so aus.
Es gibt doch nun wirklich ansehnlichere Frauen in Russland, wussten die Ticketverkäufer dass ich schon vergeben bin??
 
Ich bin in Irkutsk angekommen, nur noch ein Stück bis zum Baikalsee, irre, ich bin hier. Ich freue mich auf diesen See schon von Beginn an meiner Reisepläne und auf die einzige Süßwasserrobbe der Welt, der Zahn wurde mir gestern gleich gezogen. Eine meiner ersten Fragen war wo ich diese finde. Die Antwort war zermürbend. Sie ist ganz weit oben im Norden, sie will ihre Ruhe haben vor Menschen. Dort komme ich nicht hin, Trauer... das war eine Sache die ich unbedingt miterleben wollte, Schade. Manche Dinge bleiben ein Ziel, dass man vielleicht noch einmal angehen kann, mal sehen ob mich das Leben noch einmal hier in die Gegend verschlägt. Auf jeden Fall ist es schon wegen der Menschen eine Sache die man noch einmal angehen sollte.. 
 
Ich wurde wieder wie ein Staatsgast empfangen, ein Komitee aus sechs Leuten wartete schon am Zug. Wieder musste ich schnell meine Taschen raus geben und das Rad an der anderen Tür entgegen nehmen.
Wir luden alles in ein Auto und man hat mich ins Hotel gebracht, ich hatte ja schon eins vom Zug aus gebucht. Das hätte ich aber gar nicht gemusst, man hatte mir schon ein Zimmer bestellt, zum Glück konnten sie es abbestellen ohne Kosten. Meins hätte ich auf jeden Fall bezahlen müssen. Ich buche immer , dass ich nicht stornieren kann, dadurch spare ich pro Buchung zwischen 5 und 20 Euro, viel Geld über die ganzen Jahre. Und bis jetzt habe ich immer alle Hotels erreicht. Also nie Verlust gemacht.
 
Konstantien und seine Begleiter haben mich also eingeladen und schon ging es los, ab in den Stau. Irkutsk hat das gleiche Problem wie so viele Städte dieser Welt - zu viele Autos. Und in Russland nutzt man jede Lücke um voran zu kommen. Dadurch wird es aber nicht besser.
Wir sprachen über die Alternative Fahrrad. Er findet es gut, dass immer mehr Leute bei uns in Deutschland das Verkehrsmittel nutzen und sich dadurch auch fit halten. Als er mir dann aber sagte, dass es bei 40 Grad Minus unmöglich ist mit dem Rad zu fahren war mir klar, dass du im Winter hiermit dem Rad ein echtes Problem hast. Und bei den Schneemengen ist die Kälte wohl das kleinst. Hehe
 
Ich ging erst einmal Duschen und zog mich um als sie mich abgesetzt hatten. Konstantien und die Übersetzerin erklärten mir, dass er gerne noch mit mir essen gehen würde. Wir verabredeten uns also 90 Minuten später, genug Zeit mich vorzubereiten und die Fackel auch mal zusammen zu bauen. Bis jetzt hatte ich ja leider nicht die Gelegenheit sie mit einem der Mitglieder vom Altrussischen Behindertenverband abzulichten. 
 
Konstantien erschien kurz nach fünf wieder, er hatte jetzt auch seine Frau bei, dabei fällt mir auf, wir haben gar kein Bild mit ihr zusammen gemacht. Na die Robben stehen ja noch im Raum, vielleicht bin ich ja schneller wieder hier als gedacht. Die lassen mir echt keine Ruhe, schade, dass ich sie auf dieser Tour nicht sehen werde.
 
Konstantien berichtete mir, davon wie er sich müht die Bedingungen für Behinderte in seiner Region zu verbessern, ein ewiger Kampf, warum höre ich überall außer in den Nordischen Staaten das gleiche, sind Behinderte es nicht wert ein vernünftiges Leben zu führen.
 
Bevor wir zum Essen gingen musste ich noch eine Schraube für meinen Spiegel kaufen, der hatte beim Verladen ins Auto den Dienst quittiert. Wir sind hängen geblieben er wurde rausgerissen und war ab. Glücklicherweise konnte ich es reparieren, hoffen wir, dass meine Idee sich als gut erweißt.
Ihn dem Kaufhaus wo wir die Schrauben bekommen haben war auch ein Laden der Bekleidung und Handtücher anbot, ein kleiner Stand. Sie erklärten mir, dass dort die Sachen verkauf werden die sie in der Fabrik herstellen die von Behinderten betrieben wird, also so wie unsere Behinderten Werkstätten. Man stellt Dinge des täglichen Lebens her und finanziert vom Verkauf einen Teil der Arbeit die dort geleistet wird. In der Fabrik arbeiten immerhin 100 Menschen. Für eine Stadt mit knapp 700.000 Einwohnern echt viel.
 
Nach dem Essen haben wir noch etwas die Stadt besichtigt. Ich wollte mir den Stausee ansehen der direkt an den Ufern der Stadt liegt.
Unglaublich wie die Dimensionen hier sind. Überall wo ich bis jetzt war hat man Flüsse angestaut um dort Seen entstehen zu lassen, hier hat man den Fluss einfach gestoppt und einen kleinen Durchlass geschaffen wo das Wasser durchfließt und man dort über Turbinen Strom erzeugt. Flüsse sind hier so breit wie bei uns Seen. Dieses Land ist Wahnsinn.
 
Tja, nun ist es bei mir schon Nacht und bei euch gibt es gerade einmal Abendbrot, ich bin jetzt schon sechs Stunden vor euch. Jetzt wird es dann immer schwerer für mich und Annett zu telefonieren. Wenn bei mir Tag ist ist sie arbeiten und wenn sie zu Hause ist gehe ich ins Bett. Na wird schon gehen ging ja die letzten Jahre auch.
 
Auf zum Baikalsee, dem großen Ziel meiner Russlandetappe.....   
 

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Kommentar von Gerhard |

Hallo Sven

Danke das Du uns wieder gewisse Regeln beim Bahnfahren in Erinnerung rufst. An die Regel mit der Toilette erinnere ich mich noch sehr gut.
Vor einigen Monaten, ich war auf dem Weg von München nach Ulm. Leider verspürte ich schon beim einsteigen ..., nicht wichtig, Zeit bis zur Abfahrt zu wenig um den Zug noch zu verlassen, zu lang um nicht In Gefahr zu geraten ... !
Im Hinterkopf immer noch diese genannte Regel. Bis ich dann dieses moderne Vakumpumpengeräusch vernahm.
Die Fahrt nach Ulm wurde schön und entspannt.

Gruß Gerhard

Antwort von Sven Marx

Hahaha. Gelernt ist eben gelernt. Haha

Bitte rechnen Sie 5 plus 3.

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