26. & 27. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Finnland & Schweden / Auf in die Deutsche Botschaft in Stockholm

Taschen packen, es geht los. Beim Wäsche zusammenlegen, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Du hattest einen Zettel bekommen als du das Shirt vom bedrucken geholt hast. Darauf stand deutlich, dass es nicht in den Trockner soll, weil der Druck verkleben kann. Es ist zusammengeklebt. AHHHHHHHHH

Zum Glück hatte ich die Idee gekommen es mit dem Fön warm zu machen und zu versuche die Verklebung so zu lösen, es ging…… ZUM GLÜCK

Ein Freund von mir hat gleich nach der Wende einen Bericht über ganz schlimme Verhältnisse in sozialen Einrichtungen in Rumänien gesehen, man hatte im Winter kein Heizöl und die Menschen dort mussten fürchterlich frieren. Auf diesen Bericht hin taten sich ein paar Freunde zusammen, man belud zwei Transporter bis unters Dach mit Heizöl und zog los Richtung Rumänien. Damals musste man noch richtig über Grenzen, also Kontrollen und so. Die Geschichten aus der Zeit sind immer sehr interessant, klingt wie aus deiner andern Zeit, einer längst versunkenen Welt. Sie bekamen nachts sogar Polizeischutz für die voll beladenen Autos und brauchten Tage bis dort. Letztendlich ist daraus ein Hilfsprojekt geworden und Ingo ist immer noch voll bei der Sache anderen Menschen das Leben etwas angenehmer zu gestalten.

Ich hatte schon einige Geschichten gehört, von der Hilfe für alte Menschen und sozial schwache Kinder. Und als mich Ingo dann 2012 fragte ob ich nicht mit nach Mera will, sie bauen da etwas am Dach eines der zu sanierenden Häuser und einer mit Ahnung wäre gut, da kramte ich in meinen Erinnerungen und dachte, dass ich körperlich bestimmt keine Hilfe bin, aber wie man ein Dach deckt bekomme ich in der Theorie noch hin. Also sagte ich zu und fuhr mit in das kleine Dorf in den Bergen von Siebenbürgen. Mehr als herzliche Menschen, Kinder die sich über mitgebrachte Buntstifte so sehr freuten, dass man es nicht glauben konnte, aber auch bittere Armut, Hütten aus spärlichem Baumaterial zusammengezimmert und mit Decken als Dämmung von außen verhangen.

2013 beschloss ich mich in den Sattel zu setzen und nach Mera zu fahren, es stand wieder eine Tour an. Ich wollte von Sankt Petersburg nach Berlin dem R1 folgen, das war der eigentliche Plan, Pläne ändern sich, wie man gerade wieder auf dieser Tour zur genüge sieht !!! Ich beschloss also nicht nach Berlin sondern nach Rumänien zu radeln. Just im Winter 2012/2013 traf ich einen uralten Freund wieder, er lebt seit vielen Jahren in Finnland, hat ein Haus in der Nähe von Helsinki, eine finnische Frau und zwei Söhne. Ja, und ich habe den Eindruck er ist mehr als zufrieden in seiner neuen Heimat. Er meinte ich solle ihn doch mal besuchen. Ein Flug nach Helsinki kostet nicht viel mehr als einer nach Sankt Petersburg, und die paar Kilometer mehr machen bei einer Tour von 4.000 km nicht viel aus. Ich flog also zu ihm und wir verbrachten zwei tolle Tage zusammen. Seine Frau war zu der Zeit im Krankenhaus und bekam gerade den zweiten Jungen, was für eine Freude, ich kam zur richtigen Zeit, er war echt glücklich. Tagsüber, wenn er im Krankenhaus war, besichtigte ich Helsinki und habe so schon einiges gesehen.

Jetzt bin ich wieder hier und muss feststellen, dass ich zwar damals schon ein gutes Stück abgefahren bin aber nur die Touri-Ecken gesehen habe. Na nun bin ich wieder hier und denke es ist nicht das letzte Mal. Ich komme bestimmt noch einmal mit Annett hier her, ich will ihr das mit der Sonne zeigen die nicht unter geht, das hat mich echt beeindruckt. Meinen alten Freund konnte ich leider nicht treffen, er musste an dem Wochenende arbeiten, einer der Menschen die auch an Feiertagen raus müssen. Das haben soziale Berufe so an sich.

Warum bin ich eigentlich darauf gekommen???? Ach . Wirst du alt Junge. Ich bin heute wieder an dem Platz mit dem schönen Dom und mache ein Bild, ich zeige zwei Finger,  für Nummer zwei, Nummer zwei der Besuche hier. Ich hoffe, dass ich noch viele Jahre die Gelegenheit habe, je noch einen Finger mehr in die Luft zu strecken.

Ab in den Hafen und noch ein paar Postkarten kaufen, es herrscht buntes Treiben hier, am Bahnhof sah das nicht ganz so rosig aus, wobei heute schon wieder mehr Leben in der Stadt steckt. Ich war noch einmal kurz am Bahnhof weil ich dort bei meiner Ankunft ein paar Obdachlose gesehen hatte und meine Stiefel dort irgendwo lassen wollte, sodass sie vielleicht noch jemand im nächsten Winter nutzen kann. Sie haben nur 20 Euro bei Lidel gekostet, mir die letzten fünf Wochen gute Dienste geleistet und nun denke ich brauche ich sie nicht mehr. Der Plan war schon beim Kauf, sie zurück zu lassen um Platz zu sparen. Ich hoffe jemand wird sie verwenden können, habe sie am Bahnhof an eine Hauswand gut sichtbar abgestellt.

An der Anlegestelle meiner Fähre angekommen ging es zum Schalter, mein Ticket hatte ich schon im Internet gebucht aber den Junior konnte ich nicht mitbuchen. Ich verstehe nicht warum man bei der Auswahl nicht einfach eine Position mehr anlegt, für Fahrräder, es sind in den Sommermonaten, egal wo ich auf dieser Welt bis jetzt gefahren bin, immer Räder mit an Bord. Egal, ich musste mich unten bei den Autos mit anstellen, es waren natürlich noch zwei andere Radfahrer da. Ab auf die Fähre und in die Kabine.

SUPER !!! Ich hatte in einer Kabine für vier Mann gebucht. Es war beim eintreten nur ein Bett bezogen, ich bin alleine, was für ein Glück. War es weil die Feiertage sind und nur wenige fahren oder ist auf der Route immer wenig los und man gewährt den Reisenden einen angenehmen Aufenthalt? Insgesamt ist die Fähre ganz gut, ein großes Angebot, Kinderwelt, Spielkasino, ein Deck zum Shopen, ein Weinrestaurant, also Wein aussuchen und was passendes dazu bestellen. Schön, habe nur kein Geld mehr, sonst hätte ich es mir bei einem guten Glas Wein und dem passenden Gericht gerne gut gehen lassen. Naja ich erlebe auch so viel mehr als wohl die meisten hier auf dem Schiff. Wobei die vielleicht andere Vorstellungen von einem tollen Leben haben.

Heute habe ich mein erstes Fußballspiel seit beginn der Spiele gesehen. 3:0 – gut. Ich hoffe das war nicht nur eine Ausnahme, habe mich noch überhaupt nicht mit den Ergebnissen beschäftigt. Hatte genug mit dem trocknen meiner Kleidung um die Ohren, doch jetzt ändert sich das vielleicht. Denke schon, dass die Bedingungen immer besser werden. Von Stockholm gibt es noch mal ein paar Berge noch Oslo und dann ab nach Dänemark, dort ist die Nummer dann fast durch. Und am 08 Juli werde ich die Inklusionsfackel vom ¨Netzwerk Inklusion Deutschland¨, die haben die Fackel ins Leben gerufen, an meinen Freund Karl übergeben. Ihm einen starken Schubs geben, auf dass er immer gut am rollen ist, und natürlich Rückenwind wünschen, den braucht er, die Topographie ist nicht wirklich besser als die die ich die ganze Zeit hatte. Er fängt mit Hügeln an ich Frankreich an und steigert sich nach Spanien in Berge. Noch ein hartes Stück Arbeit bis wir die Fackel an das Deutsche Team in Rio übergeben können. Aber Aktion heißt ja nicht, dass wir es uns einfach machen. Hehehe

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27. Juni – Termin in der Deutschen Botschaft in Stockholm mit dem Ständigen Vertreter Jan Friedrich – so stand es in meinem Kalender und dies ist auch der Grund warum ich in 12 Tagen 1.300 km mit dem Fahrrad zurücklegen musste, noch einmal ein paar hundert mit dem Zug und direkt von der Fähre zur Botschaft fuhr. Mir blieben nach der Landung genau noch 25 Minuten Zeit einen Ort in einer Stadt zu finden wo ich noch nie war.

Wenn die Nummer durch ist kehrt endlich Ruhe ein dachte ich mir in der Nacht auf der Fähre noch so. Nach dem Aufstehen hieß es Sachen packen und fertig machen, 30 Minuten vor der Landung kannst du den Junior beladen und los machen, für die Überfahrt hatte ich ihn gesichert, die See blieb aber zum Glück ruhig. Ich stand in den Startlöchern. Mein Rad stand als erstes und erfahrungsgemäß lassen sie die Rad- und Motorradfahrer immer als erstes vom Schiff runter. Ein junger Typ kam, öffnete die Schleuse und ließ die Brücke runter, ich bin gleich draußen dachte ich noch. Was macht der, der winkt die Autos runter und hier warten alle am Rand, wenn der das durchzieht, dann kommst du zu spät…. Zum Glück kam noch ein anderer, der wohl mehr Erfahrung hatte, er stoppte das gerade eingeleitete und verfuhr wie gewohnt. Ok, raus hier und los. Mein Maps ging nicht die Telefonkarte von Finnland funktionierte nicht, ich hatte mir zum Glück den Weg schon für Offline gespeichert. Mal hier rum mal da einen noch schnell fragen und schon stand ich vor der deutschen Flagge. Kurzer Blick zur Uhr, ha, 10:00 Uhr. Der Wachmann kam gleich auf mich zu gerand und meldete mich an, man wartete schon auf mich. Mensch bist du wichtig.

Ein kurzes Gespräch über den Ablauf, mein einziges weißes Shirt mit dem Aufdruck der Tour angezogen und die Fackel zusammenbauen. Das Rad stand im Hof der Botschaft und da baute ich auch schnell die Fackel zusammen, das Wachpersonal war gleich zur Stelle, und schaute sich die Sache etwas näher an, kurze Erklärung, alles gut. 

Wieder rein, Herr Friedrich und ein Sekretärin warteten ja auf mich, alles gut, es konnte los gehen. Wir haben erst einmal ein paar Bilder gemacht, ohne Feuer weil wie drinnen waren, in Russland sind wir zum Abschied noch mal raus und haben sie entzündet, wenn dann richtig hatten sie dort gesagt.

Das Gespräch war sehr gut, in Schweden wird, nach Aussagen von Herrn Friedrich, einiges für die Inklusion getan, man scheint dort schon einen Schritt weiter zu sein, das geht soweit, dass der König dem paralytischen Team der Schweden die Landesfahne persönlich überreicht hat. Schön.

Nach dem Interview hatten wir noch etwas Zeit zum plaudern, ich bekomme immer mehr Informationen was unsere Vertreter im Ausland alles so wichtiges treiben, gerade ist einiges los weil die Britten das Boot EU verlassen haben.

So in Finnland waren alle Läden zu, heute ist Montag und du besorgst dir hier einen Tacho. Die Zusammenzählerei  jeden Tag der Kilometer nervt.

Zwei Läden hatten keinen, waren eher Werkstätten und der dritte, wollte für den einfachsten Tacho 70 € haben. Ich zähle braf weiter meine Kilometer……

Von der Stadt habe ich nicht viel gesehen, ich wollte erst einmal wissen wie ich hier raus komme und den Tacho haben, na Tacho war nicht und das Fahren auf den Europastraßen ist hier nicht erlaubt. Überall die verhassten Schilder mit dem Fahrrad drauf, das Schild wo dann noch der Strich durch ist. Schei…

Mir bleibt also nichts übrig als die Suche bei Maps fürs Fahrrad einzugeben. Radwege gibt es hier reichlich und gut. Was mich beim benutzen von Radwegen immer nervt ist, dass du immer im Zick Zack durch die Gegend fährst und ständig prüfen musst wann du mal wieder abbiegen musst, man kommt nicht voran. Nun ist es so, dass ich gleich am ersten Tag noch über 100 km gemacht habe. Ich bin ganz weit vorne, die nächsten Tage werde easy. Es ist Gegenwind und es stört mich nicht einmal ein bisschen, ich habe alle Zeit der Welt.

Die viertausend Kilometer habe ich heute auch geknackt, ha. Als ich das Bild gemacht habe, da habe ich mir durch Zufall mal meine Decke hinten angesehen, da kommt schon der Pannenschutz durch, ups. Eigentlich könnte ich die Decken noch einmal wechseln. Vorne nach hinten und anders herum. Ich habe aber keine Lust, ich habe mir vorgenommen so lange zu fahren bis es einen Knall gibt oder ich zu Hause bin. Ich bin gespannt und hoffe, dass der Reifen nicht beim Start in Flensburg platzt.

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