27. - 28. Juni / Russland

 

Hier seht ihr meine aktuelle Position.


27.Juni / Russland / Neues von Did

Ich startete relativ spät. Didi hatte sich am vorabend noch gemeldet und angefragt wo ich bin, er war 250 km vor Tschita. Wir lagen gut 900 Kilometer auseinander. Ich war echt vor ihm, toll wir würden uns noch einmal sehen bevor er in Never nach Norden in Richtung Magadan abbiegen wird. Echt coll wir hätten einen Tag und zwei Camps Zeit uns die Erlebnisse der letzten Wochen zu erzählen.
Ich trödelte so vor mich hin und dachte über die letzten Tage nach, über die vielen tollen Menschen die ich getroffen habe und die mein Leben echt bereichert haben. Es klingt blöd aber ich habe das alles nur meinen Tumor zu verdanken, alle diese Dinge hätte ich ohne ihn niemals gemacht. Mir würde es gesundheitlich besser gehen aber ich wäre um einige tolle Erlebnisse ärmer...
Dieses Land ist ein Hammer, wer davor keine Ehrfurcht hat der hat es nicht verstanden. Als ich die ersten Male hier war da war mir schon klar, dass das hier etwas ganz Besonderes ist. Du stehst auf einem Berg und schaust in die Ferne, am Horizont siehst du Wälder und Berge, du weißt genau dahinter befindet sich das gleiche und dahinter auch. Vor dem Ural sieht es so aus, dass dann wenigstens von Zeit zu Zeit eine große Stadt kommt. Wenn du hier fährst ist es eigentlich das gleiche, Berge und unendliche Wälder aber dazwischen ist fast nichts. Die Straße ist absolut super, es herrscht ja auch kaum Verkehr.
Du sitzt auf deinem Fahrrad und denkst, dass es Wahnsinn ist, dass du 2.500 Kilometer nur bis zur nächsten Stadt brauchst bei uns hast du da schon einige Grenzen übertreten. Dieses Land ist Wahnsinn.
Morgen triffst du Didi, ging es mir immer durch den Kopf. Stark ganz stark - wie er immer sagt.


28.Juni / Russland / Ich wusste es die ganze Zeit

Die zweite Nacht mit Gewitter, ein Gewitter hier ist wie ein Weltuntergang. Donner und Blitze die viel Stärker sind als bei uns. Es kommt einem so vor als ob die Gewitter bei uns noch üben um dann hier mal einen richtigen Auftritt hinlegen zu können. Der Boden bebt wenn über dir der Donner grollt und explodiert. In der ersten Nacht hatte ich schon geschlafen und wurde mit einem Knall geweckt der mich völlig Schlaftrunken zusammenfahren lies. Irre. Mein Zelt hat zum ersten Mal Wasser hinein gelassen, nicht viel zum Glück aber ich muss unbeding die Nähte abdichten. Erste Aufgabe für Japan, hoffen wir die Gewitter hier sind vorbei.

Ich fuhr gerade einen dieser laaaangen Anstiege an. Echt scharf. Ich habe mal spaßeshalber die Zeit gestoppt bei einem dieser Aufstiege. Sie sind nur selten steil. Wenn das so ist kannst du dich schon auf schieben einstellen. Nein meistens sind sie ewig lang. Auf einer dieser Strecken bin ich 22 Minuten zwischen dem ersten und zweiten Gang wechselnd gefahren. Und so geht das den ganzen Tag. Ewige Abfahrten, nicht schnell, so 45 km/h, und dann im Schneckentempo wieder hoch. Ich schätze mal du pendelst so zwischen 400 und 600 Meter über Null.

Ich wusste das Didi irgendwas blödes Macht wenn er mich endlich eingeholt hat aber ich wusste noch nicht was. Irgendwann an einem dieser ewiiiiigen Aufstiege rollte er vorbei ohne alles. So etwa hatte ich es mir vorgestellt und er wäre nicht der sympatische Kerl wenn er den nächsten Berg nicht auch noch genommen hätte ohne auf mich zu warten. Ich strampelte und strampelte. Dieser blöde Hund, ging es durch meinen Kopf und dabei lachte ich herzhaft auf meinem Rad.

Am zweiten Berg musste ich oben halten, ich hatte Durst. Wie ich so in meinen Taschen stöberte nach Wasser hörte ich den Klang meines Namens durch die Berge hallen. Didi stand am anderen Ende der Anhöhe und wartete. Jetzt ging es ihm nicht schnell genug. Ich lies mir Zeit und aß noch einen Keks. Wir hatten uns wieder, eine herzliche Umarmung und schon war die Frage beantwortet "Ja ich komme mit dir mit bis zum Abzweig." Ein toller Abend war vorprogrammiert.....

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