30. November - 02. Dezember
Mit dem Fahrrad durch Australien
Hier seht ihr meine aktuelle Position.
Eine Leseprobe zu meinem Buch HIER
30. November /Australien/ Boh was ist hier denn los?
Radfahrer sind hier nicht sehr willkommen meinte Joel bei der Ankunft zu mir. Als wir uns in Japan trafen und er fragte wo in Australien ich fahren will meinte er mal, dass so 50 Kilometer hinter Sydney das Klima gegenüber Radfahrer besser wird. Ich war jetzt über 100 Kilometer weg und hoffte, dass sich die 50 km nicht noch weiter ziehen.
Fuck you, hörte ich nicht nur zweimal, ich fuhr auf der Straße wie man das tut, man konnte nur vorsichtig passieren, die Straßen sind voll und bis jetzt halten sich die Standstreifen in Grenzen, in den Orten sind oft Radwege, die sind aber mit parkenden Autos zugestellt. Zwischendurch leuchtet mal was grünes durch oder ein Fahrrad ist auf den Boden gepinselt. Die meisten Autofahrer würden schwören, dass die Radfahrer ihnen den Raum zum fahren stehlen, Erstens sind Radfahrer auch Verkehrsteilnehmer und zweites nimmt der meiste Platz das Auto selbst ein, nämlich dann wenn es steht, was es am meisten macht. Es steht am Rand einfach nur rum und macht nichts, ach doch es stiehlt dem Radfahrer Raum damit er den Autofahrern nicht im Weg ist. Ja, Autos müssen irgendwo stehen, Parkhäuser wären gut, so würde der wenige Platz auf unseren Straßen nicht auch noch blockiert von Dingen die nur so rumstehen. Könnten auch Schrankwände oder Dixi Klos sein, sie stehen einfach.
Die Krönung war dann eine Frau, sie brüllte in ihrem Auto rum wie geisteskrank. Sind das die armen Irren Seelen von Nachkommen der vielen Sträflinge die man hier ausgesetzt hat.
Ich habe ja viele Jahre auf dem Bau gearbeitet, ich weiß wie sich das anhört wenn der ¨ einfache Mensch¨ pöbeln artikuliert. Ich schwöre euch, der besoffenste Maurer, der total abgefüllt über die Baustelle nach dem Lehrling brüllt, weil er noch ein Bier braucht würde sich umdrehen und wundern was das für eine ungehobelte Person in dem Auto ist. Man war die Assi.
Hupen, war ganz normal, und ein Polizist war auch bei, er schrie: ¨Nutze deinen Helm¨. Ich habe ihn nur hinten auf dem Rad um ihn zu haben, durch meine fetten Narben am Kopf dröhnt mir der Kopf mit dem Ding. Es war gleich das erste was ich kaufte, Helm, neue Schuhe, so Gummiteile, und ein Adapter für meine Stecker, die haben hier welche die habe ich noch nie gesehen. Mit drei Pinorkels kenne ich ja, die hier sind aber auch noch schräg, wollte man was ganz eigenes haben? Hm.
Ich bin an der Küste angekommen und muss sagen hier ticken die Uhren anders, ich dachte schon Australien ist voller Horror. Die Wege sind gut, sogar klasse Radwege gehen an der Küste lang.
Einen Kakadu wollte ich früher auch immer haben, hier fliegen sie einfach so durch die Gegend, Schwärme von 20 bis 30 sind keine Besonderheit. Sie sind echt schön mit ihrem gelben Kamm, beim fliegen erkennt man sie kaum, man vermutet nur, dass sie es sind weil sie so schön weiß sind. Aber sie verraten sich sehr bald, sie schreien und das unverkennbar.
Eine Frau füttert einen ganzen Schwarm der bei ihr vor dem Balkon im Baum sitzt, sie kennen das wohl schon. Kaum ist das Brot draußen auf dem Weg stürmen etwa 20 Tiere aus dem Baum auf den Balkon zu. Cool, sie füttert die wie bei uns die alten Leute die Tauben, ganz normal.
Immer wenn ich eine kurze Pause mache dann schaue ich nach E-Mails - die Bestätigung der Botschaft in Cenberra ist da. Jups, super. Wieder eine Station für die Inklusion braucht Aktion Tour......
01. Dezember / Australien
Nachdem ich mich gestern beim erklimmen dieses echt üblen Passes, nicht weit von Sydney, immer damit beschäftigt habe ob es gereicht hat noch einmal alle Freunde und Begleiter meiner Tour im Netzt aufzurufen abzustimmen, ich lag immerhin nur auf Platz vier, kam heute das Endergebnis.
Zweiter Platz, der zweite Platz ist leider nicht der Erste. Eigentlich eine gute Platzierung aber schon nach ein paar Tagen weiß keiner mehr wer eigentlich der zweite war.
Caro von MTB Travel Girl hatte den ersten Platz belegt, sie schrieb mich an und nach ein paar Nachrichten hin und her stellten wir fest, dass wir uns nur um ein paar Tage in Australien verpassen werden. Schade hätte gut gepasst, wer verabredet sich schon am anderen Ende der Welt zu einer kleinen Radtour.
Mein erstes mal Zelten seit Monaten stand an, ich kann es noch, das Aufbauen geht mir locker von der Hand. Wo ich immer Angst habe ist beim aufstehen, ich fürchte, dass ich mal das Gleichgewicht verliere und ins Zelt krache. Das wäre es, Totalschaden und ich oben auf. Ich übe jeden Tag das Aufstehen aus der Hocke, ich will es schaffen ohne mich abzustützen oder mich festzuhalten. Das ist mein erklärtes Ziel am Ende der Reise.
Das ganze hier soll ja auch was bringen für meine täglichen Abläufe....
Ach hatte ich erwähnt, dass ich meinen dritten Platten auf der Reise hatte weil ich mir was eingefahren habe, so kleine Drähte von diesen schei.... runderneuerten Reifen. Die liegen überall auf den Highways dieser Welt rum. Die sollte man verbieten, wenn so ein Ding wegfliegt ist die Hölle los, ich habe das, zum Glück, mal vom Weiten auf meiner Route 66 Tour gesehen. Ein irrer Flug von Gummiteilen und der große Lappen Gummi dreht sich noch ewig um den Reifen und macht dann einen Abflug im hohen Bogen.
02. Dezember/ Australien /
Speiche gebrochen, wieder ist eine Speiche zum Teufel gegangen und ich habe es erst einmal gar nicht gemerkt.
Erst gab es ein Geräusch als ob ein Stock irgendwo am Rad hängt und an der Speichen hängen bleibt, pling pling pling. Ich hielt an und schaute nach nichts. Wieder anfahren, pling pling pling. Wieder stoppen, nichts zusehen. Ich verfluche meine Augen in solchen Situationen immer. Ich bin nicht blind, ich sehe alles, aber die Orientierung auf kurze Distanzen ist extrem schwer, ich muss die Dinge dann besser ertasten, aber was willst du ertasten wenn du nicht weißt wo es ist.
Pling pling pling, ich fuhr einfach weiter, irgendwann bleibt der Stock hängen und fliegt weg. Ein schabendes Geräusch gesellte sich dazu, nicht bei jeder Umdrehung, es klang als wenn ein kleiner Stein zwischen Riemen und Riemenscheibe gelandet wäre, ein malendes Geräusch. Das kenne ich schon, meist ist es wenn Splitt neu auf Straßen gestreut wird. Als ich den Riemen hatte machte ich mir noch Sorgen darüber, jetzt weiß ich, dass da nichts passiert.
Nach etwa einem Kilometer wiederholte sich das Ratschen als wenn ein Stein zermalen wird bei jeder Umdrehung, das konnten keine Steine sein die hochgewirbelt wurden vom Vorderrad.
Jetzt konnte ich nicht mehr treten, ein Stein schien doch zu verhindern, dass ich die Kurbel weiter nach vorne bewege, ich wollte einfach zurücktreten und den Leerlauf nutzen, es bewegte sich nichts. Mist, hatte sich das etwas verkeilt?
Ich stoppte und suchte wieder, wieder verfluchte ich meine Augen. Es nutzt nichts, du hast diese Behinderung und jetzt bleib ruhig, Hier bist nur du Mapsi und der Junior. Mapsi hat keine Ahnung von Bikes, typische Fachkraft, kann nur das was sie gelernt hat, Richtungen weisen, das war es. Der Junior ist der Patient. Nur du kannst es lösen. Es konnte nur etwas vorne am Riemenrad sein oder hinten. Im schlimmsten Fall war die Nabe im Arsch. Ich schaute vorne, nichts zu sehen, ich schaute hinten, und ich traute meinen Augen nicht. Eine gebrochene Speiche hatte sich zwischen Riemen und Riemenscheibe verkeilt. Für mich stand fest, dass das den Riemen total beschädigt haben musste. Die verdammte Speiche wollte sich nicht lösen lassen, rohe Gewalt, ich haste das, meist geht was über den Jordan. Zange raus und ziehen. Das ging aber leicht. Alles drehte sich wieder, die Speiche war aber so verbogen, dass ich noch ewig gefummelt habe bis sie raus war. Neue Speiche rein, alles prüfen, sieht gut aus, nichts abgebrochen oder beschädigt. Na dann ab in den Sattel und weiter geht es.
Die ersten beiden Tage in Australien waren gut, ich hatte schon Angst es würde zu heiß werden, in Neuseeland meldete man eine ungewöhnliche Hitzewelle. Na hier ist auch Sommer, aber ein verregneter. Immer gab es mal Sonne und mal Regen. Die ständige Sachen wechselei geht mir auf den Kranz. Es ist hier aber leider nicht so warm wie in Süd-Ost-Asien. Da hatte ich seltenst meine Regensachen an. Regen war wie warm duschen und nach 30 Minuten warst du wieder trocken. Ich überlegte noch ob ich meine Regensachen anziehe, boh, stoppen und dann wieder diese Fummelei.
Der pechschwarze Himmel erleichterte mir meine Entscheidung etwas, und gut so, ich war kaum umgezogen, da flog der Regen mir waagerecht mit großen Tropfen ins Gesicht, die Brille war dicht. Als ich sie abgesetzt hatte und in die Tasche steckte da schaute ich mich um. Der Regen prasselte auf meine Kapuze wie Drumsticks von Peter Criss (der Schlagzeuger von Kiss) bei seinen besten Schlagzeugsolos. Die ersten Autos hielten und machten die Warnblinkanlage an. Ein Unwetter vom feinsten. Nach und nach hielten alle. Die, die Anfangs noch langsam weiter fuhren hielten etwas bergab an. Der Standstreifen war zu der Freeway frei. Die Wischer der Autos schafften es nicht mehr. Kleiner Schlenker nach rechts und schon rollte ich bergab an allen vorbei. Super so ein Unwetter, der einzige der fährt ist der Radfahrer aus Deutschland. Das hätte man eigentlich filmen müssen....
Ich bin ein Mensch der seine Freiheit über alles liebt. Schon als Kind war die schlimmste Strafe Stubenarrest. Das war die härteste Strafe für mich, darum wurde sie auch nur im äußersten Fall mal angewendet. Eine Woche war das was es als Strafe gab. Als ich in der Pubertät mal nahtlos gleich noch eine Woche drauf bekam bin ich von Zuhause abgehauen. Vier Tage habe ich mich nicht blicken lassen. Es macht mich ganz verrückt, dass diese Zäune überall sind. Es hat mich schon in den Staaten genervt, Stacheldraht wo man hinsieht. Wenn dann mal eine Einfahrt kommt ist da meistens ein Tor. Man wie vermisse ich da Russland, Das Land gibt dir wirklich ein Gefühl von grenzenloser Freiheit.
So ein schönes Land doch so begrenzt. Den Stacheldraht direkt an der Straße spannt wohl oft auch der Staat, wohl eher, dass die Tiere nicht durch kommen und auf der Straße landen. Aber selbst wenn noch eine Straße neben der Schnellstraße führt ist dahinter auch gleich wieder ein Zaun. Eine Ranch die es gilt abzuriegeln. Wer so viel Land hat weiß wohl sonst nicht wo es endet. Schade.....
Am 06. Januar haben wir übrigens schon einen neuen Termin für eine live Übertragung gemacht. Es startet wieder um 14:00 Uhr. Im Internet zu hören unter www.rockradio.radio,de Ich hoffe ihr seid dabei.....
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Kommentar von Claudia Harfst |
Wieder sehr anschaulich geschrieben. Das mit der Speiche klingt ja gruselig. Und ja: Es gibt leider viele Assi-Australier, besonders beim Autofahren :-( Kakadus hatten wir auf dem Land (Narrandera – 300km westlich von Canberra) wo ich ein Jahr gelebt habe, in 200er Herden. Sie sind nicht sehr beliebt, weil sie nicht nur Früchte und Blüten abfressen, sondern auch vieles einfach abknipsen und zerstören. Uns haben sie mal über Nacht 2 Aprikosenbäume voll von grünen Früchten komplett leergeräumt! Hast du auch mal Galahs gesehen, rosa-grau-weiße Papageien so groß wie Kakadus? Die sind bei Autofahrern echt gefürchtet, weil sie sich manchmal einfach vom Himmel fallen lassen und klatsch auf die Windschutzscheibe! Oder sie sitzen am Straßenrand, vollgefressen von Korn nach der Ernte, und starten dann ausgerechnet, wenn ein Auto kommt. Sie kommen dann nicht schnell genug hoch, weil sie zu schwer sind, und klatsch. Gruselig. – Deine Fotos finde ich auch super, sie machen alles noch anschaulicher. Die blauen Blüten sind Jacarandas, die liebe ich!
Antwort von Sven Marx