07. - 09. März Seh- und gehbehindert: Mit dem Pino von Berlin nach Tokio
Inklusion rockt & rollt / Deutschland & Polen
07.03.
Früh noch schnell in die Werkstatt, Werkstatt? Muss der nicht zum Start der Reise ans Brandenburger Tor?
Einige denken jetzt wohl "Der hat ja die Arschruhe weg". Ich denke "Der Kunde ist König".
Wir machen ja Stadtführungen, per Rad und auch zu Fuß, also haben wir eine Werkstatt. Diese repariert auch die Bikes der Leute bei uns im Kiez. Andy unser Schrauber ist auf Weiterbildung, wir haben Räder von Kunden angenommen und ich habe versprochen, dass sie bis Sonnabend fertig sind. Da Jürgen und ich echt noch bis Freitag kurz vor meinen Vortrag Interviews gegeben haben wurde ich nicht ganz fertig mit den Rädern. Also Sonnabend vor der Tour noch schnell drei Bikes schrauben.
Die Polizei war schon da und etwa 70 Radfahrer trudelten nach und nach ein. Daniel von Kultrad war auch dabei. Warum erwähne ich ihn extra? Weil er ein Bike mit einer fetten Anlage dabei hatte. Ich wurde bei meiner kleinen Ansprache also vielfach verstärkt und wir hatten Musike bis nach Weißensee. Fast pünktlich starteten wir mit der Polizeieskorte nach Weißensee, ein Bild noch da, ein Interview hier. Ich stoppte das alles irgendwie und eilte mit Jürgen zu Twinni. Das voll beladen Hase Pino setzte sich mal wieder mit uns in Bewegung, nur dieses Mal war es keine Testtour sondern der Start zu einer sechsmonatige Reise.
Die Polizei raste mit ihren Motorrädern vorne weg und sperrte die Straßen, wir fuhren die alte Protokollstrecke. Vor etwas mehr als 30 Jahren wurde die Strecke immer für Erich gesperrt wenn er nach Wandlitz wollte. Heute kommen Jürgen und Svente, also schön die Straßen sperren.
Toller Empfang auf dem Antonplatz. Peter Mandel hatte alles im Griff, die Bühne (ein LKW den mein Schwiegervater morgens schnell geholt hatte) war vorbereitet und die hadiclapped Band spielte schon.
Wir rollten einfach quer über die Berliner Allee auf den Antonplatz, Jubel überall Blitzlicht und das klatschen hörte nicht mehr auf bis wir auf der Bühne standen.
Viele Vertreter von Vereinen, aus dem Parasport und sogar aus der Politik sagten etwas zum Thema - ein Miteinander schaffen - die Veranstaltung war genau das was wir wollten.
Wir wollten zeigen dass Inklusion rockt & rollt
Die Steinlandpiraten spielten, wir lauschten noch etwas den Klängen verabschiedeten uns langsam von Freunden und der Familie, tja und dann zogen wir mit 10 Rädern im Schlepptau weiter.
Noch vor der Stadtgrenze haben wir uns verfahren weil das Navi uns auf einen gesperrten Radweg sendete,. Wir landeten auf einem Weg mit Lehmboden, gleich in der ersten Kurve rutschte uns Twinni unterm Arsch weg, wie in Zeitlupe kippen wir auf die Seite. Wiederanfahren war nicht möglich, das Hinterrad drehte einfach durch, auf einer Eisfäche wäre es nicht schlimmer gewesen. Wir schoben alle vorsichtig die Bikes da raus. Etwas weiter kamen üble Feldwege, wir waren gerade mal etwas aus der Stadt raus und bekamen schon Wege mit Schlamm und Pfützen vorgesetzt, gestern hatte es ja auch den ganzen Tag geregnet, was für ein Mist. Dazu kam dass das Navi auf Fahrradroute eingestellt war und wir schön im Zickzack durch die Gegend fuhren, wir verloren erneut den Weg.
Einige unserer Begleiter drehten ab nach Berlin, ich habe dann umgestellt auf Autoroute und schwups ging es zur Straße, aus den geplanten 35 km bis Rehfelde wurden 44 km. MIST
08.03.
Um neun los. Ich habe nicht gefrühstückt die anderen sind zum Essen gegangen, ich brauche nichts, ich habe die Bilder und die Mails sortiert, mir reicht morgens ein Keks. Bin eher der Typ für ein schönes Abendbrot mit etwas Wein, Freunden und tollen Gesprächen.
Das Wetter ist schon fast ein Geschenk, Sonnenschein. Es geht wirklich gut voran, hier und da mal eine Pause, man merkt schnell, dass die Fahrer der noch verbliebenen Bikes andere Gepflogenheiten auf Reisen haben. Wir sind nur ein paar Hansels also gibt es Lösungen. Wir kommen eigentlich gut voran, doch sind es viele Pausen, der Rhythmus ist zu verschieden.
Im Sommer wäre es kein Problem aber noch wird es um 18 Uhr dunkel, ich bin mit meinen Doppelbildern dann am Arsch, ich muss mich so sehr konzentrieren, dass das Fahren nicht mehr wirklich Spaß macht. Ich dränge drauf uns eine Unterkunft zu suchen und dann einen "Schlanken Walzer" hinzulegen.
Jürgen und ich treten voll in die Pedale, wo es ans Arbeiten geht, weil Hügel kommen, schalte ich den Motor auf ECO und wir lassen uns etwas unterstützen, bloß nicht ins Dunkel kommen. Bloß nicht ....
Kurz vor der Dämmerung kommen wir an, die anderen sind so weit hinter uns, dass wir schon alle Zimmer klar gemacht haben und Plätze für die Bikes organisiert haben.
Ein paar Bier für die Jungs, ein Wasser für mich und deftiges polnische Gerichte geben uns die Energie zurück die über den Tag aufgebracht werden musste.
Gute Nacht John-Boy
09.03.
Am Morgen haben sich Torsten und Alfred dann auch von uns getrennt, nur Harald ist jetzt noch bei uns. Das Tandem hat den Weg zurück angetreten.
Wir fahren Harald hinterher, am Vortag haben unsere drei Begleiter festgestellt, dass die Straße wo wir fahren gut war um gut 120 km zu schaffen, der Verkehr ihnen aber zu dicht ist und sie lieber andere Straßen nehmen. Harald hat einen Weg heraus gesucht der 21 Km länger ist aber nicht so befahren. Jürgen und ich willigen ein ihm zu folgen. anfangs war auch noch alles gut, doch dann kamen Plattenwege und dann Kopfsteinpflaster. Schnelle war klar, dass meine Bedenken berechtigt waren, Jürgen drängte Harald darauf, dass wir wieder auf eine Route gehen wo wir gut voran kommen.
Die verlorene Zeit haben wir am Abend bis auf 10 Kilometer wieder herein gefahren. Es nieselte den halben Tag und als das erste Hotel keine Zimmer mehr hatte, wir noch eine halbe Stunde radeln mussten, es langsam dunkel wurde, war bei mir die Luft raus. Als wir unser Zimmer endlich hatten, die Bikes sicher standen und das Abendbrot ran war, lies ich die beiden alleine ziehen und legte mich eine Stunde hin.
Jetzt sitze ich wieder im Internet, bearbeite Mails, Bilder und schreibe auf was so los war um euch teilhaben zu lassen an unserer Reise.
ich hoffe ihr hattet Freude an meinem "kleinem Tagebuch".
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Kommentar von Reingard stephsk |
Danke für die ersten Berichte. Neugierig auf die nächsten und voll Bewunderung für Euer Unternehmen wünsche ich erst mal gute Fahrt und gutes Wetter.( im Moment siehst nicht so aus) alles Gute
Antwort von Sven Marx
Danke für die guten Wünsche. Tja, wegen dem Wetter ist es am besten gute Kleidung zu haben, ich hoffe unsere ist gut genug.