Unsere Reise / 22.07. / Ein Abstecher nach Hamburg
Kiel ist interessant aber nicht so groß, dass man in jeder Ecke auf etwas Interessantes trifft. Mit Sicherheit hätten wir noch einiges entdecken können, ganz klar. Aber insgesamt hat die Stadt auf uns gewirkt als ob wir alles gesehen haben. Wir mussten uns für den nächsten Tag etwas einfallen lassen, aber was.
Nun ist es so, dass wir zwei oft ins Musical gehen, In Berlin sind wir durch und wenn mal eins nur für ein paar Wochen da ist dann nutzen wir die Gelegenheit. Durch meinen Ausweiß zahlen wir meist viel weniger als normal. Behindert sein hat auch Vorteile, wenn auch nur wenige und eigentlich nicht wirklich wichtige.
Wie wir gestern so saßen und überlegten was noch so im Umland los sein könnte kam mir die Idee die Räder stehen zu lassen und nach Hamburg mit dem Zug zu fahren. Hamburg ist eine Stadt die mich schon immer interessiert hat, die Filme mit Hans Albers und die Musik von Udo Lindenberg sind mit ein Grund dafür.
Aber was macht man in Hamburg? – Musical ist gut. Wir wollten uns schon lange ¨Das Phantom der Oper¨ und ¨Rocky¨ ansehen. Um aber für ein Musical nach Hamburg zu fahren, dafür hat es noch nicht gereicht, wenn die Überlegung auch oft da war.
Eine Stunde Fahrt ist nicht viel, ein preiswertes Hotel zu finden war nicht schwer, ja, und im Sommer gibt es immer Angebote, für viele Bühnen, die man nicht ausschlagen kann, man spart bis zu 50%. Wir waren also innerhalb von 30 Minuten surfen im Internet wieder voll im Rennen. AUF NACH HAMBURG. REEPERBAHN DAS POWER-TEAM IST UNTERWEGS !!!
Frühstück im Bahnhof, noch etwas auf den Zug warten und los. Ich liebe Bahnhöfe sie haben etwas mit Neuem, Unentdecktem zu tun, man weiß nicht was kommt. Dieses Gefühl habe ich auf Bahnhöfen mehr als beim Reisen mit dem Auto, dem Motorrad, dem Flugzeug oder dem Rad. Ich glaube es liegt daran, weil ich in meiner Jugend die Welt mit der Bahn eroberte. Erst die Ostsee und dann der Ostblock, eine Reise bis Ungarn dauerte zwei Tage, waren das noch Zeiten als die Welt sich langsamer drehte.
Der Bahnhof von Hamburg-Altonar ist eine Erscheinung für sich, es fehlen überall die Deckenverkleidungen, oder waren da nie welche dran, Rolltreppen funktionieren nicht oder sind vielleicht nur aus und an jeder Ecke liegen Leute rum. Es kommt mir so vor als ob das Gefälle von Arm und Reich hier noch größer ist als in Berlin. Liegt wohl daran, dass bei uns nicht so viele Millionäre wohnen wie hier. Berlin ist eben Arm aber Sexy…..
Insgesamt fühlte ich mich trotz des Drecks auf dem Bahnhof wohl, eine Großstadt eben und neben Berlin wohl auch die einzige deutsche Stadt die diesen Namen verdient hat, wenn ihr auch gut noch gut 1,6 Millionen Menschen fehlen um an Berlin dran zu kommen. Aber mit fast 2 Millionen Menschen ist Hamburg im Vergleich zu allen anderen Städten in Deutschland groß. Und als Großstadtkind merkt man gleich ob eine Stadt in Bewegung ist oder nur da. Riesige Städte sind nicht ordentlich und angepasst, sie sind laut, schmutzig und jagen Menschen die das nicht kennen oft auch Angst ein.
Annett ist eigentlich ja auch ein Großstadtkind aber sie hat auch so ihre Probleme mit den Dingen die Großstädte so mit sich bringen. Wenn irgendwo viele rumlungern oder ein Betrunkener etwas lauter seinem Unmut über diese Welt zum Vorschein bringt will sie nur weg. Ich frage mich immer warum sie so ist, sie kommt doch aus Berlin und nicht aus Kleinsiehstdenicht wo um 20:00 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Na egal sie ist so, ich kenne das ja. Vielleicht hat sie auch mehr Angst um mich als um sich selbst, weil ich vor einer Gefahrensituation nicht schnell wegrennen könnte oder so.
Wir waren ja eigentlich auf Radtour, also habe ich Sachen dafür mit, ich habe auch ein Polo-Shirt und eine schwarze Hose mit die man Abends beim Essen anziehen kann ohne wie ein Radreisender auszusehen. Es ist aber Funktionskleidung und nicht das richtige für ein Musical. Heißt: nach der Ankunft musste erst einmal eine neue Garderobe her. Jeans wollte ich schon seit Wochen kaufen, noch vor Japan, aber die Zeit war nie da – jetzt schon. Und ein tolles Hemd ist immer zu gebrauchen. Hosen gab es viele aber alle unten auf Röhre geschnitten. Früher nannte man das Schlauchhosen, meine erste hatte ich da war ich etwa zwölf und alle anderen trugen noch die Jeans mit dem weiten Schlag. Die neue Mode hatte es noch nicht über die Mauer geschafft. So blieb eine tolle Hose noch gut zwei Jahre im Schrank und als sie dann zum Einsatz kommen sollte war sie zu klein.
Ich war also schon vor 35 Jahren von dieser Mode genervt worden und so dauerte es etwas bis ich was Passendes hatte, den ich wollte nicht wieder in eine Zeit zurück kehren die ich schon kannte. Die neue Hose hätte nur etwas kürzer sein müssen, ich frage nach einer Änderungsschneiderei im Haus, und Bingo. Die Hose war gekauft und fünf Minuten später, eine Etage tiefer auf dem Tresen. Nach einer kurzen Erklärung, Radreise, Hamburg, Musical, neue Hose, lies die nette Dame alles stehen und liegen und sagte wir sollen in 45 Minuten wieder da sein. Super !
Genaue die Zeit brauchten wir um ein Hemd zu kaufen und dass Annett noch eine rauchen konnte und Kaffee trinken.
Rein in den kleinen Laden und auch gleich umziehen, perfekt, etwas feierlich aber immer noch ich, passt.
Auf ins Hotel, es war schon fast 14.00 Uhr, Sachen abliefern, Zimmer ansehen und schnell frisch machen. Die Reeperbahn hoch und runter, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ansehen die dort sind und weiter zum Fischmarkt, der ist ganz in der Nähe. Hamburg ist cool, eine echte Großstadt, wenn ich hier auch nicht Leben könnte. Nicht mein Ding. Ich bin ein Berliner, die einzige Stadt wo ich rein bin und wo ich auf den ersten Eindruck leben könnte ist Chicago.
Wir mussten nun aber langsam machen, warum wir eigentlich hier waren war ja ein anderer Grund, DAS PHANTOM.
Das Phantom der Oper war ein Hammer, Annett und ich waren uns einig, dass das eins der besten Musical ist was wir je gesehen haben, wirklich toll. Oftmals ist es schwer dem Text zu folgen, auf Grund der Art der Darbietung. Doch die Bühnenshow und die tolle Musik sind faszinierend. Hingehen können wir nur sagen.
Ein toller Abend in Hamburg mit chinesischem Essen von der Ecke und Mineralwasser auf dem Zimmer zum Ausklang.
Einen Kommentar schreiben